„Warum bin ich hier? fragt die Krawattenrechnung. Ordne mich ein! fordern einige Zeilen, die ein Gedichtanfang sein könnten. Deute mich! ruft ein nicht abgeschickter Briefentwurf, ergänze mich! krächzt ein zerrissener Zettel.“ (Sandro Huber: Das Apollo-Department) Studierende des Instituts für Sprachkunst in Wien haben sich ein Jahr lang mit dem literarischen Erbe Konrad Bayers und dem späten Nachhall der Wiener Gruppe befasst. Sie trafen sich in jener Wohnung im dritten Wiener Bezirk, in der Konrad Bayer und die ihn um viele Jahre überlebende Traudl Bayer-Steiger einige Zeit gemeinsam gelebt haben. Dort ist der verbliebene Teilnachlass Konrad Bayers in säurelosen Archivkartons in einem sicheren Manuskriptschrank verwahrt. Der Band versammelt Beiträge zum eisigen Solipsismus Konrad Bayers, zum Überdauern der Dinge, zum Durchrauschen der Gespenster oder zu Bayers vertracktem Verhältnis zu den unterschiedlichsten Ordnungsstrukturen. Neben studentischen Arbeiten findet sich in dieser Auswahl auch der Festvortrag für Traudl Bayer, den die Autorin, Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin Theresia Prammer anlässlich des 100. Geburtstags in Wien gehalten hat, in dem sie sich ausgehend von der Liebesbeziehung zwischen Traudl Bayer-Steiger und Konrad Bayer mit dem Leben dieser klugen, humorvollen, reichen, lebenslustigen und „mental weitgereisten“ Frau befasst.
Hans Edwin Friedrich Reihenfolge der Bücher






- 2023
- 2023
„Du hast keine Chance, aber nutze sie“ – diese populär gewordene sprichwörtliche Paradoxie hat bei Herbert Achternbusch auch eine werkpolitisch programmatische Funktion. So motiviert das unlösbare, ästhetisch produktive Dilemma seine Poetik der Verhüllung und Enthüllung und damit sein Gesamtwerk. Die Beiträge berühren die medienästhetischen Konsequenzen der Poetik und Werkpolitik von 'Verhüllung' und 'Offenbarung' auf vielfältige Weise und beleuchten aus verschiedenen werkspezifischen Perspektiven insbesondere auch ihre filmischen Realisationen in vier Bereichen: politischen und mythologischen, in Diskursen über Religion, Theologie und Kirche, in Diskursen über 'Fremdheit' und 'Heimat', im selbstreflexiven Diskurs über Kunst, also über Sprache, Bilder und Filme, über Autorschaft, Werkstiftung und den Literatur- und Theaterbetrieb sowie die Filmwirtschaft selbst.
- 2017
Kaum ein Autor ist unter so vielen Klischees verschüttet wie Wolf Wondratschek. Ein Grund dafür sind die fragwürdigen Frauen- und Männerbilder in seinen Texten. Auch profitierte der zuerst im Umfeld der Studentenbewegung aufgetretene Lyriker und Prosaist kaum von der Popliteratur-Fixierung der Literaturwissenschaft, obwohl er mit „Chuck’s Zimmer“ einen einschlägigen Klassiker verbuchen kann. Kaum ein anderer aber bietet auch so viel Gelegenheit, Stereotype zu hinterfragen und unentdeckte oder vernachlässigte Aspekte in den Blick zu nehmen: ausgefallene Selbstvermarktungsstrategien etwa, merkwürdige Genres wie die Autobiografie von Musikinstrumenten oder zu poetologischen Werkkommentaren umfunktionierte Porträts und Reportagen. All dies sind, ebenso wie Wondratscheks Beitrag zum ‚Neuen Hörspiel‘, Themen des Hefts.
- 2017
Arno Schmidt und das 18. Jahrhundert
- 522 Seiten
- 19 Lesestunden
Das 18. Jahrhundert ist Materialfundus, Reflexionsmedium und Folie für Schmidts Werk. Der Zeitraum von der Frühaufklärung bis zur Romantik bildet einen Schwerpunkt in Arno Schmidts Radio-Essays und Brotarbeiten. In seinen Werken ist ein vielfältiges Spektrum von Verarbeitungsweisen auszumachen, von der einfachen Reminiszenz bis zur Einarbeitung in die Textur. Wie kein anderer Autor hat Schmidt durch seine Entdeckungen der Erforschung und Rezeption des 18. Jahrhunderts wichtige Impulse gegeben. Aus dem Inhalt: Hans-Edwin Friedrich: Arno Schmidt und das 18. Jahrhundert Sabine Kyora: Arno Schmidts Verarbeitung der Literatur der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts Axel Dunker: Robinsonade und Idylle Friedhelm Rathjen: Arno Schmidt und die englische Literatur des 18. Jahrhunderts Klaus Manger: Arno Schmidt über Wieland Rüdiger Zymner: Jean Paul bei Arno Schmidt Lutz Hagestedt: Arno Schmidt und Matthias Claudius Albert Meier: Karl Philipp Moritz als Schreckensmann Andreas Blödorn: Arno Schmidt liest Johann Karl Wezels Belphegor Ralf Simon: Arno Schmidt und die ästhetiktheoretischen Überlegungen des 18. Jahrhunderts Johanna Bohley: Zur Radioästhetik in Arno Schmidts »Radio-Essays«
- 2016
Seit der Aufklärungszeit ist Pornographie ein fester Bestandteil der modernen Medienwelt. Da sie aufgrund ihres schlechten Rufes jedoch in der Germanistik bislang ein Schattendasein geführt hat, weist das Wissen über ihre Rolle in der deutschsprachigen Literaturgeschichte große Lücken auf. Der vorliegende Band unternimmt nun eine erste historische Aufarbeitung des Themenfeldes anhand von repräsentativen Texten, Diskursen und Institutionen. Hinzu kommen ein umfassender Forschungsbericht sowie die Edition und Übersetzung der 1688 zuerst publizierten Dissertation „De libris obscoenis“.
- 2015
Peter Rühmkorfs Lyrik
- 241 Seiten
- 9 Lesestunden
Peter Rühmkorf devoted his poetry to the wholehearted critique of the times like almost no other contemporary poet. In his poetry, he dealt with the economic exchange value of poetry and the dwindling significance of literature of the past. The presence of his poems is stupendous. At an early stage they decidedly rejected societal processes that determined today’s situation, namely the advanced economisation of culture and education and the loss of literary tradition. The volume focuses on central themes of Rühmkorf’s poetry – tradition, economics and political criticism.
- 2015
Ulrich Holbein (geb. 1953) ist ein ganz und gar eigenwilliger Autor und eine einzigartige Erscheinung in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Grund genug, ihm ein TEXT+KRITIK-Heft zu widmen! Eine „mit wissenschaftlicher Genauigkeit operierende Sammel-, Zitier- und Verknüpfungswut“ (Philipp Böttcher) prägt sein vielseitiges essayistisches, erzählendes und poetisches Werk ebenso wie philosophischer Witz und ironische (Selbst-)Kritik. Das Heft, von einem furiosen Text Ulrich Holbeins eingeleitet, umfasst ein Werkporträt des 'Zuspätromantikers', Beiträge über den spezifischen Humor Holbeins, über seine Beziehung zum Roman sowie über seine Poetik der Sinne und analysiert Holbeins sprachkritische Kolumnen und Hörspiele sowie die Intertextualität im 'Roman' „Isis entschleiert“. Eine Auswahlbibliografie beschließt den Band.
- 2013
Die Bewohner aller modernen Kulturnationen lesen und schreiben. Sie besitzen Bücher, machen Notizen, setzen Briefe auf. Sie beschriften Kartons, lesen Gebrauchsanweisungen, orientieren sich in der Stadt an den Signets der Läden, an Plakaten und Aushängen. Ihre Welt ist eine schriftdurchsetzte Welt. Auch wenn der Film ein primär visuelles, ja photographisches Medium ist, kann er der Präsenz der Schriften nicht entgehen, ja, er bildet sie nicht nur ab – weil sie in der Realität der Handelnden sowieso vorhanden sind –, sondern er arbeitet aktiv mit ihnen. In Titel und Abspann wird jeder Film nominiert, die ihn gemacht haben und oftmals gar nicht im Bild auftauchen treten zum Text und seiner fiktionalen Welt dazu. Untertitel ermöglichen dem Zuschauer den Eintritt in Gespräche, deren Sprache er nicht versteht. Und manchmal wird die Erzählung selbst schriftlich vorangetrieben, präzisiert und kommentiert. Es gibt sogar den Schriftfilm, in dem das Geschriebene selbst zum Faszinosum und zum dominanten oder gar alleinigen Mittel des Ausdrucks wird. Scriptura Cinematographica erschließt den Reichtum der Schriften im Film, in allen seinen Facetten und Spielarten, und zeigt, dass die synthetische Kunst des Films nicht nur Bild und Ton, sondern auch die Welt der Schriften umfasst.
- 2013
Der historische Roman zählt zu den Erfolgsgattungen der letzten 20 Jahre, doch erst jetzt beginnt die Literaturwissenschaft, sich intensiv mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen. Der Sammelband widmet erfolgreichen Leseklassikern des Genres ausführliche Fallstudien. Er geht der Rehabilitierung des Geschichtsromans in der Postmoderne nach und beschäftigt sich besonders mit den parahistorischen und metafiktionalen Romanformen, die das Verhältnis von factum und fictum verhandeln und fachliche Trends der Geschichtswissenschaft aufgreifen. Der Band bietet darüber hinaus detaillierte Untersuchungen zu aktuellen Bestsellern und deren Tendenz, sich vom traditionellen Modell der nationalen Erfolgsgeschichte ab- und der «Abweichlergeschichte» zuzuwenden. Den Abschluss bildet eine Primärbibliographie des historischen Romans seit 1985.
- 2011
Literatur und Theologie im 18. Jahrhundert
Konfrontationen - Kontroversen - Konkurrenzen
- 351 Seiten
- 13 Lesestunden
Das Verhältnis von Theologie und Literatur im 18. Jahrhundert, das weder begrifflich noch sachlich, weder historisch noch systematisch dem von Religion und Literatur oder Frömmigkeit und Literatur identisch ist, lässt sich als ein insgesamt instabiles, im Detail schwieriges und offenes beschreiben: Stärker als die Theologie im Katholizismus und im Judentum ist die im Protestantismus Transformationen unterlegen: Sie bewegt sich in der Spanne von Lutherischer Orthodoxie und rationalistischer Theologie zwischen erbaulicher cultura animi und vernünftiger Wissenschaft. Die Literatur der Zeit entwickelt sich in der Spanne von Barock zur Romantik von einer ancilla theologiae zu einer wohl selbstbestimmten und zugleich zunehmend am Markt orientierten Institution. Solchermaßen sind Theologie und Literatur in wechselnden Konstellationen aufeinander bezogen: z. B. lernt die Theologie von der Literatur die Gemeinde als ein Publikum zu fesseln, und die Literatur will als Predigt von der Theologie einen Sinnstiftungs- und Orientierungsanspruch übernehmen. Diese und andere Konstellationen und Verhältnisse der Konkurrenz und der Ergänzung, der Konfrontation und der Koexistenz nehmen die Beiträge des Bandes in den Blick.