Ralph J. Poole Bücher





Literarische Begegnungen mit dem Kannibalischen erzählen selten von harmonischem Zusammensein, sondern vielmehr von konfliktreichen Auseinandersetzungen mit dem kulturell Fremden. Das Auftauchen eines kannibalischen Akts im literarischen Text generiert immer einen Exzeß: Es ist die angstvoll-faszinierende Begegnung mit dem ethnisch, sozial, religiös oder sexuell Anderen, die im Text verhandelt wird. Autoren und Autorinnen seit dem 19. Jahrhundert haben dieser bis heute virulenten kulturellen Thematik literarisch Ausdruck verliehen, indem sie historische Rückbezüge schaffen, geographische Deplazierungen vornehmen und Genregrenzen überschreiten. So handeln die Texte nur vordergründig vom Wahrheitsgehalt des kannibalischen Akts. Tatsächlich reflektieren sie stets aufs Neue aufgerufene, jahrhundertealte Stereotypisierungen. In den hier betrachteten literarischen Werken überlagern die Wunsch- und Angstphantasien vom Fressen- und Gefressen-Werden die Körper- und Sexualtabus der eigenen Gesellschaft. Der im Text aufgerufene kannibalische Akt als Erkundung einer kulturellen Befindlichkeit gestaltet sich hierbei zu einem Pakt mit den Lesern. In der Auseinandersetzung mit Menschenfresserei wird diese Literatur somit zum privilegierten Raum der Verhandlung kultureller Krisenmomente. – Ralph J. Poole ist Associate Professor of English an der Fatih University in Istanbul/Türkei.
Der Autor stellt eine Re-Vision theatralischer Werke der französischen und amerikanischen Avantgarde der Moderne und Postmoderne zur Diskussion. Schon bei den frühen Avantgardisten des ausgehenden 19. Jh. zeichnet sich ein performativer Textbegriff ab, der das Verhältnis zwischen Körper und Sprache reflektiert. Am radikalsten manifestiert sich dieses dekonstruktive Textverständnis in einer Auflösung der Geschlechtergrenzen. Problematisch jedoch scheint die Tendenz, daß marginale Kunstwerke von der angeblich pluralistisch-postmodernen Gesellschaft absorbiert werden. Aber gerade das subversiv performative Spiel der gegenwärtigen künstlerischen Avantgarde mit dem gender -Begriff vermag Mechanismen autoritärer, hierarchisierender Festschreibungen aufzudecken.
Die Dominanz des westlichen, weißen, heteronormativen Verständnisses von Männlichkeit verhindert allzu oft den subversiven Blick auf Männlichkeit(en) jenseits der Norm. Dieses Buch stellt daher die ›weiße‹ Männlichkeit auf den Prüfstand und stößt dabei auf Repräsentationen vergessener, ignorierter und diskriminierter Maskulinität. Die Studie fokussiert signifikante Momente aus Literatur und Kunst sowie aus Film, Fernsehen und Theater vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, die das Ineinandergreifen von Männlichkeit, Ethnizität, Sexualität, Nationalität und Klasse veranschaulichen. Der erotische männliche Körper und der homoerotisch begehrende Blick im Kontext hegemonialer Strukturen werden dabei zu Leitfiguren der Betrachtungen.