Die Kaiserchronik (entstanden in erster Fassung Mitte des 12. Jahrhunderts) ist das früheste Zeugnis einer Weltchronik in deutscher Sprache. Der über 17.000 Verse umfassende Text, der anhand von mehr als 50 Kaiserbiographien von der Antike bis zur Lebenszeit Konrads III. strukturiert ist, war bis ins späte 16. Jahrhundert weit verbreitet - und fasziniert auch in der Gegenwart. Der Sammelband enthält neun Beiträge, die sich der Kaiserchronik aus literatur-, sprach- und geschichtswissenschaftlicher Perspektive annähern. Fragen der Interpretation des Textes werden ebenso erörtert wie die Überlieferung und Rezeption der Chronik.
Mittelalter ist bei Jugendlichen populär. Da aber mittelalterliche Texte kaum noch als obligatorisch in den curricularen Vorgaben der Schulen verankert sind, verzichten viele Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer darauf, das Nibelungenlied, den Parzival, Minnelieder oder auch Sachtexte des Mittelalters im Unterricht zu behandeln. Gerade der aktuelle kompetenzorientierte Unterricht bietet aber viele neue Anwendungsmöglichkeiten für Texte des Mittelalters. Die Kompetenzorientierung erlaubt einen integrativen Unterricht, der die sprachliche Fremdheit der mittelalterlichen Werke für eine Reflexion über deren Inhalte und Traditionen nutzt. Der Band bietet theoretische Grundlagen und vielseitige praktische Anwendungsbeispiele für den Deutschunterricht mit mittelalterlichen Texten.
Redeszenen in mittelalterlicher Bibeldichtung und Legende
388 Seiten
14 Lesestunden
Redeszenen gehören zu den wichtigsten Bestandteilen mittelalterlicher wie auch moderner Erzähltexte. Ihre vielfältigen narrativen Funktionen reichen von der Konstitution und Charakterisierung intradiegetischer Figuren über die Strukturierung der Erzähltexte bis hin zur (unmittelbaren oder mittelbaren) Kommunikation mit dem textexternen Rezipienten. Redeszenen werden auch bereits in mittelalterlichen Werken mit großer Sorgfalt strukturiert und formuliert. Was jedoch ändert sich, wenn Heilige am fingierten Gespräch beteiligt sind - gibt es besondere Merkmale göttlich inspirierten Sprechens, und wenn ja, welche? Wie wird in Texten vom 8.-16. Jahrhundert das Reden zu und mit Gott imaginiert und inszeniert? Welche Rolle spielt dabei das (durchaus dialogisch zu verstehende) Gebet der Gläubigen, insbesondere der Heiligen (Fürbitte)? Wie wird die Sprache Gottvaters oder Christi, insbesondere ihre direkte Rede, in den geistlichen Erzähltexten gestaltet, und auf welche Art und Weise wird deren Übersetzung in die verschiedenen Volkssprachen gerechtfertigt? Die Beiträge des Sammelbandes gehen diesen Fragen aus interdisziplinärer, komparatistischer Perspektive nach; sie vergleichen dabei Werke unterschiedlicher Volkssprachen mit ihren jeweiligen Quellen. Untersucht wird darüber hinaus, inwiefern die einzelnen Teilgattungen mittelalterlicher Erzähldichtung, in denen Heilige sprechend auftreten (z. B. Bibeldichtung, "Chanson de geste“, höfische Legende, geistliches Spiel), sich der Frage des angemessenen Sprechens mit Gott annehmen und welche unterschiedlichen Diskurse und Interaktionsstile dabei erkennbar werden. Der Brückenschlag zwischen Sprach- und Literaturwissenschaft, aber auch zwischen den verschiedenen Philologien, führt unterschiedliche Wissenschaftstraditionen zusammen, die es ermöglichen, auch bei bekannten Texten neue Wege und Perspektiven der Interpretation zu eröffnen.
Diese gelungene Einführung ermöglicht endlich ein umfassendes Verständnis des Nibelungenliedes. Sie bietet zum Einstieg eine kompakte Beschreibung der wesentlichen Inhalte und Personen und verortet das Werk in seiner Epoche. Anschließend werden die zentralen Fragen nach Autor, Überlieferung und Werkform beantwortet. Damit ist die Basis für die detaillierte Analyse repräsentativer Stationen des Nibelungenliedes geschaffen. Ausgewählte Âventiuren werden in textnahen Interpretationen präsentiert. Dabei finden aktuelle Forschungsergebnisse und -methoden Berücksichtigung, neben der historischen Dialoganalyse vor allem textkritische, genderbezogene und hermeneutische Ansätze. Die Einführung schließt mit einem Überblick über die Rezeptionsgeschichte und das Nibelungenlied im Schulunterricht.
Nicht erst die Moderne kennt eine Poetik des literarischen Bereits in der „mittelhochdeutschen Klassik" entwickelte sich eine Kultur verbaler Konfliktlösungs- und sonstiger Gesprächsstrategien, deren Idealformen die literarischen Texte demonstrieren. Die Beiträge dieses Bandes verbinden sprach- und literaturwissenschaftliche Methoden, um sich einer neuen Beschreibung der Dialoge in den mittelhochdeutschen Großepen anzunähern. Sie bieten sowohl textübergreifende Darstellungen verschiedener Dialogtypen sowie gattungs- und medientypischer Gestaltungsmöglichkeiten als auch Fallstudien zu wichtigen einzelnen Epen.
Der Rompilgerführer „Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae“ war im Spätmittelalter besonders populär und existiert in zahlreichen Handschriften und Drucken. Diese Überlieferungen weisen jedoch keine einheitliche Textfassung auf; die Anzahl der aufgeführten Kirchen variiert und die Beschreibungen der einzelnen Kirchen unterscheiden sich erheblich. Dieser Umstand spiegelt die Vielfalt der Pilgererfahrungen und die unterschiedlichen religiösen Praktiken jener Zeit wider.