Das von A. Erman und H. Grapow herausgegebene Wörterbuch der ägyptischen Sprache (Band I–V aus den Jahren 1926–1931; Belegstellen aus den Jahren 1935–1953) enthält nur wenige Belege aus der ägyptischen Frühzeit (0.–3. Dynastie; ca. 3150–2600 v. Chr.). Die Gründe hierfür sind wohl zweierlei Art: Zum einen waren mit Erscheinen des Wörterbuches der ägyptischen Sprache erst wenige frühzeitliche Fundplätze – und damit noch nicht alle heute bekannten Schriftträger – ausgegraben, zum anderen standen die schwierige Lesbarkeit und das oftmals mangelnde Verständnis des Inhalts der Inschriften einer Aufnahme in ein Lexikon entgegen. Forschungsarbeiten, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden, konnten diese Situation verbessern, ohne jedoch eine systematische lexikalische Aufbereitung des gesamten frühzeitlichen Materials zu bieten. Mit der ersten Lieferung des Frühägyptischen Wörterbuches liegt die erste umfassende Zugangsmöglichkeit zum Wortschatz des greifbaren Anfangsstadiums schriftlich fixierter ägyptischer Sprache, des Frühägyptischen, vor. Es dient außerdem der Vervollständigung des Wissens um das altägyptische Lexikon im Allgemeinen (z. B. der Erweiterung der im Wörterbuch der ägyptischen Sprache angegebenen Schreibungen und Belegzeiträume). Geplant sind 6 Lieferungen und eine Einbanddecke.
Jochem Kahl Bücher






Steh auf, gib Horus deine Hand
Die Überlieferungsgeschichte von Altenmüllers Pyramidentext - Spruchfolge D
Die Pyramidentexte bilden das älteste erhaltene Korpus religiöser Texte aus dem pharaonischen Ägypten, und mit bis zu 2.500 Jahren (vom Alten Reich bis in die Römische Zeit) ist ihre Überlieferungsgeschichte bemerkenswert lang. Jochem Kahl rekonstruiert mithilfe der textkritischen Methode Geschichte, Wege und Formen der Überlieferung der von Hartwig Altenmüller als D bezeichneten Pyramidentext-Spruchfolge (PT 593, 356, 357, 364, 677, 365, 373, 721 B), die von 51 Textzeugen vollständig oder auszugsweise belegt wird. Die in einem Stemma dargestellten Zweige der Überlieferung werden mit der Tradierung anderer Pyramidentext- und Sargtextsprüche verglichen. Ein Exkurs zur Lokalisation des Grabmals des Königs W3hk3-Rw Hty verknüpft philologische Ergebnisse mit archäologischen Hinweisen.
Die Inschriften der 3. Dynastie
Eine Bestandsaufnahme
Im Gegensatz zum inschriftlichen Material der ägyptischen Frühzeit und des Alten Reiches erfuhr dasjenige der 3. Dynastie bislang keine Bearbeitung. Hier wird nun erstmals eine systematische Zusammenstellung der bisher publizierten Inschriften, die relativ sicher der 3. Dynastie zugeordnet werden können, geboten. In chronologischer und topographischer Reihenfolge sind die Schriftzeugnisse in Hieroglyphen, Transliteration und Übersetzung wiedergegeben. Inhaltlich liefern die Inschriften u. a. Datenmaterial zur Verwaltung, Religion, Architektur und Geschichte der Epoche, die den Wendepunkt zwischen der Frühzeit und dem Alten Reich markiert. Ausführliche Indizes der Götter-, Königs-, Orts- und Personennamen sowie der Titel, Zahlangaben und aller anderen belegten Wörter ermöglichen einen vielfältigen Zugang zu dem inschriftlichen Material.
Obgleich der Ägyptologie bei der Frage der Schriftentstehung und Schriftentwicklung eine Schlüsselrolle zukommt, sind die frühesten Zeugnisse der Hieroglyphenschrift bislang nicht in ihrer Gesamtheit unter schriftsystematischen Gesichtspunkten untersucht worden. Erstmals wird hier ein grundlegender Überblick über das frühe ägyptische Schriftsystem gegeben: Basierend auf der Auswertung von über 3800 Schriftzeugnissen der 0.-3. Dynastie werden Regeln des Systems der Hieroglyphenschrift aufgezeigt, Einflüsse der Silbenstruktur auf die Zeichengewinnung und die Orthographie nachgewiesen, Prinzipien der phonographischen Notation und Kennzeichnung herausgestellt, der Umfang des hieroglyphischen Zeichensatzes erhoben und die Herausbildung des Satzes einkonsonantiger Phonogramme sowie der Gebrauch von Determinativen untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse erlauben auch Rückschlüsse auf historische Fragestellungen, z. B. auf Schriftreformen und die Frage der Schriftentstehung. Anhänge (u. a.): Liste der inschriftlichen Quellen der 0.-3. Dynastie, Hieroglyphenliste und Lautwertliste.
Ornamente in Bewegung
Die Deckendekoration der Großen Querhalle im Grab von Djefai-Hapi I. in Assiut
- 104 Seiten
- 4 Lesestunden
Im Verlauf der deutsch-ägyptischen archäologischen und epigrafischen Feldarbeiten in Assiut/Mittelägypten wurden in den Jahren 2012 bis 2014 im Grab des Regionalgouverneurs Djefai-Hapi I. (ca. 1900 v. Chr.) Deckenmalereien freigelegt, die in ihrer Motivwahl, ihrem Arrangement und in ihrer Monumentalität neue Maßstäbe ägyptischen Designs zur Zeit des Mittleren Reiches setzten. Infolge starker Verschmutzungen blieben diese Malereien allerdings in der modernen Forschung nahezu unbeachtet. In Zusammenarbeit mit ägyptischen Restauratoren erfolgte eine partielle Reinigung der Malereien. Jochem Kahl stellt in seinem Band Ornamente in Bewegung die Deckenmalereien ausführlich vor und untersucht die Bedeutung und den Transfer einzelner Motive sowie des gesamten Deckenmusters von Ägypten und dem ägäischen Raum während des Mittleren Reiches über die ägyptische Spätzeit bis in das London des 19. Jahrhunderts. Eine Analyse der verwendeten Farbpigmente, ein Index der Personennamen sowie zahlreiche Farbtafeln und Computerrekonstruktionen geben einen umfassenden Überblick über die außergewöhnliche Deckendekoration der Großen Querhalle.
Die Statue Assiut S10/16
Ein Regionalstil und seine Bewertung
Seit 2003 arbeitet das deutsch-ägyptische „Asyut Project“ auf dem Gebel Asyut al-gharbi, dem Gräberberg der mittelägyptischen Stadt Assiut. Im Verlauf der Grabungen kam im Jahre 2010 eine Statue zutage, deren Typ und Stil regionalspezifische Charakteristika aufweisen. Sie kann einer Gruppe von elf weiteren, bislang bekannten Statuen der sogenannten Ersten Zwischenzeit und des Mittleren Reiches zugeordnet werden, welche in der Sekundärliteratur oftmals negativ beurteilt wurden. Jochem Kahl diskutiert in seiner Untersuchung Fundplätze, Datierung, Werkstätten, Nutzerkreis und Funktion dieser Statuen ebenso wie ihre Bewertung innerhalb der Ägyptologie. Dabei zeigt sich, dass die Statuen sowohl am Ende der Ersten Zwischenzeit als auch im frühen Mittleren Reich in Gräbern verwendet wurden und ihre Herstellung nicht etwa staatspolitischen Gegebenheiten oder handwerklichen Unzulänglichkeiten unterlag. Eine reichhaltige Fotodokumentation aller derzeit zugänglichen Statuen dieser Gruppe rundet das Werk ab.