Claudia Öhlschläger Bücher






Narrative des Humanismus in der Weimarer Republik und im Exil
Zur Aktualität einer kulturpolitischen Herausforderung für Europa
Wie dachten Intellektuelle und Schriftsteller: innen in historischen Krisenzeiten über Humanismus? In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen geriet der Humanismus nach dem Vorbild der Antike und der Renaissance in eine Krise. Die Beiträge des Bandes fragen nach einer Neubestimmung des Humanismus nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs und unter dem Eindruck demokratischer und pazifistischer Vorhaben, aber auch angesichts des sich formierenden italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus. Das Spektrum der Antworten ist denkbar facettenreich, heterogen und ambivalent. Wissenschaftler: innen aus Italien, Österreich und Deutschland untersuchen in diesem Band Konzepte humanistischen Denkens bei Stefan Zweig, Thomas Mann, Heinrich Mann und Erika Mann, Joseph Roth, Ernst Robert Curtius, Ernst Cassirer und eröffnen historische Perspektiven auf interkulturelle Diskussionen über Humanismus in der Weimarer Republik und im Exil.
Trotz seines schmalen Œuvres wurde kein deutschsprachiger Autor der Gegenwartsliteratur international so intensiv und kontrovers diskutiert wie W. G. Sebald, der fünfzehn Jahre nach seinem Tod bereits zum kanonischen Autor geworden ist. Die Beiträge namhafter Sebald-Forscher erschließen in diesem Handbuch die verschiedenen Facetten und Ebenen des gesamten literarischen und essayistischen Werks. Sebalds Themen (Trauma und Erinnerung, die Naturgeschichte der Zerstörung, Holocaust, Heimat) werden ebenso beleuchtet wie die Merkmale seines Schreibens (Intertextualität, Bastelei, Verbindung von Text und Bild, Stil), seine Leitmotive (Melancholie, Reisen) sowie die Präsenz anderer Medien und Künste (Photographie, Malerei, Architektur) in seinen Texten. Eigene Teile sind den für Sebald wichtigsten Referenzautoren und der nationalen und internationalen Rezeption gewidmet.
Figurationen des Temporalen
Poetische, philosophische und mediale Reflexionen über Zeit
- 212 Seiten
- 8 Lesestunden
Zeit ›an sich‹ ist nicht zu haben, sie lässt sich erfahren, empfinden, darstellen, erzählen, messen und konstruieren. Verschiedene Epochen entwerfen divergierende Vorstellungen von Temporalität. Wie können historische Transformationen von Zeit aussehen? Hier kommt die Ästhetik ins Spiel: In den Künsten lässt sich Zeiterfahrung verdichten, dehnen, vergegenwärtigen, aufschieben und verewigen. Die Beiträge dieses Bandes analysieren Zeiterfahrung in poetischer, philosophischer und medialer Perspektive. Sie stellen die moderne Erfahrung der Ungebundenheit von Zeit in den Vordergrund, aber auch den Formungswillen, der aus der Erfahrung der Phänomenalität, der Transgressivität sowie dem Ephemeren von Zeit entsteht. Es ist vorzugsweise die Aufgabe der Literatur und der Künste, flüchtige Momente auf Dauer zu stellen, ihre Evidenzen und Paradoxien auszuleuchten und ihnen damit eine ästhetische Form zu verleihen, die Differenz nicht löscht, sondern sie zum Modus der Intensität werden lässt.
Narration und Ethik
- 325 Seiten
- 12 Lesestunden
Literarische Texte hinterfragen nicht nur die Souveränität moralischen Handelns, sondern auch die Souverä-nität von Sprachhandlungen. Kultur und Kulturwissenschaften haben in jüngster Zeit ein erneutes Interesse an literarisch-ästhetischen Reflexionen ethischen Denkens und Handelns bekundet. Fast ließe sich von einem „ethical turn“ sprechen. Der Band Narration und Ethik fragt nach dem jeweils historischen und kulturellen Stellenwert solcher Reflexionen, nach der Kasuistik von Handlungen und deren Valorisierung in der europäi-schen, außereuropäischen Literatur und in der Philosophie. Einzelne Fall-studien stellen unter Beweis, dass literarische Erzählungen und Erzähl-strukturen normativen Vorgaben nicht einfach folgen, sondern dass sie viel-mehr das Konfliktpotential möglicher Handlungsweisen zur Diskussion stel-len, Handlungsentwürfe modellieren oder gar suspendieren.
Beschädigtes Leben. Erzählte Risse
- 258 Seiten
- 10 Lesestunden
W. G. Sebalds Texte rekonstruieren individuelle und kollektive Trauerlaufbahnen und stellen sich damit dem Problem der Erzählbarkeit jener Risse und Lücken, die das Leben hinterläßt. Die vorliegende Studie, die auf eine Vorlesung an der Ludwig-Maximilians-Universität München im Wintersemester 2003/04 zurückgeht, fragt nach Sebalds narrativen Strategien, nach den Mitteln seiner poetischen Durchmessung vergessener Schichten unseres kulturellen Gedächtnisses. Das Argument des beschädigten Lebens wird in poetischer und medialer Perspektive zum Gegenstand der Reflexion. Gezeigt wird, daß gerade aus der Zurückweisung eines souveränen Erzählerstandpunkts und der Einsicht in die Unverfügbarkeit eines sich medial verzweigenden Wissens W. G. Sebalds Gedächtniskunst ihre ethische Dimension gewinnt.
Wilhelm Worringers Theoreme zu Ornament und Fläche, sein Plädoyer für eine neue Denksinnlichkeit (Spiritualität) und seine radikale Absage an das klassische Nachahmungsparadigma erweisen sich als Schlüsselargumente der hier eröffneten These, dass die Künste um 1900 auf das Krisensymptom entzogener Wirklichkeit und Referentialität mit dem Paradox der Sichtbarmachung unsichtbarer Evidenzen reagieren. Wie bedeutsam Worringers anthropologisch argumentierende Studie 'Abstraktion und Einfühlung' (1908) insbesondere für die poetischen, photographischen und künstlerischen Konzepte der Moderne ist, wird unter anderem an den Werken von Strindberg, Rilke, Hofmannsthal, Klimt, Loos, Moholy-Nagy aufgezeigt
Realismus nach den europäischen Avantgarden
- 344 Seiten
- 13 Lesestunden
Realistische Schreib- und Darstellungsweisen der europäischen Avantgarden des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts haben in der Nachkriegszeit eine neue Konjunktur erlebt. Die Beiträge dieses Bandes führen zentrale Fragestellungen der gegenwärtigen Realismusforschung fort, indem sie die spezifische Ausrichtung von Realismuskonzepten der Nachkriegsjahre im Film, aber auch deren Bedeutung für Poetiken und Poetologien nach dem Zweiten Weltkrieg in den Blick nehmen. Bisher wenig beachtete internationale und intermediale Verflechtungen zwischen filmästhetischen und literarischen Konzepten des italienischen Neorealismus (1943 bis etwa 1954), deutschsprachiger Nachkriegsliteratur und neorealistischer Theoriebildung werden hier erstmals erschlossen. Film-, Literatur- und Geschichtsinteressierten bietet der Band zudem einen breiten Überblick über die internationale Medienlandschaft der Nachkriegszeit.