Die Auseinandersetzung mit Beethovens Musik geht über das bloße Hören hinaus und beleuchtet die verschiedenen Dimensionen des Hörens als sinnliche Erfahrung. Trotz seiner Taubheit suchte Beethoven nach neuen Klängen und entwickelte innovative Spieltechniken, was ihn zu einem Pionier in der Musik machte. Das Buch zeigt, wie er verschiedene Wahrnehmungsmodi explizit machte und bietet tiefere Einblicke in die emotionale und intuitive Dimension seiner Werke. Es liefert zudem wertvolle Ansätze zur Beantwortung zentraler Fragen in der Beethoven-Diskussion.
Michael Heinemann Bücher






Heinrich Schütz
Der erste deutsche Komponist
Öffentliche Einsamkeit
- 215 Seiten
- 8 Lesestunden
Das Klavierlied, die subjektive Deutung eines Textes mit den Mitteln der Musik, dargeboten im kleinen, privaten Rahmen, wird um die Wende zum 20. Jahrhundert zum Paradox. Nunmehr für ein großes, nach Hunderten zählendes Publikum im Konzertsaal zu singen, entweder die Gattungsgrenzen des ursprünglich „kleinen“ Genres Lied hin zum symphonischen Orchestergesang zu erweitern oder das Klavierlied seinem ursprünglichen sozialen Ort des intimen Salons zu entfremden, bezeichnet einen Strukturwandel der Aufführungssituation, dessen kompositorische (und gattungsgeschichtliche) Implikationen exemplarisch beleuchtet werden.
Frei jeglicher Ambitionen, mit der Musik der großen Städte im Land konkurrieren zu wollen, hat sich in Mügeln, nicht ungewöhnlich für diesen Teil Sachsens und doch zu Zeiten begünstigt von Meißner Bischöfen, eine Kantorei in ungebrochener Tradition erhalten, deren Gründung vor 425 Jahren ein Anlaß ist, Aspekte ihrer Geschichte vorzustellen. Dabei sind weder unbekannte Meisterwerke zu präsentieren noch wertvolle Autographe großer Komponisten wiederzufinden ? zu entdecken aber ist zunächst ein musikalischer Reichtum an einem Ort fast genau in der geo-graphischen Mitte zwischen der Residenzstadt Dresden und der kaum weniger weltoffenen Handelsstadt Leipzig. Eine Vielfalt von Notendrucken und Manuskripten läßt nicht zuletzt in den Beziehungen zu diesen beiden Zentren ein lebendiges Musikleben durch die Jahrhunderte hindurch erkennen, das hier exemplarisch - in zweifacher Weise - zu betrachten ist: einerseits als repräsentativ für die musikalische Kultur einer sächsischen Kleinstadt, wobei die lokalgeschichtlichen Bedingungen, eine umfassende Überlieferung auch zahlreicher Aktenstücke, Urkunden, Protokolle und Rechnungsbücher, aufgrund des Umstands, daß Mügeln in Kriegszeiten weitestgehend geschont blieb, sehr günstig ist und lokale Chronisten eine Fülle von Berichten überliefert haben; zum anderen in bezug auf die Auswahl der Fragestellungen, die an das Material herangetragen wurden und die sich vorerst auf die älteren Bestände des Kantoreiarchivs und deren Überlieferung konzentrieren. Neben diesen sehr vielgestaltigen, hier kaum hinreichend zu beschreibenden Wechselwirkungen zwischen lokalen und überregionalen Bedingungen und Möglichkeiten des Musizierens war jedoch eine weitere Dimension in der Geschichte der Kantorei zu entdecken: Außerhalb ihrer sängerischen Aktivitäten widmete sich die Kantoreigesellschaft St. Johannis Mügeln einer Fülle von sozialen und karitativen Aufgaben; weit mehr als nur ein Verein von Musikfreunden war sie eine Institution, die vermutlich politisch und wirtschaftlich schwierige Zeiten auch deshalb unbeschadet überstehen konnte, weil ihre Mitglieder Solidarität praktizierten und Gemeinschaft lebten. aus dem Vorwort der Herausgeber
Zur Orgelmusik Petr Ebens
- 171 Seiten
- 6 Lesestunden
Petr Ebens Orgelwerk zählt zu den bedeutendsten und populärsten Beiträgen zur europäischen Orgelmusik des 20. Jahrhunderts. Zyklen wie die Sonntagsmusik, Laudes, Hiob, Faust oder die Biblischen Tänze haben sich schon kurz nach ihrer Entstehung einen festen Platz im Organisten-Repertoire erobert und bis in die Gegenwart bewahrt. In unerklärlichem Kontrast zu dieser Präsenz und Wertschätzung stand bisher die analytische, historisch verortende und das Umfeld ihrer Entstehung beleuchtende Auseinandersetzung mit seinen Werken für Orgel solo und Orgel mit Instrument(en). Der neue Band der Reihe „Studien zur Orgelmusik“ bietet in zahlreichen historischen und analytischen Aufsätzen einen spannenden Einblick in das Schaffen eines der größten Orgelmeisters seiner Zeit. Weitere Beiträge von Birger Petersen und Ludger Udolph
Die Orgelmusik Felix Mendelssohn Bartholdys
- 253 Seiten
- 9 Lesestunden
Dass Ludwig van Beethoven keine Fugen schrieb, die mit Johann Sebastian Bachs paradigmatischen Werken konkurrieren können, ist hinlänglich bekannt. Doch suchte Beethoven auch nicht die historistische Herausforderung, sondern vielmehr die Nutzung einer traditionsreichen Satztechnik für seine Zwecke. Die Offenheit der Form in Verbindung mit dem Ansatz, Kompositionen aus dem Material weniger Töne zu entwickeln, ließ Beethoven zumal im Spätwerk nach Möglichkeiten suchen, die althergebrachte Kunstform der Fuge mit einer „poetischen Idee“ zu revitalisieren. In den letzten Fugen gelang es ihm, nur aus dem Diskurs des Materials Kompositionen zu generieren, die mit rein musikalischen Mitteln zu einer Ideenmusik sui generis wurden. Kurze Analysen dieser kontrapunktischen (Teil-)Sätze bilden die Voraussetzung, Beethovens Spätwerk neu zu deuten: Der ästhetische Gehalt ist eine genaue Funktion der Satztechnik und seine „Philosophie der Musik“ (Adorno) ein Programm, das erst durch die Mittel der Fuge kompositorisch realisiert werden konnte.
Schumann vertont Heine - und sich selbst. Die Dichterliebe, entstanden in der Zeit des Eheprozesses Friedrich Wieck, nutzt das Lyrische Intermezzo von Heinrich Heine, um eigene Sorgen, Ängste und Hoffnungen zu thematisieren. So dient künstlerische Arbeit der Kompensation. Das Ergebnis ist ein Liederzyklus, der zu den bekanntesten Werken Schumanns gehört, weil in ihm eine persönliche Situation aufgehoben ist. Spuren, die jene Auseinandersetzung um Clara Wieck hinterlassen hat, finden sich in der Musik allenthalben. Ihnen nachzugehen dienen Beschreibungen aller Lieder, die vom Hören ausgehen, um in den Klängen die Betroffenheit des Komponisten (wieder) zu entdecken: als unmittelbarer Ausdruck seiner Persönlichkeit. Mit vollständigem Faksimile des Handexemplars Robert Schumanns aus dem Besitz des Robert-Schumann-Hauses Zwickau (Erstausgabe im Verlag C. F. Peters in Leipzig, 1844).