Anreden, Erwidern, Verstehen Psycholinguistik der Alterität entwirft eine Psycholinguistik, die Sprache als Mittel des Auskommens mit dem Anderen, dem Selbst und der Welt betrachtet. Sprache ist in der Lebenstätigkeit von gesellschaftlichen Individuen situiert und nicht von ihnen oder ihrer Tätigkeit ablösbar. Diese Auffassung wird durch eine historische Studie untermauert, die Humboldts Sprachphilosophie und deren Rezeption in der russischen und sowjetischen Sprachwissenschaft untersucht. Dialogizität, als Struktur notwendiger Anrede und Erwiderung, ist ein zentrales Konzept, das in Osteuropa weiterentwickelt wurde. Diese Denkweise bildet den Kontext für Vygotskijs sprachpsychologische Forschungen und seine Überlegungen zur psychischen sprachlichen Tätigkeit, einschließlich des Konzepts des inneren Sprechens. Der zweite Teil formuliert die Psycholinguistik der Alterität theoretisch aus, gestützt auf Bühlers Sprachtheorie, mit sieben Leitsätzen im ersten Konstruktionsmoment. Im zweiten Moment werden zentrale Begriffe wie Adressivität, Positionierung, Form, Wiederholung und Zeitlichkeit entfaltet. Diese Elemente konkretisieren die theoretische Sprachansicht und basieren auf empirischen Forschungen der Entwicklungspsychologie, Identitätspsychologie und Dialoganalyse. Die Arbeit plädiert für einen Perspektivenwechsel in den Humanwissenschaften: vom isolierten Subjekt hin zu einem relationalen Selbst, das mit anderen in gemeinsame
Marie Ce cile Bertau Reihenfolge der Bücher




- 2011
- 1996
Sprachspiel Metapher
Denkweisen und kommunikative Funktion einer rhetorischen Figur
Menschen sind auf Zeichenbildung angewiesen, um Wirklichkeit zu erfassen und auszudrücken. Dieser Prozess des Unterscheidens ist fundamental und bildet den Rahmen der Untersuchung. Zeichenbildung ist sowohl psychisch als auch kommunikativ notwendig. Die Gestaltpsychologie hebt die Struktur und Organisation sensorischer Ereignisse hervor und betont den konstruktiven Aspekt menschlicher Wahrnehmung. Auch Behavioristen nutzen Zeichen als Platzhalter für äußere Ereignisse, was ebenfalls eine Form der Konstruktion darstellt. Freud hingegen beschreibt die Funktionsweise des psychischen Apparates als Zeichenbildung durch das Bewusste, das sowohl zensierend als auch ordnend wirkt. Aus dieser Perspektive kann Psychose als fehlerhafte Zeichenbildung betrachtet werden, bei der etwas wahrgenommen wird, das nicht zu einer sinnvollen Unterscheidung führt. Dies zeigt sich beispielsweise in der unwichtigen Aufschrift einer Biermarke auf einem Glas oder im Interpretieren zufälliger Vorkommnisse als bedeutungsvolle Zeichen. Solche fehlerhaften Zeichenbildungen führen zu einem Lesezwang, der die Wahrnehmung und das Verständnis der Realität beeinträchtigt.