Der Band versammelt die Beiträge zum Symposium 'Künstlerische Bildung und die Schule der Zukunft', welches im Oktober 2001 an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Landesakademie Schloss Rotenfels stattfand. Im Mittelpunkt steht die Frage nach innovativen Ansätzen einer Kunstpädagogik, die die Ausbildung eines selbstbestimmungsfähigen Subjekts inmitten einer komplexen Gesellschaft und einer von den Inszenierungen der Medien geprägten Kultur verfolgt. Der Begriff der künstlerischen Bildung steht dabei für das Unternehmen, Kunstdidaktik als Kunst zu betreiben. In Abgrenzung gegenüber traditionellen Formen des Kunstunterrichts soll in künstlerischen Prozessen künstlerisches Denken und Handeln geschult werden. Die dabei zu entwickelnden Fähigkeiten sind von grundsätzlicher Bedeutung für die Lebenskunst, die Herausforderung an jeden Einzelnen, in der Vielfalt der nachmodernen Gesellschaft selbst seinem Leben Sinn und Gestalt zu geben. Die Beiträge des Buches eröffnen die Spannweite künstlerischer Bildung zwischen Unterrichtsfach und Lernprinzip. Neben grundlegenden Theoriebildungen steht vor allem die Darstellung von Praxismodellen aus Schule und Hochschule im Vordergrund. Darüber hinaus erfährt die künstlerische Bildung eine Verortung in die gegenwärtige kulturwissenschaftliche Debatte durch Beiträge aus der allgemeinen Pädagogik und der Philosophie.
Carl-Peter Buschkühle Bücher






Ist die Kunst obsolet als Bildungsgegenstand in einer Kultur, in der Massenmedien einen zentralen Einfluss auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene ausüben? Sollte sie aus den Bildungsplänen verbannt werden? Künstlerische Bildung vertritt ein anderes Verständnis von Kunst, das sie als grundlegende Weise des Denkens und Handelns begreift, in die alle Formen von Bildern und kulturellen Handlungen einfließen. Das Buch beginnt mit einer Kritik an einflussreichen kunstpädagogischen Positionen, die hinsichtlich ihres Kunstverständnisses und ihrer Tragfähigkeit untersucht werden. Anschließend wird der oft als gewagt betrachtete Versuch unternommen, die Frage zu klären, was Kunst eigentlich ist. Im Bildungsrahmen zielt diese Frage darauf ab, die Einflüsse der Kunst auf das Denken zu ergründen. Eine Theorie des künstlerischen Denkens bildet die Brücke zwischen kunsthistorischen und philosophischen Erörterungen sowie empirischen Darstellungen der Praxis künstlerischer Kunstpädagogik. Das Buch zeigt, wie sich eine solche Kunstpädagogik in Projekten umsetzen lässt, indem es grundlegende Strukturen, Methoden und Arbeitsweisen vorstellt und Beispiele aus der Bildungspraxis dokumentiert. Diese Beispiele, die in verschiedenen Altersstufen und zu unterschiedlichen Themen durchgeführt wurden, verdeutlichen die Grundfragen der künstlerischen Bildung.
Nach dem InSEA-Kongress 1987 in Hamburg fand vom 17. bis 20. Juli 2007 der internationale Kunstpädagogik-Kongress 'horizons/horizonte – insea2007germany' an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe statt. Dies war der erste Kongress dieser Art in Deutschland seit 20 Jahren und reiht sich in bedeutende InSEA-Kongresse ein, die seit 2002 weltweit stattfanden. Der Kongress hatte das Ziel, Innovationen in der Kunstpädagogik zu präsentieren und zu diskutieren. Dabei wurden sowohl aktuelle Entwicklungen als auch Reformpotenziale für Bildung und die Zukunft von Schulen und Hochschulen thematisiert. Der Austausch über ästhetisch-künstlerische Bildung wurde intensiv gefördert, wobei die deutsche Kunstpädagogik, einst international führend, in den aktuellen Debatten kaum wahrgenommen wurde. In Heidelberg und Karlsruhe konnten jedoch innovative deutsche Konzepte in den internationalen Diskurs eingebracht werden, während ausländische Kolleginnen und Kollegen die deutsche Fachentwicklung bereicherten. Der Band enthält ausgewählte Beiträge aus den Kongressteilen zu den Bereichen 'Konzepte', 'Projekte' und 'Visuelle Kultur' und versteht sich als erster Schritt zu einer Sammlung zeitgenössischer Überlegungen zur internationalen Kunstpädagogik. Auf 600 Seiten und mit rund 280 Abbildungen bietet er eine umfassende Auseinandersetzung mit zentralen Fragen der nationalen und internationalen Fachentwicklung
Bildung zwischen Standardisierung und Heterogenität
- 237 Seiten
- 9 Lesestunden
Heterogenität und Standardisierung bilden in der aktuellen bildungspolitischen Diskussion ein extremes Spannungsfeld: Auf der einen Seite ist gesellschaftlich eine - noch immer - wachsende Differenzierung und Pluralisierung zu verzeichnen, während gleichzeitig Standardisierungen im Bildungswesen zur Lösung des identifizierten Kernproblems 'Leistungsheterogenität' entwickelt werden. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes konfrontieren in ihren Beiträgen das aktuelle Bildungsgeschehen mehrdimensional mit Widersprüchen und verschiedenen Interpretationszugängen und geben Antworten auf die Frage: Steht das Bildungssystem vor einer neuen Zerreißprobe?
Kunstpädagogik der Gegenwart kann in diesem weit gewordenen Feld der Kunst nicht mehr die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten auf formaler Ebene in den Vordergrund stellen, wie es eine Kunstpädagogik der Moderne, z.B. die Reinhard Pfennigs oder des frühen Gunter Otto, tat. Gleichwohl gehört diese Art von Kunstunterricht weiterhin zum Traditionsbestand an deutschen Schulen. Es ist weiterhin fraglich, ob es in einer zeitgenössischen künstlerischen Bildung darum gehen kann, systematische Kenntnisse über die Kunst der Gegenwart und der Vergangenheit zu vermitteln. Kunst selbst entgrenzt sich und tut dies unter Erkundung ihrer eigenen Merkmale
Diese Arbeit untersucht das Kunstpädagogische als zentrales Motiv in der Kunst von Joseph Beuys. Den Kern bildet eine exemplarische Interpretation des Gesamtwerkes unter diesem Aspekt. Daraus werden Anforderungen und Perspektiven für die künstlerische Bildung abgeleitet, wesentliche Gesichtspunkte werden in einen kritischen Bezug zur gegenwärtigen ästhetischen und kunstpädagogischen Debatte gestellt.