Namenlos
Menschen mit geistiger Behinderung verstehen




Menschen mit geistiger Behinderung verstehen
Die Bedeutung des „ganz normalen“ Alltags in der Betreuungsarbeit wird durch die Verbindung von psychoanalytischer Theorie und pädagogischer Praxis nachvollziehbar und in Dialogform dargestellt. Was bedeutet der Begriff Integration für die Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung, die Jahrzehnte ihres Lebens in psychiatrischen Anstalten unter schlechtesten Bedingungen verbringen mussten? Die Ausgliederung und gesellschaftliche Reintegration von Menschen mit geistiger Behinderung aus einer psychiatrischen Anstalt wird in Form von Dialogen der drei Autorinnen dargestellt und gibt Antwort auf die Eingangsfrage. Während ihrer Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum wurde die Brisanz und Ambivalenz dieser Frage immer deutlicher. Erst durch die Verbindung von psychoanalytischer Theorie und pädagogischer Praxis wird hier die Bedeutsamkeit des „ganz normalen“ Alltags in der Betreuungsarbeit sichtbar. Ausgehend von konkreten Erfahrungen aus dem pädagogisch-betreuerischen Alltag in Wohngruppen wird aufgezeigt, dass diese Verbindung andere Möglichkeiten des Verstehens schafft. Mit psychoanalytischer Deutung und Erläuterung werden Entwicklungen durchsichtig und nachvollziehbar. Somit können sich neue Entwicklungsräume öffnen. Daraus entwickelte sich eine Arbeitsform, die sich als ungewöhnlich fruchtbar erwies.
Spezifische Bedingungen, die die Sozialisation eines geistig behindert Menschen bestimmen. Dazu gehören die Instanzen der Diagnosestellung, die primäre Umwelt sowie die spezifischen Behandlungsmethoden. »Für mich besteht die beeindruckendste Leistung von Niedecken darin, wie sie in ihren Beispielen aus der therapeutischen Arbeit durch ihr psychoanalytisch geleitetes Vorverständnis und der Reflexion des therapeutischen Geschehens zu einem einfühlsamen Dialog mit den Kindern und Erwachsenen gelangt, ohne auf eine bestimmte Technik zu rekurrieren. Ihr therapeutisches Vorgehen ist weniger von einem logischen oder psychologischen Nachvollzug der Entwicklungsgeschichte der jeweiligen Kinder geprägt als vielmehr durch eine, immer wieder aufs Neue zu vollziehende Verständigung auf ein gemeinsam zu bearbeitendes Thema. Niedecken hat dabei deutlich machen können, wie vor allem eigene Widerstande und Abwehrmechanismen diesen Zugang zu einer »Verständigung« verhindern oder erschweren können. Sie hat ebenfalls für mich in überzeugender Weise aufgezeigt, wie solche Abwehrmechanismen und Widerstände in institutionalisierter Form von heilpädagogischen Behandlungstechniken oder -strategien wirksam werden können und dadurch ebenfalls eine Verständigung verhindern. Volker Fröhlich »Psychoanalyse und Behindertenpädagogik«