Roald Dahl
13. September 1916 – 23. November 1990
Roald Dahl /ˈruɑl ˈdɑːl/ (* 13. September 1916 in Llandaff bei Cardiff, Wales; † 23. November 1990 in Oxford, England) war ein britischer Schriftsteller. Er schrieb Romane und Kurzgeschichten, denen ein feiner schwarzer Humor zugrunde liegt und die oft überraschend enden. Bekannt ist er sowohl für seine Kinderbücher als auch für Werke, die eher dem Genre schwarzer bzw. makabrer Humor zuzuordnen sind. Roald Dahl verkaufte weltweit mehr als 200 Millionen Bücher; seine Werke wurden in 63 Sprachen übersetzt.
Roald Dahl wurde in Llandaff in Süd-Wales als Sohn von Sofie Magdalene Dahl, geborene Hesselberg, und Harald Dahl geboren; beide Eltern waren norwegischer Herkunft. Er wurde nach dem Polarforscher Roald Amundsen benannt. Er wuchs zweisprachig mit Englisch und Norwegisch auf, mit seinen Eltern und seinen Schwestern Astri, Alfhild und Else unterhielt er sich auf Norwegisch. Seine vier Jahre ältere Schwester Astri starb 1920 im Alter von sieben Jahren an einer Blinddarmentzündung, wenige Wochen darauf starb sein Vater im Alter von 57 Jahren an einer Lungenentzündung. Seine Mutter wollte dennoch in Wales bleiben, anstatt zurück zur Verwandtschaft nach Norwegen zu ziehen. Die Sommerferien verbrachte Roald Dahl oft in Norwegen, was er später in Boy. Tales of Childhood autobiografisch verarbeitete, wie auch seine von exzessiver Gewalt geprägte Schulzeit.Er wurde auf der Llandaff Cathedral School eingeschult. Nach einem Streich, bei dem er mit vier Freunden in einem Süßigkeitentopf einer Händlerin eine tote Maus versteckte, wurde Roald jedoch von dem Schulleiter bestraft, worauf ihn seine Mutter von der Schule nahm. Mit neun Jahren wurde er Schüler an der St. Peter’s Preparatory School in Weston-super-Mare, mit dreizehn Jahren an der Repton School in Derbyshire, wo er sowohl Kapitän des Fives-Teams als auch des Squash-Teams war und obendrein Fußball spielte. Hier entwickelte er auch sein Interesse für die Fotografie. Bereits mit 18 Jahren gewann er Preise der Royal Photography Society und der Photographic Society of Holland. Repton-Schüler bekamen regelmäßig zu Testzwecken Schokolade von der Firma Cadbury, was für Dahl Inspiration für sein zweites Kinderbuch Charlie und die Schokoladenfabrik gewesen sein dürfte. Nach Abschluss der Schule verbrachte er drei Wochen in Neufundland, das er zu Fuß mit einer Gruppe der Public Schools Exploring Society bereiste. Entgegen den Erwartungen seiner Mutter, die eine Laufbahn an der Universität vorgezogen hätte, durchlief er ab Juni 1934 eine kaufmännische Ausbildung bei der Shell Oil Company, um auf seinen Wunsch hin im Ausland eingesetzt zu werden. Ab 1936 war er für Shell in Daressalam tätig. Er erlernte in wenigen Monaten Suaheli und bereiste im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit Tanganjika. Eine erstaunliche Begebenheit mit einem Löwen, über die er als Augenzeuge berichtete, wurde als seine erste schriftstellerische Arbeit im East African Standard veröffentlicht. Als im August 1939 der Zweite Weltkrieg bevorstand und auch in Tanganjika Spannungen entstanden, wurden die etwa fünfzehn in Daressalaam lebenden Briten zu Offizieren der King’s African Rifles ernannt. Dahl kommandierte kurzzeitig einen Trupp Askaris. Im November trat er der Royal Air Force bei und begann im 600 Meilen entfernten Nairobi eine Ausbildung zum Piloten auf einer als Übungsflugzeug üblichen de Havilland Tiger Moth. Nach nur 7 Stunden und 40 Minuten Flugerfahrung durfte er schon allein fliegen. Weiteres Training erfolgte im RAF Camp Habbaniyya, 89 km westlich von Bagdad. Nach sechs Monaten Flugdienst in einer Hawker Hart wurde er zum acting pilot officer ernannt und der 80. Squadron zugeteilt. Für die Überführung zu seiner neuen Einheit bekam er eine schon vor dem Krieg veraltete Gloster Gladiator. Am 19. September 1940 flog Dahl von Abu Suweir in Ägypten nach Amiriya, um zu tanken, und dann nach Fouka in Libyen für einen weiteren Tankstopp. Von dort flog er zum Flugfeld der 80. Squadron, das sich nach Angaben des kommandierenden Offiziers 30 Meilen südlich von Marsa Matruh befinden sollte. Da es sich um eine Fehlinformation handelte und das Flugfeld unauffindbar blieb, musste Dahl aufgrund Treibstoffmangels in der Wüste notlanden. Dabei streifte das Fahrgestell seiner Maschine einen Felsen, sie überschlug sich und ging in Flammen auf. Er konnte sich trotz einer schweren Kopfverletzung aus dem Flugzeug retten, bevor er das Bewusstsein verlor. Dahl wurde gerettet und in Marsa Matruh verarztet, wo er das Bewusstsein wiedererlangte, aufgrund der Gesichtsverletzungen aber zunächst nicht sehen konnte. Die weitere Behandlung erfolgte im Royal Navy Hospital in Alexandria. Nach fünf Monaten verließ er das Krankenhaus wieder vollständig flugtauglich. Die 80. Squadron war inzwischen nach Elefsis nahe Athen verlegt worden und unterstützte die British Expeditionary Force gegen die Achsenmächte ohne viel Hoffnung auf Erfolg. Dahl flog im April 1941 mit der neuen Hawker Hurricane über das Mittelmeer zu seiner Einheit, die aus lediglich 14 weiteren Hurricanes bestand und in den nächsten Tagen weitere Verluste erleiden sollte. Die erste Kampferfahrung machte Dahl am 15. April 1941 über Chalkis, wo er auf sechs Junkers Ju 88 traf und seinen ersten Abschuss erzielte. Am 20. April nahm er an der „Schlacht von Athen“ teil, in der die verbliebenen 12 Hurricanes einer Übermacht von etwa 200 deutschen Flugzeugen begegneten, zumeist Messerschmitt Bf 109 und Bf 110, von denen sie 22 Maschinen abschießen konnten. Dahl überlebte den verlustreichen Kampf und wurde mit dem mit ihm befreundeten Piloten David Coke zunächst nach Libyen verlegt. Die 80. Staffel war nach Haifa verlegt worden, von wo aus Dahl weitere Einsätze absolvierte. Da er zunehmend unter heftigen Kopfschmerzen litt, wurde er invalidisiert und kehrte nach England zurück. Später verarbeitete er seine Erlebnisse in dem autobiografischen Going Solo (in deutscher Übersetzung: „Im Alleingang“). Nachdem er für den militärischen Geheimdienst eingesetzt worden war, beendete er den Krieg im Rang eines Wing Commander. 1942 wurde er nach Washington, D.C. versetzt, wo er Assistant Air Attache war. Wie inzwischen bekannt ist, wirkte Dahl in den USA auch als Agent des britischen Geheimdienstes. Er begann hier außerdem mit dem Schreiben und veröffentlichte am 1. August 1942 in der Saturday Evening Post die Geschichte Shot Down Over Libya, von der es keine deutsche Übersetzung gibt. Darin beschrieb er seinen Absturz mit der Gloster Gladiator. Der ursprüngliche Titel A Piece of Cake war geändert worden, um den Bericht durch implizierten Feindkontakt zusätzlich zu dramatisieren. Tatsächlich wurde der Absturz nicht durch Feindeinwirkung verursacht. 1946 wurde in dem Sammelband Over to you eine Überarbeitung und Kombination von Shot Down Over Libya und Missing: Believed Killed (1944 erschienen) unter dem neuen Titel A Piece of Cake veröffentlicht. A Piece of Cake erschien in Deutsch unter dem Titel Ein Kinderspiel. Diese Kurzgeschichte ist neben Lucky Break (dt. Übersetzung: „Wie ich Schriftsteller wurde“) aus dem Jahr 1977 eine der wenigen autobiografischen von Dahl. Am 2. Juli 1953 heiratete Roald Dahl in New York die Hollywood-Schauspielerin Patricia Neal. Aus der Ehe, die 30 Jahre dauerte, gingen fünf Kinder hervor; Olivia Twenty Dahl (20. April 1955 bis 17. November 1962); Olivia starb im Alter von sieben Jahren an Masern. Ihr widmete er zwei seiner Kinderbücher; Tessa Dahl (geboren 1957), die selbst Autorin wurde, ebenso wie ihre Tochter Sophie Dahl (von der die Sophie aus Sophiechen und der Riese ihren Namen hat), die früher als Model tätig war; Theo Matthew Dahl (geboren 1960); Ophelia Magdalena Dahl (geboren 1964); Lucy Dahl, 1965 geboren, schrieb das Drehbuch für Wild Child.Nach der Scheidung von Patricia Neal heiratete Roald Dahl 1983 seine Freundin Felicity Ann Crosland (geb. d’Abreu), die Liccy genannt wurde. Liccy zog zu ihm in das „Gipsy House“ in Buckinghamshire, das er seit 1954 bewohnte. Sieben Jahre später, am 23. November 1990, starb Roald Dahl im Alter von 74 Jahren im John Radcliffe Hospital in Oxford an einer akuten myeloischen Leukämie. Auch nach seinem Tod kümmerte sich Felicity Dahl um die Stiftung (Roald Dahl Foundation), die sein wohltätiges Wirken in den Bereichen der Neurologie, Hämatologie und der Bekämpfung des Analphabetismus nach seinem Tod fortsetzte. Im Juni 2005 eröffneten das Roald Dahl Museum und der Story Store in Great Missenden, um das Werk Dahls zu feiern. Zu seinem Gedenken wurde die Roald Dahl Children’s Gallery im Bucks County Museum (nahe Aylesbury) eröffnet.