Carbonia ist eine 1938 am Reissbrett entworfene Mono-Stadt im wilden Landesinneren der Mittelmeerinsel Sardinien. Sie wurde zum Zwecke der Kohleförderung geplant und errichtet und galt als ein Musterprojekt des faschistischen Italiens. Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Stadt auf 60.000 Einwohner an. In den 1950ern folgten einige harte Streiks und Auseinandersetzungen zwischen den gut organisierten Kumpeln und der Firmenleitung. Mit der Zeit verlor die sardische Kohle jedoch an Bedeutung und sämtliche Minen wurden bis 1971 wieder geschlossen. Heute erinnert in Carbonia ein Bergbaumuseum an den Ursprung der Stadt. Nanni Balestrini setzt dieser Stadt und ihren Kämpfen ein literarisches Denkmal. Sein Roman Carbonia – Wir waren alle Kommunisten ist aber nicht nur eine lokale Geschichte oder ein Städteporträt, sondern eine Geschichte des 20. Jahrhunderts insgesamt. Erzählt wird sie anhand des Schicksals eines Arbeiters aus den Bergen Sardiniens, der im 2. Weltkrieg zur Marine eingezogen wird. Nach seiner Desertion beteiligt er sich an der Resistenza, wird von den Nazis verhaftet und landet als Zwangsarbeiter in einem Lager in Nord-Deutschland. Er erlebt die Befreiung, seine damit verbundenen Hoffnungen werden jedoch enttäuscht. So entsteht Wut und Zorn, nicht nur in der Person des Protagonisten, sondern unter den tausenden Bergwerkern, die unter ähnlich gefährlichen Bedingungen unter Tage schuften. Von den ersten militanten Streiks spannt Balestrini einen Bogen bis zur Entstehung der Autonomia Ende der 1960er Jahren und den Mietstreiks und Hausbesetzungen jener Jahre.
Nanni Balestrini Bücher
Nanni Balestrini war ein italienischer experimenteller Dichter, Autor und bildender Künstler, der mit der Neoavanguardia-Bewegung verbunden war. Seine Werke, die oft von den politischen und sozialen Bewegungen seiner Zeit inspiriert sind, erforschen Themen wie Kampf und Konflikt mit einem einzigartigen stilistischen Ansatz. Balestrini's Schaffen zeichnet sich durch seinen experimentellen Sprach- und Formgebrauch aus und macht ihn zu einer bedeutenden Figur der italienischen Avantgarde. Seine Schriften konzentrieren sich darauf, den Zeitgeist einzufangen und gesellschaftliche Veränderungen sowie staatliche Repressionen zu dokumentieren.






Im Frühling 1972 wird die Leiche des Verlegers Giangiacomo Feltrinelli bei Mailand gefunden. Der Roman kombiniert Presseberichte, polizeiliche Ermittlungen und politische Erklärungen, um die heftigen Diskussionen in der italienischen Linken und die dramatischen 1970er-Jahre eindrucksvoll darzustellen.
"An den Rändern der großen Städte, den Stadien und ihrer Umgebung fließen die Gesänge von I FURIOSI zusammen. Eine poetische Prosa, die im Rhythmus der Geschichten von den Abfahrten im Morgengrauen aus den verwüsteten Randgebieten, den Horrorreisen in stinkenden Sonderzügen erzählt. Von den Schlägereien und Drogenexzessen der Rotschwarzen Brigaden des AC Milan." La Republica, April 1994
Der Roman 'Wir wollen alles' erzählt die Geschichte eines jungen italienischen Arbeiters aus dem Süden, der in den sechziger Jahren in den Norden auswandert. Die Arbeit in den Turiner Fabriken ist ihm genauso zuwider wie die Maloche in den Klitschen seines Heimatdorfes. Er fängt überall Krach an, schmeißt einen Job nach dem anderen. Schließlich landet er bei FIAT. Hier tritt er in Kontakt zu linken Arbeiter- und Studentengruppen, die Treffen veranstalten, Flugblätter verteilen und unabhängig von der Gewerkschaft Streiks organisieren. FIAT wird 1969 zum Zentrum des 'Kampfes gegen die Arbeit'. Der Roman Nanni Balestrinis wurde mitten in einem Kampfzyklus geschrieben, zwischen dem 'heißen Herbst' und der Fabrikbesetzung bei FIAT. Mit ihm hat er den Kämpfen der italienischen Massenarbeiter ein literarisches Denkmal gesetzt. Der Titel des Buches wurde zur Parole einer 'anderen Arbeiterbewegung', die auch in der deutschen Autonomie-Debatte ein Echo fand.
Nanni Balestrini ist seit den 1960er Jahren eine der bedeutendsten Figuren der italienischen Kultur- und Literaturszene, bei der Durchsetzung und Verbreitung der Nachkriegsavantgarde spielt er eine wichtige Rolle. Er steht im Rampenlicht gleichermaßen als undogmatischer Linker wie als moderner Lyriker, als Schriftsteller und bildender Künstler wie auch als unermüdlicher Zeitschriftengründer. Er experimentiert mit den avanciertesten literarischen Techniken und Formen. Sein Werk reflektiert wie kaum ein anderes die jüngere Sozialgeschichte Italiens und stellt den Versuch dar, ästhetische und politische Avantgarde miteinander zu verbinden. Anlässlich von Nanni Balestrinis 80. Geburtstag stellt dieser Band die Vielfalt seines Schaffens mit neu übersetzten, bislang unbekannten Texten von und über Balestrini vor.
Blackout
Gedichte
Die Sprengkraft dieses außergewöhnlichen Gedichts kommt direkt aus der Gelassenheit, mit der die Gewalt des Systems nicht versteckt, sondern viel- mehr auf essenzielle Weise und in kühler Ironie aufgezeigt wird: Blackout ist geradezu ein Akt der Anklage gegen eine Gesellschaft und ein Denken, die sich selbst vernichtet haben, die vergessen haben, dass sie die innovativsten Forderungen eines beson- ders hoffnungsvollen Jahrzehnts verleugnet und verdrängt haben, um sich autistisch und wütend in sich selbst zurückzuziehen. Diese neue Ausgabe von Blackout erscheint dreißig Jahre nach einem Datum, dem 7. April 1979, das den Höhepunkt der gewaltsamen Repression markierte, die gegen die große revolutionäre Welle der Siebziger gerichtet war und sie beendet hat. Blackout – ein Langgedicht über das Ende einer Epoche. Zum 80. Geburtstag des italienischen Schriftstellers und Künstlers der Neoavanguardia.
Nanni Balestrinis große Roman-Trilogie ist das literarische Vermächtnis der Revolte in Italien. Mit „Wir wollen alles“ wurde Balestrini mit einem Schlag zum Romancier des Operaismus. Das Buch schildert die Kämpfe der italienischen Massenarbeiter und feiert ihren Aufstand gegen das Fabriksystem. Protagonist der „Unsichtbaren“ ist ein Vertreter der Generation von 1977, der Autonomia, die das gesamte Land in ein riesiges Laboratorium neuer Lebensentwürfe verwandelte. Der Staat antwortete auf ihre Herausforderung mit massiver Repression. „Der Verleger“ porträtiert den legendären Begründer des Verlagshauses Feltrinelli, der bei einem Bombenanschlag auf einen Strommast ums Leben kam. Sein Tod markiert die militante Zuspitzung der Kämpfe zwischen Partisanentradition und entstehender Fabrikguerilla. Kennzeichen der Romane Balestrinis ist eine atemberaubend verdichtete Prosa, deren Methoden so experimentell sind wie die Bewegungen und Lebenswege, von denen sie handelt.
Nanni Balestrini erzählt in seinem Roman vom Aufstieg und Fall eines Camorra-Clans in der Provinz Caserta bei Neapel. In einem heruntergekommenen Landstrich Süditaliens entscheidet sich eine Gruppe Jugendlicher für die organisierte Kriminalität, um dem elenden Kleinbauerndasein ihrer Eltern zu entkommen. Fest entschlossen, vor nichts Halt zu machen, ermorden sie in kürzester Zeit ihre Rivalen und erringen die Vorherrschaft über die örtlichen Camorra-Gruppen. Nachdem sie den Drogenhandel in ihre Hand bekommen haben, gehen sie dazu über, ein gewaltiges Wirtschaftsimperium aufzubauen, mächtiger und reicher als das der sizilianischen Mafia. Auf den dramatischen und gewaltsamen Aufstieg folgt ein blutig ausgetragener innerer Zwist. Die Anführer der Gruppe schalten sich gegenseitig aus, bis es schließlich zur Verhaftung Sandokans, des letzten und berüchtigsten Anführers, kommt.