Experiment Fortschritt & praktizierte Aufklärung
Franz von Anhalt-Dessau zum 250. Geburtstag
Franz von Anhalt-Dessau zum 250. Geburtstag
Grifftabelle mit Spielanleitung für Anfänger
Fürst Leopold III. Friedrich. Franz von Anhalt-Dessau war ab 1758 regierender Fürst bzw. seit 1807 Herzog von Anhalt-Dessau. Gemeinsam mit seinem Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, den er schon 1756 kennengelernt hatte, unternahm er mehrere Studienreisen nach Italien, Frankreich, in die Schweiz, nach Holland und England, wo er umfangreiche kulturhistorische und ökonomische Studien betrieb. Die Kavalierstour des Fürsten Franz zählt zu den beispielhaften Reisen aufgeklärter Fürsten des 18. Jahrhunderts. Heimgekehrt setzte er die auf den Reisen gewonnenen Erkenntnisse in seinem Land um und führte zahlreiche Reformen auf den Gebieten Bildung, Gesundheitswesen, Sozialwesen, Straßenbau, Land- und Forstwirtschaft und Gewerbe durch. Sie machten Anhalt-Dessau nicht nur zu einem der modernsten Kleinstaaten Deutschlands und zum Vorbild für viele andere Reformer, sondern erhöhten auch seine Wirtschaftsleistung erheblich. Seine zahlreichen Bauten führten zu einer klassizistischen Umgestaltung und Erweiterung seiner Residenz Dessau.
Ein Dessau-Wörlitz Lese- und Quellenbuch - chronologisch geordnet
Erhard Hirsch, ein Kulturhistoriker mit Fokus auf die Dessauer Aufklärung, präsentiert ein Quellenwerk zur Rezeption des Dessau-Wörlitzer Kulturkreises durch aufgeklärte Zeitgenossen, das bis in die Neuzeit reicht. Dieses Lesebuch beleuchtet die Euphorie der Dessauer Projekte in den Bereichen Pädagogik, Landwirtschaft, Buchwesen, bildende Kunst und Landschaftsgestaltung, die das Fürstentum Anhalt-Dessau zur „pädagogischen Provinz“ der Zeit machten. Hirsch rekonstruiert die Bewunderung für das Lebenswerk des „Vater Franz“, dessen Reformen durch die preußisch-deutsche Historiographie oft übersehen wurden. Die preußische Sichtweise stellte Dessau, auch als „Irenopolis“ bekannt, in ein negatives Licht, während andere Stimmen, wie die von Karl Emil Franzos und Johann Wilhelm von Archenholz, die Stadt als „Großstadt des Geistes“ und Ort bemerkenswerter Freiheit im Denken lobten. Christoph Martin Wieland bezeichnete Dessau als „Zierde und Inbegriff des 18. Jahrhunderts“. Hirschs Quellensammlung würdigt den Einfluss von Franz von Dessau auf die deutsche Klassik, der bereits in den 1780er Jahren von Carl August und Goethe im Weimarer Ilmpark geehrt wurde.
Erbverbrüderungen, Erbbündnisse und erbliche Verfahren zum Konfliktaustrag sind Vertragsformen, durch die in der von persönlichen Beziehungen und vielfachen Koalitionswechseln geprägten Epoche vom 14. bis zum 16. Jahrhundert generationsübergreifende Kontinuität in den interterritorialen Beziehungen hinsichtlich der Erbfolge, des militärischen Beistands und des Konfliktaustrags erreicht werden konnte. Ziel dieser Untersuchung ist herauszuarbeiten, welche Bedeutung diese Vertragsformen für die Entwicklung der interterritorialen Beziehungen im Reich hatten. Der Ansatz unterscheidet sich von früheren Arbeiten durch die vergleichende Perspektive, wobei neben dem Inhalt der Urkunden auch deren Folgen und Wechselwirkungen behandelt werden. Im Zentrum stehen die erblichen Verträge der reichsfürstlichen Dynastien der Askanier, Hohenzollern, Landgrafen von Hessen, Wettiner und Wittelsbacher, was die Berücksichtigung unterschiedlicher Ausgangslagen ermöglicht. Die Ergebnisse werden durch die Einbeziehung weiterer hochadeliger sowie europäischer Verträge in einen größeren Kontext gestellt.
Gleichzeitig mit dem deutschen Literaturfrühling nahm das Aufklärungszentrum Dessau-Wörlitz unter der Regierung des „Friedensfürsten Vater Franz“ (1740–1817) einen kometenhaften Aufstieg. Unter dem Nimbus des später aufschließenden Kulturzentrums Weimar, vor allem aber auch durch die Friedrichlegende und das bewusste Verschweigen der „Irenopolis“ Dessau durch die preußisch-deutsche Historiographie schwand der Ruhm des „kleinen Musterstaats“ schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Gegen dieses Vergessen ist Erhard Hirsch, „Wiederbegründer und Nestor der Forschung zum Dessau-Wörlitzer Gartenreich“ (Günter Ziegler), mit seinem wissenschaftlichen Lebenswerk auch in zahlreichen Aufsätzen angetreten, die z. T. durch die Umstände der Zeit in nur schwer erreichbaren Zeitschriften erschienen sind. Dieser Band vereinigt eine Auswahl der wichtigsten seiner Arbeiten, mit denen er die Dessau-Wörlitz-Forschung seit 1965 wieder in Gang gesetzt hat.
Dessau-Wörlitzer Gartenreich ; FührerSachgruppe(n):710 Landschaftsgestaltung, Raumplanung
Von der „Zierde und dem Inbegriff des XVIII. Jahrhunderts“ hat Christoph Martin Wieland gesprochen, als er von Dessau-Wörlitz redete. Auch Goethe hat die Gegend als „wohladministriertes und zugleich äußerlich geschmücktes Land“ gelobt. Dabei umfasst der Begriff des Dessau-Wörlitzer Kulturkreises weit mehr als nur den berühmten Park und die in ihm Gestalt gewordene Italiensehnsucht der deutschen Frühklassik. Immer wieder wird ein kleiner Musterstaat beschrieben. Das Dessauer Erbe ist von übernationalem Rang. Es wurde aufgenommen ins UNESCO-Weltkulturerbe. Erhard Hirsch ist der profunde Kenner von Dessau-Wörlitz. Er ordnet es in diesem Buch, das seit 1985 als Standardwerk zum Gegenstand gilt, in das geistige Umfeld jener Zeit, zeigt die humanistischen Leitlinien der Entstehung dieses „Mekkas“ des Fortschritts auf und porträtiert die Männer, die Fürst Leopold III. Friedrich Franz, der „Vater Franz“, um sich versammelte, um dies alles entstehen zu lassen.
Personen - Strukturen - Wirkungen
Licht in die Köpfe zu bringen war das erklärte Ziel der Aufklärer: Wie nirgends sonst wurde die Aufklärung im Fürstentum Anhalt-Dessau demonstrativ praktiziert. Seit der Berufung des verketzerten Johann Bernhard Basedow (1724-1790), der 1774 das Philanthropin (eine Erziehungsanstalt) gründete, war Dessau-Wörlitz in aller Munde. Hirsch mustert kritisch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens an Hand der oft enthusiastischen Lobreden der Besucher und der Publizistik über dieses Zentrum der Aufklärung, wo man Vorurteile abbaute, die Emanzipation der Juden voranbrachte und in einem Gartenreich die pädagogische Provinz und den „Friedensstaat“ der Aufklärung verwirklichte.