In einer historischen Situation, in der die letzten Augenzeugen des Holocaust verschwinden, stellt sich die Frage nach Vergangenheit und Zukunft einer Literatur nach Auschwitz. „Wir brauchen jetzt junge Schriftsteller, die das Gedächtnis der Zeugen, das Autobiographische der Zeugnisse, mutig entweihen. Jetzt können und sollen Gedächtnis und Zeugnis Literatur werden“ (Jorge Semprun). Die vorliegende Arbeit untersucht historische Linien einer „Literatur im Schatten von Auschwitz“, in der – jenseits von Sakralisierung, Metaphorisierung und Metaphysik – das Material der Sprache selbst zum Sprechen gebracht wird. Am Beispiel von W. G. Sebald, Elfriede Jelinek, Raymond Federman, Georges Perec, Helmut Heißenbüttel, Heimrad Bäcker, Jorge Semprun, Peter Weiss u. a. wird die scheinbare literarische Verdrängung oder Marginalisierung von Auschwitz als produktive Auseinandersetzung mit individueller und kollektiver Traumatisierung aufgewiesen. Dabei treten Verfahren, die Auschwitz im Subtext oder in metonymischen Konstruktionen zu fassen versuchen, in den Vordergrund.
Axel Dunker Bücher






Feralion - Die Legende vom wilden Kind, Science Fiction, Krimi
Wenn Steine erwachen
Die friedlichen Zeiten im NOW-Universum scheinen zu Ende zu gehen. Auf dem Gefängnisplaneten Jis-Hayden spürt der Fereen Kyr, dass eine düstere Bedrohung heraufzieht. Als seine Freundin, die Tänzerin Dashtaree, verschwindet, ahnt der Junge, dass es in der Todeswüste Hells Dell ein Geheimnis gibt, dem er sich stellen muss. Innere und äußere Welten, Zwänge und Diversität prallen aufeinander, nur wer sich verändert, kann überleben, dieser schlichten Wahrheit muss Kyr sich schließlich stellen und einem Grauen gegenübertreten, das kein Erbarmen kennt.
Arno Schmidt ist vielleicht der größte Außenseiter der deutschen Nachkriegsliteratur. Das Handbuch will sein Werk zugänglich machen, die Lust an der Lektüre wecken und Schmidt auch in der Literaturgeschichte den Platz geben, der ihm gebührt. Es bietet sowohl Informationen für eine erste Begegnung mit den Texten Schmidts als auch einen Überblick zum Forschungsstand für Leser/-innen, die bereits mit seinem Werk vertraut sind.
Benennungspraktiken in Prozessen kolonialer Raumaneignung
- 249 Seiten
- 9 Lesestunden
Obwohl die Bedeutung von Benennungspraktiken bei der Aneignung kolonialer Räume unumstritten ist, liegen sprach- oder literaturwissenschaftliche Detailanalysen dieser Prozesse bisher nur verstreut vor. Diese Lücke versucht der interdisziplinär angelegte Band zu schließen, indem er Formen und Funktionen der (post-)kolonialen Raumaneignung vermittels sprachlicher und literarischer Praktiken untersucht. In linguistischer Perspektive sind dabei Benennungspraktiken und -muster des kolonialen place-making zentral. Von Interesse sind alle Formen kolonialtoponomastischer Raumaneignung bzw. -besetzung. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht ist von Bedeutung, wie die zeitgenössische koloniale Literatur in Romanen, Zeitschriften und Reisebeschreibungen die diskursive Praxis der Bezeichnung von geographischen Einzelheiten fremder Territorien mit deutschen Namen als koloniale Aneignungsakte performativ begleitet und umsetzt. Die postkoloniale Literatur der Gegenwart greift diese Prozesse der Überschreibung indigener Zeichen mit kolonialen reflektorisch auf, häufig unter Rückgriff auf die historischen Texte des Kolonialismus.
Diese Sonderlieferung des »Bargfelder Boten« fragt nach der Stellung Arno Schmidts im Kanon der Literatur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und stellt seine eigene Auseinandersetzung mit Kanonisierungen auf den Prüfstand. Der Nobelpreis war Arno Schmidt »Stigma der Mittelmäßigkeit«, die großen Autoren der Moderne strafte er fast alle mit Missachtung oder mit der Betonung seines Nicht-Verständnisses, Mitgliedschaften in Autorenvereinigungen wie der Gruppe 47 lehnte er ab. Durch Radio-Nachtprogramme und Essays zur Literatur erschrieb er sich einen eigenen Privat-Kanon. Die Beiträgerinnen und Beiträger: Simone Brühl, Axel Dunker, Norbert Otto Eke, Georges Felten, Jan Gerstner, Stephan Kraft, Sabine Kyora, Wolfgang Martynkewicz, Timm Menke, Volker Mergenthaler, Alexandra Pontzen, Friedhelm Rathjen, Friederike Reents, Ralf Simon, Jan Süselbeck und Rüdiger Zymner.
Morgenland und Moderne
Orient-Diskurse in der deutschsprachigen Literatur von 1890 bis zur Gegenwart
- 259 Seiten
- 10 Lesestunden
Die Ereignisse nach dem 11. September 2001 und die jüngsten gesellschaftlichen Umbrüche im Nahen Osten, der Irak-Krieg, der Bürgerkrieg in Syrien, der fortdauernde Konflikt in Afghanistan, aber auch die interkulturellen Probleme innerhalb Deutschlands machen deutlich, wie wichtig die Bilder und Vorstellungen sind, die sich der «Westen» vom traditionell auf den Begriff des «Orients» gebrachten Nahen und Mittleren Osten macht. Die Beiträge dieses Bandes geben Aufschlüsse über das Verhältnis von Identität und Alterität, von Selbst- und Fremdbildern im Verhältnis der deutschen Kultur und Gesellschaft zum «Orient».
Kontrapunktische Lektüren
Koloniale Strukturen in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts
- 193 Seiten
- 7 Lesestunden
Der Sammelband Literatur@Internet zieht nach dem medientheoretischen Überschwang der vergangenen Jahre ein nüchternes Zwischenresümee und sucht die Möglichkeiten der Literatur in den Neuen Medien und das Verhältnis der Literatur zu ihnen präziser zu beschreiben, als es bisher meist geschehen ist. Wie verändern sich für Texte im Internet und auf der CD-ROM zentrale Begriffe der literarischen Produktion und Kommunikation wie ‚Autor‘, ‚Leser‘, ‚Handlung‘, ‚Text‘, ‚Bedeutung‘ und ‚Fiktion‘? Ermöglichen die neuen technischen Voraussetzungen grundsätzlich neue Textformen? Gibt es überzeugende literarische Realisierungen des neuen Potentials? Die Beiträge gehen diesen Fragen in exemplarischen Fallanalysen und systematischen Überlegungen nach.
Edward W. Said hat die These vertreten, es sei gerade die Literatur, die den Kolonialismus als selbstverständlichen und im emphatischen Sinne gar nicht wegzudenkenden Bestandteil des Bildes von der Welt zumindest im 19. Jahrhundert inszeniert habe. Er hat Methoden entwickelt für eine Lektüre gegen den äußeren Schein, die den Schleier hebt und darunter sichtbar macht, daß die Literatur nicht nur integraler Bestandteil der auch kulturellen Idee ‚Kolonialismus‘ war, sondern genauso auch die Mechanismen darstellt, mit denen das koloniale System funktionierte. Die angloamerikanische Theorie des Postkolonialismus hat die wesentlichen Impulse dafür gegeben, daß es nun auch in der deutschen Forschung möglich ist, mit diesem Ansatz Texte des Kanons neu zu lesen, fast vergessene Texte neu zu positionieren und scheinbar marginale Texte kanonischer Autoren neu wahrzunehmen und zu bewerten.
Die historische Katastrophe des Dritten Reichs drängt auch der Literatur die Frage auf, ob angesichts dieser und anderer zweifelhafter Erfolgsgeschichten Geschichtsphilosophie als grundsätzlich optimistische Denkform im 20. Jahrhundert noch angängig ist. Nicht nur Walter Benjamins Versuch einer „Annihilation der Idee des Fortschritts“ benutzt säkular gewendete eschatologische und theologische Vorstellungen eines plötzlichen Sprungs in die Erlösung als Alternative. Anna Seghers, Hermann Broch, Thomas Mann, Elisabeth Langgässer, Alexander Kluge, vor allem aber Walter Benjamin (Entstellung als Modus von Erkenntnis), Arno Schmidt (Zerschlagung von Geschichte) und Peter Weiss (pathetisch-schmerzhafte Hinwendung an die Erinnerung) arbeiten daran auf jeweils ganz unterschiedliche Weise. Die einzige mögliche Form von Erlösung, so ein Ergebnis dieser Untersuchung, scheint in der Kunst immer wieder nur in der ästhetischen Figur selbst zu liegen.