Mitte Mai 2021 wurde von den Sonderbeauftragten Deutschlands und Namibias als Ergebnis von neun Verhandlungsrunden seit Ende 2015 ein »Versöhnungsabkommen« paraphiert. Als bislang einzigartigen Schritt einer ehemaligen Kolonialmacht erkennt dieses Abkommen den in Südwestafrika verübten Völkermord politisch und moralisch an. Die vereinbarte »Geste der Anerkennung« wird seither in beiden Ländern kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund stellt dieser Band die verschiedenen Perspektiven vor und lässt dabei unterschiedliche Stimmen aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur in Deutschland und die Sicht der Betroffenen in Namibia zu Wort kommen. Damit soll die Bandbreite der Meinungen und Versuche zur Bearbeitung der kolonialen Hinterlassenschaften am Beispiel des deutsch-namibischen Beziehungsgeflechts, aber auch im Umgang mit der Erinnerung an Massengewalt und Genozid in der Geschichte insgesamt dokumentiert werden.
Henning Melber Bücher






Solidarität mit Zimbabwe
40 Jahre Zimbabwe Netzwerk: Geschichte, Analysen, Perspektiven
2022 wurde das Zimbabwe Netzwerk 40 Jahre alt. Als eine zivilgesellschaftliche Initiative, motiviert von praktischer internationaler Solidarität, zieht das Netzwerk selbstkritische Bilanz seiner Tätigkeit in und zu dem Land, das 1980 unabhängig wurde. Dieser reich bebilderte Band versammelt Beiträge der Aktivist*innen während der vier Jahrzehnte sowie externe Perspektiven zur Standortsuche internationaler Solidarität in sich wandelnden Zeiten, konfrontiert mit den Grenzen der Befreiung unter einer Befreiungsbewegung an der Macht. Zu Wort kommen zahlreiche einschlägig im Netzwerk Engagierte, Stimmen aus Zimbabwe und der internationalen Solidaritätsbewegung. Die Herausforderungen einer den Menschenrechten verpflichteten Solidarität werden am Beispiel Zimbabwes beleuchtet und prüfend reflektiert – ein konstruktiver Versuch einer notwendigen Debatte um die Grenzen und Möglichkeiten solidarischen Handelns und des Umgangs mit enttäuschten Hoffnungen auf der Suche nach neuer Sinnhaftigkeit.
Ein Jahrhundert nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft rücken allmählich im öffentlichen Diskurs Aspekte eines deutsch-afrikanischen Verhältnisses in das Blickfeld, die sich mit den anhaltenden strukturellen und mentalen Folgen hier wie dort auseinandersetzen. Der Band präsentiert fast alle Aspekte des deutschen Verhältnisses zu Afrika. Die Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft offerieren Einblicke und Analysen, die auch die afrodeutschen Sichtweisen umfassen und die über das offizielle Terrain weit hinausgehen. Die vielfältigen Kapitel zeichnen so ein nuanciertes Bild der Geschichte und Gegenwart einer komplexen Beziehung. Die Gesamtbilanz verdeutlicht, dass die deutsche Gesellschaft mehr von einem Austausch mit Afrika geschuldeten Elementen geprägt ist, als dies weithin bewusst ist. Damit eröffnet der Band eine Perspektive für die Zukunft der deutsch-afrikanischen Beziehungen
G8 macht Politik
- 192 Seiten
- 7 Lesestunden
Anliegen und Zielsetzung des Readers ist es, die G8-Politik als Hegemonie eines exklusiven Clubs und die Folgen solcher „Architektur“ für die Weltgesellschaft transparent zu machen. Anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm im Juni 2007 unter deutscher Präsidentschaft versammelt der Band international renommierte Fachleute, engagierte Wissenschaftler und Aktivisten. Ihre Beiträge liefern solide Bestandsaufnahmen und begründete Standpunkte zum Führungsanspruch der G8 und den Folgen neoliberaler Strategien. Einige der Autoren (wie auch die Herausgeber) haben am Weltsozialforum (WSF) in Nairobi im Januar 2007 teilgenommen und dort über Entwürfe und Protestformen der globalen Gegen-Bewegung mitdiskutiert. Ihre Analysen dazu finden in dem Band Berücksichtigung. Der Band entsteht in Zusammenarbeit mit der Dag Hammarskjöld Stiftung, Uppsala.
Genozid und Gedenken
Namibisch-deutsche Geschichte und Gegenwart
1904 begann im damaligen Deutsch-Südwestafrika ein Vernichtungsfeldzug gegen Teile der einheimischen Bevölkerung, die sich gegen die deutsche Fremdherrschaft gewehrt hatten. Ein Jahrhundert danach setzen sich die Beiträge dieses Bandes aus europäischer nachkolonialer und kolonialismuskritischer Perspektive mit diesem ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts anhand verschiedener Themenschwerpunkte auseinander. Historiker, Politikwissenschaftler, Soziologen und Juristen rekapitulieren die geschichtlichen Ereignisse und hinterfragen Formen des Umgangs mit dem kolonialen Genozid in Namibia und Deutschland. Dieser Erinnerung und Aufarbeitung eines unerledigten (geschweige denn bewältigten) Kapitels deutscher und namibischer Geschichte kommt tagespolitische, sozialkulturelle Bedeutung in beiden Gesellschaften zu. Die inhaltliche Auseinandersetzung rührt an Identitäten und fordert zu deren selbstkritischer Prüfung heraus. Ein Beitrag zur aktuellen Standortsuche und -bestimmung der deutsch-namibischen Beziehungen im Schatten von kolonialer Altlast.
Beiträge von Sufian Hemed Bukurura, Clement Daniels, Reimer Gronemeyer, William Heuva, Reinhart Kössler, Colin Leys, Minette Mans, Henning Melber, Andre du Pisani, Matthias Rompel, John S. Saul, Christopher Saunders 2004 jährt sich der Krieg gegen Teile der Bevölkerung im damaligen 'Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika' zum hundertsten Male. Den drei Jahrzehnten des deutschen Siedlerkolonialismus folgte die südafrikanische Fremdherrschaft. Gegen sie führte seit 1960 die SWAPO of Namibia den organisierten und bewaffneten Befreiungskampf. Die lange Geschichte von Unterdrückung und Widerstand fand erst ihr Ende, als die SWAPO in einem von den Vereinten Nationen überwachten Übergangsprozess zur ersten Regierung der im März 1990 proklamierten Republik Namibia gewählt wurde. Der Prozess des politischen Wandels mündete seither in neue Formen gesellschaftlicher Herrschaft. Unter der Befreiungsbewegung an der Macht werden in der politischen Ideologie und Praxis des heutigen Namibias die Grenzen zivilgesellschaftlicher Errungenschaften deutlich. Mit diesem Band liegt die erste kritische Analyse wesentlicher Aspekte gesellschaftspolitischer Kultur im nachkolonialen Namibia vor. Die Autoren zeigen damit auch die Grenzen von Befreiung im Sinne gesellschaftlicher Emanzipation in der einstigen deutschen Kolonie auf.
Understanding Namibia
- 300 Seiten
- 11 Lesestunden
The book offers a frank account of an African state that shook off colonial rule but has yet to see the fruits of independence distributed evenly among its people. Drawing on inside knowledge of SWAPO, the anti-colonial liberation movement, the author provides a valuable case study of nation building in the modern era.