Thomas Klinkert Bücher






Stadt − Krieg − Literatur
Stadt und Urbanität unter den Bedingungen des Krieges 1914−1945
Was geschieht mit der Stadt und dem urbanen Leben in Kriegszeiten? Dass Städte vom Krieg nie unberührt waren, ist offensichtlich, doch ist es ein Merkmal kriegerischer Gewalt spätestens ab 1914, dass die Grenzen der Front sich auflösen und zwischen der „Heimatfront“, dem eigentlichen Kriegsgeschehen und dem Nachkrieg ein Kontinuum entsteht. Wie gestaltet sich unter diesen Bedingungen die kulturelle Produktion – zwischen privatem Notat und öffentlichem Auftritt, zwischen Zensur und propagandistischer Instrumentalisierung? Welche Art von Literatur entsteht in dieser Situation, und welche Art von Literatur reflektiert sie im Rückblick? Auf welche Weise wird die Stadt zum ideologischen Schlachtfeld – nicht zuletzt auch im Ringen um den Entwurf einer Nachkriegskunst und -gesellschaft? Wie unterscheiden sich Großstädte, die während des Kriegs okkupiert sind, von solchen, die nah, und solchen, die fern dem Kampfgeschehen liegen? Wie wirkt sich die Kriegserfahrung, die an vielen Orten nach Kriegsende in Bürgerkriegszustände übergeht, auf die urbane Kultur der Nachkriegszeit aus? Solchen Fragen gehen die Beiträge dieses Bandes in einer vergleichenden europäischen Perspektive für die Zeit von 1914 bis 1945 nach.
Muße und Erzählen: ein poetologischer Zusammenhang
Vom "Roman de la Rose" bis zu Jorge Semprún
Thomas Klinkert untersucht den poetologischen Zusammenhang von Muße und Erzählen in literarischen Texten aus Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Er zeigt, wie das Erzählen als soziale Kommunikationshandlung oder individueller Schreibprozess aus Muße-Situationen entsteht und wie Muße Anstoß gibt, über zukünftige Schreib- und Erzählhandlungen nachzudenken. Im diachronen Längsschnitt vom 13. bis zum 20. Jahrhundert wird der grundlegende poetologische Nexus von Muße und Erzählen deutlich, ebenso wie die historisch variierenden Semantisierungen von Muße und die damit verbundenen Auffassungen von Individualität, Gesellschaft und Kommunikation. Anhand von Texten wie dem Roman de la Rose, Boccaccios Decameron, Sannazaros Arcadia, Montaignes Essais, Cervantes' Don Quijote, Rousseaus Rêveries du promeneur solitaire, Stifters Nachsommer, Prousts À la recherche du temps perdu und Semprúns Quel beau dimanche analysiert Klinkert diese Zusammenhänge differenziert. Muße wird als Voraussetzung für die Produktion und Rezeption von Erzähltexten und als Reflexionsfigur dargestellt, die die poetologische Spezifizität der jeweiligen Texte im historischen Kontext und in ihrer literarischen Einordnung markiert. Klinkert verbindet damit eine anthropologische Betrachtung des Phänomens Muße mit einer literarhistorisch spezifischen, narratologisch-poetologischen Beschreibung.
Die Beiträge dieses Bandes haben eine doppelte Zielsetzung. Einerseits ermöglichen sie ein besseres Verständnis von Phänomenen, die mit Migration und daraus resultierenden Identitätskonstruktionen zusammenhängen. Andererseits erlauben sie das Begreifen spezifischer literarischer Aspekte, welche oftmals verallgemeinerbar sind, da die Migrationsliteratur nicht etwa ein Sonderfall, sondern, aufgrund ihrer Autoreflexivität, ein Beispiel für Literatur schlechthin ist. Literatur ist nämlich immer schon ein privilegiertes Medium von Identitätskonstruktionen gewesen und ist dies umso mehr im Kontext der Migration. Die Entdeckung des Anderen korreliert mit der Entdeckung von adäquaten literarischen Formen, die die Identitätssuche und das Bedürfnis, sich an den Anderen zu wenden, zum Ausdruck bringen.
Das Fremde im Eigenen
- 235 Seiten
- 9 Lesestunden
Übersetzung wird im vorliegenden Band verstanden als grundlegende Technik der Aneignung des Fremden. Im Zentrum steht dabei die Übertragung literarischer Texte von einer Sprache in eine andere. Das damit verbundene Spannungsverhältnis zwischen Fremdem und Eigenem wird an verschiedenen Fallbeispielen aus mehreren Literaturen untersucht, wobei der kreativen Aneignung besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Darüber hinaus werden Probleme des Kulturtransfers betrachtet ebenso wie die linguistische Transkription mündlicher Rede, die Übersetzung als poetologisches Prinzip am Beispiel der Gruppe Oulipo und schließlich das Übersetzungsverhältnis zwischen Musik und Text am Beispiel des Musiktheaters. Les auteurs de ce livre étudient la traduction en tant que technique fondamentale d'appropriation de l'autre. La transformation de textes littéraires d'une langue vers une autre constitue le principal centre d'intérêt, dont les différents aspects sont illustrés à travers des exemples littéraires en plusieurs langues. Une attention particulière sera portée à la réception créatrice. En outre, sont étudiés les problèmes du transfert culturel, ainsi que la transcription linguistique du discours oral, la traduction en tant que principe poétologique tel qu'il est utilisé par le groupe Oulipo, et finalement le rapport de traduction qui existe entre la musique et le texte dans le domaine du théâtre musical.
Epistemologische Fiktionen
Zur Interferenz von Literatur und Wissenschaft seit der Aufklärung
- 375 Seiten
- 14 Lesestunden
Vor dem Hintergrund der im 18. Jahrhundert erstmals manifest werdenden funktionalen Ausdifferenzierung der modernen Gesellschaft wird das Verhältnis zwischen Literatur und Wissenschaft an Beispielen aus dem französischen (Diderot, Rousseau, Balzac, Flaubert, Zola, Proust, Houellebecq), deutschsprachigen (Goethe, Freud, Musil), italienischen (Vico, Manzoni, Pirandello, Svevo, Calvino, Del Giudice) und spanischsprachigen Bereich (Pío Baroja, Borges, Cortázar, Volpi) untersucht. Dabei zeigt sich, dass es trotz der zunehmenden Trennung der Bereiche (die C. P. Snow auf die Formel der ‚zwei Kulturen‘ gebracht hat) immer wieder zu poetologisch und epistemologisch aufschlussreichen Interferenzen von Literatur und Wissenschaft kommt. Während im 18. Jahrhundert literarische Texte noch einen Platz in der offiziellen Wissensordnung hatten, wächst im 19. Jahrhundert das Bewusstsein für die grundlegende Differenz der Bereiche. Aufgrund der Dominanz der Naturwissenschaften und des Positivismus versuchen literarische Texte seit Balzac sich durch die poetologische Funktionalisierung (natur-)wissenschaftlicher Modelle zu legitimieren. Im 20. Jahrhundert werden in der teilweise skeptischen Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Modellen die Grenzen der Literatur ausgelotet.
Die These dieses Buches ist, daß die Literatur, die sich bekanntlich im späten 18. Jahrhundert zu einem autonomen Funktionsbereich ausdifferenziert, durch den Entwurf von neuartigen Liebesmodellen nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Evolution der gesellschaftlich sanktionierten Rede über Liebe (Liebessemantik im Sinne von Luhmann) leistet, sondern daß sie im Medium der Liebe zugleich sich selbst thematisiert. Liebe wird zur Metapher bzw. Metonymie für Literatur und umgekehrt. Die These wird durch die eingehende Analyse von Texten Jean-Jacques Rousseaus, Friedrich Hölderlins, Ugo Foscolos, Madame de Staëls und Giacomo Leopardis untermauert. Ein wichtiger Ertrag dieser vergleichenden Untersuchung ist der Nachweis einer gesamteuropäischen Gemeinsamkeit der literarischen Rede über Liebe um 1800.
Einführung in die französische Literaturwissenschaft
- 262 Seiten
- 10 Lesestunden
Der Band bietet eine fundierte Einführung in die wichtigsten Bereiche der französischen Literaturwissenschaft. Dazu gehören ebenso die Frage nach Bedeutung und Funktion von Literatur wie die Grundbegriffe der Zeichentheorie und der sprachlichen Kommunikation. Anhand von ausgewählten Beispielen wird die Entwicklung der Literatur im Rahmen der Mediengeschichte erläutert. Die Theorie der literarischen Gattungen erschließt sich über detaillierte Analysen narrativer, dramatischer und lyrischer Texte, deren einzelne Schritte gut nachvollziehbar dargestellt sind. Die Einführung wendet sich an Studierende der französischen Literaturwissenschaft, die sich im Grund- oder Hauptstudium einen fundierten Überblick zu den zentralen Gebieten ihres Faches verschaffen wollen. Dank seiner didaktischen Präsentation ermöglicht der Band die schnelle und eigenständige Anwendung des Gelernten, so daß er zum Selbststudium, als studienbegleitende Lektüre oder auch zur Examensvorbereitung herangezogen werden kann. Jedem Kapitel sind ausführliche Literaturhinweise beigegeben, ein umfangreiches Sach- und Namenregister rundet den Band ab. Für die vorliegende dritte Auflage wurde der Text sorgfältig durchgesehen und um ein übergreifendes Literaturverzeichnis am Ende des Bandes erweitert.
Dante in der romanischen Welt
- 365 Seiten
- 13 Lesestunden
