Flucht global besehen: Weltweit sind 100 Millionen Menschen auf der Flucht, Binnenflüchtlinge und grenzüberschreitend Schutz Suchende. Leid und Hoffnung müssen geschildert werden, da der Mensch unter einer starken Tendenz leidet, Unangenehmes zu verdrängen. Die Ursachen für Flucht scheinen immer mehr zu werden: Rasse, Hunger, Nationalität, politische Überzeugungen, Klima, Religion, Stammesangehörigkeit ...
Heidrun Zinecker Bücher






Gewaltarmut in Nicaragua
- 40 Seiten
- 2 Lesestunden
Nicaragua gehört zu den gewaltarmen Ländern Zentralamerikas. Das überrascht, denn vergleicht man Armut, Ungleichheit, Human Development oder das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf steht das Land sogar schlechter da als die Mehrheit der gewaltintensiven Nachbarländer. Um den Ursachen dieser positiven Entwicklung auf den Grund zu gehen, präsentiert und diskutiert Heidrun Zinecker zunächst ihre empirischen Befunde zur Gewaltkriminalität in Nicaragua, die bis 1990 zurückgehen. In der Kausalanalyse ermittelt sie die fehlenden Möglichkeitsstrukturen und die vorhandenen Verhinderungsstrukturen für Gewaltkriminalität im Land. Die Studie schließt mit Überlegungen, wie die gewonnenen Erkenntnisse für andere, gewaltintensive Länder der Region genützt werden können.
Gewalt im Gleichgewichtssystem
- 40 Seiten
- 2 Lesestunden
Honduras gehört mittlerweile neben El Salvador und Guatemala zu den gewaltintensiven Ländern Lateinamerikas. Doch was sind die Ursachen dieser Gewaltexplosion in einem Land, das bis Ende der 70er Jahre von einem relativen Gleichgewichtssystem geprägt war? Paradoxerweise funktioniert der Staat trotz der Ohnmacht des staatlichen Sicher-heitssektors. Heidrun Zinecker zeigt, dass ein neues Gleichgewichtssystem entstanden ist, in dem der Staat nicht trotz, sondern wegen des schwachen Sicherheitssektors und des hohen Aufkommens nichtstaatlicher Gewalt funktioniert, da diese primär krimineller und nicht politischer Natur ist. Das erfordert einen komplexen Lösungsansatz. Die Autorin empfiehlt eine integrative Gewalteinhegungsstrategie, die das gesamte System im Auge behält. Das heißt eine Strategie, die ökonomische (Stärkung der Mittelklasse und der Investitionsgüterproduktion) und politische (Förderung von Inklusion und Partizipationsmöglichkeiten) Faktoren neben der Stärkung des staatlichen Sicherheitssektors berücksichtigt. Sie schließt mit der brisanten These, dass es ein Irrglaube ist, es müsse zunächst Armut ausgeräumt werden, um erst dann Gewalt einhegen zu können. Nicht nur Krieg und Terrorismus, sondern auch Gewaltkriminalität bewirkt hohe Gewaltraten und stellt zudem ein kontinenteübergreifendes Sicherheitsrisiko dar.
El Salvador hat die höchste Gewaltrate Zentralamerikas, trotz des Endes des Bürgerkriegs vor 15 Jahren. Die Gewaltrate zeigt einen sinusartigen Verlauf: Nach einem starken Anstieg folgte eine kurze Abnahme, doch seit 2003 steigt sie wieder erheblich an. Heidrun Zinecker identifiziert zwei Hauptursachen: Erstens die repressiven und defizitären staatlichen Institutionen, insbesondere Polizei und Justiz, die zu hoher Straflosigkeit führen. Schuldige werden nicht verurteilt, während Unschuldige inhaftiert sind. Diese Mängel im Sicherheitssektor erklären die „Buckel“ der Sinuskurve. Zweitens erklärt das hohe Gewaltaufkommen die Rolle der remesas, Renten, die von ausgewanderten Salvadorianern, meist aus den USA, an ihre Familien geschickt werden. Dadurch wird Arbeit im Inland entwertet, und der Zugang zum Markt wird häufig gewaltsam angestrebt. Der Exodus der Salvadorianer und der damit verbundene unnatürliche Exitus sind Ausdruck einer problematischen Globalisierung von Einkommen und Gewalt. Diese Situation ist eine lose-lose-Situation, da die durch remesas fließenden Gelder letztlich durch die Kosten der Gewalt aufgezehrt werden.
Am 29. Dezember jährt sich das guatemaltekische Friedensabkommen zwischen Staat und der Guerrilla URNG zum zehnten Mal. Die Gewalt im Land hat jedoch zugenommen, wie Statistiken zu Mord und Totschlag zeigen. Heidrun Zinecker untersucht die Formen und Ursachen dieser Gewalt im Frieden und stellt fest, dass es sich nicht um eine Fortführung der Kriegsgewalt handelt, sondern um Nachkriegsgewalt, die hauptsächlich krimineller Natur ist. Sie unterscheidet zwischen Möglichkeits- und Verhinderungsstrukturen. Möglichkeitsstrukturen schaffen einen Nährboden für Gewalt, bedingt durch unvollendete Demokratisierung und den Übergang zur Marktwirtschaft. Verhinderungsstrukturen könnten verhindern, dass Gewaltkriminalität ausbricht, doch fehlen sie in Guatemala, insbesondere im Sicherheitssektor, wo es erhebliche Defizite bei Polizei und Justiz gibt. Auch das Engagement der Zivilgesellschaft zur Gewaltvorbeugung reicht nicht aus. Zinecker stützt ihre Studie auf rund 50 Interviews, die sie 2006 in Guatemala führte, und kommt zu dem Ergebnis, dass Gewalt auch in armen Gesellschaften eingehegt werden kann. Dies erfordert Investitionen in die verarbeitende Industrie, die Stärkung von Arbeitsplätzen und die Funktionsfähigkeit des Sicherheitssektors.
Kolumbien und El Salvador im longitudinalen Vergleich
- 1269 Seiten
- 45 Lesestunden
Warum konnte in El Salvador ein langjähriger Krieg durch ein Friedensabkommen beendet werden, in Kolumbien jedoch bisher nicht? Wie ist der Unterschied zu erklären, obgleich es doch in beiden Fällen misslang, die Transition zu marktwirtschaftlichem und massendemokratischem Kapitalismus zu vollenden? Das Paradoxon ergibt sich indes nur bei einer kritischeren Wertung von Transitionen als in der einschlägigen Demokratisierungsforschung üblich. Anders als dort werden hier mit Regime-Hybridität und Persistenz von Rentenökonomien nichtoptimale Ergebnisse von Transitionen nachgewiesen, die sowohl mit Frieden als auch mit Krieg einhergehen können. Dieser – beschränkte – Wandel wird mit einer historisch-strukturellen Analyse von Legaten und Entwicklungspfaden und einer handlungs-, darunter lerntheoretischen Analyse von Transition und Konfliktverregelung hergeleitet. Dabei wird überprüft, ob dadurch Krieg und politisches Regime, aber auch Entwicklungspfade und Legate abgelöst wurden. Entwicklungstheoretisch steht dahinter das Problem, inwieweit es in Rentenökonomien möglich ist, durch solche politische Vergesellschaftungsmodi ökonomisch nicht gegebene Vergesellschaftung zu kompensieren.
Drogenökonomie und Gewalt
- 41 Seiten
- 2 Lesestunden
Abstract: Die Verfasserin zeigt im ersten Teil ihrer Untersuchung die Ursachen für die Herausbildung der kolumbianischen Drogenökonomie auf (komparative Kostenvorteile) und bestimmt deren Stellenwert als eigenständigem Sektor in der Wirtschaft des Landes. Der zweite Teil ist dem Zusammenhang zwischen Drogenökonomie und Gewaltkonfiguration gewidmet. Hier geht es um die anomisierende Wirkung der Drogenökonomie, um Klientelismus und Gewalt als kompensatorische Ressourcen auf nicht-kompetitiven Märkten und um die unterschiedlichen Typen nichtstaatlicher Drogengewalt. Die Verfasserin vertritt die These, dass die Drogenökonomie in Kolumbien den Krieg zwischen Guerilla, Paramilitärs und Staat zwar finanziell stabilisiert und Wirtschaft, Staat, Zivilgesellschaft und Gewalt anomisiert, aber nicht Kriegs- oder Gewaltursache ist. Entsprechend votiert sie abschließend für eine komplexe Herangehensweise an die Problematik einer Konfliktlösung. (ICE2)
1992 beendete ein Friedensabkommen zwischen Regierung und Guerillagruppen den zwölf Jahre währenden Bürgerkrieg in El Salvador. Bis heute nimmt dort jedoch die Gewalt nicht ab. Mehr als ein Jahrzehnt nach Unterzeichnung des Vertrages untersucht Heidrun Zinecker die ökonomischen und politischen Veränderungen während der Friedenskonsolidierung, die faktische Umsetzung des Abkommens und den daraus resultierenden Demokratisierungsprozess des Landes, der bis heute von Rückschlägen begleitet ist.
Kolumbien
- 68 Seiten
- 3 Lesestunden
Dieser HSFK Report behandelt die politische Situation in Kolumbien und fragt: Wie viel Demokratisierung braucht der Friede?