Der vorliegende Band liefert Resultate eines Forschungsprojekts, das die kulturellen Transfers im Habsburgerreich auf der Basis deutschsprachiger Regionalperiodika im Zeitraum zwischen 1850 und 1918 untersucht. Diese Texte wurden bisher noch ungenügend erforscht. Sie spiegeln exemplarisch die komplexe kulturelle Realität in den mehrsprachigen Provinzen der Monarchie wider und stellen daher eine besonders reichhaltige historische Quelle dar.
Die Monographie beschäftigt sich mit der Inszenierung des Fremden in den Reisetagebüchern von Stefan Zweig. Im Vergleich zu anderen Formen der autobiographischen Medialisierung stellen die an seine breitgefächerte Reisetätigkeit anknüpfenden und im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen und kulturellen Traditionslinien und Brüchen verorteten Tagebuchaufzeichnungen ein vielfach unvermitteltes Zeugnis der Reiseerfahrungen des Autors dar. Der Reisediarist erscheint als Individuum, das auch in persönlichen Notsituationen dem Fremden mit differenzierter Sensibilität begegnet und das rein Subjektive mit dem Blick des Anderen zu paaren weiß. Zweigs diaristische Reisenarrative vermitteln facettenreiche Einblicke in seine Wahrnehmung des Fremden und dessen Ausprägungsformen und entpuppen sich als symbolische Orte der Bildung individueller und kollektiver Identitäten, die nicht allein vom Universalen und Transkulturellen, sondern auch vom Regionalen und Eurozentrischen geprägt und zugleich zur Brechung kulturzentristischer Perspektiven bestimmt sind.
In diesem Band wird erstmals die Phänomenologie des Dämonischen bei Zweig untersucht. Der Autor nähert sich dem Dämon, der das menschliche Schicksal zwischen fördernder Spannung und zerstörerischer Überspannung beeinflusst, vorwiegend aus einer poetischen Perspektive. Die Spuren des Dämonischen finden sich in Zweigs biographischen und literarischen Texten, die in die Diskurse seiner Zeit eingebettet sind. Die Diskussion des Dämonischen erfolgt im Kontext mit Zeitgenossen wie A. Schnitzler, F. Salten und H. Broch sowie literarischen Nachfolgern wie I. Bachmann. Ausgehend von modernen literaturwissenschaftlichen Ansätzen wird die Abhängigkeit des Dämonischen von bedeutenden Diskursbegründern und zeitgenössischen theoretischen Konzepten erörtert. Dadurch wird das Dämonische nicht nur als spezifische Problematik Zweigs, sondern auch als historisches und literarisches Phänomen innerhalb der kulturellen Tendenzen in Europa um 1900 sichtbar. Der Sammelband dokumentiert neue Entwicklungstrends in der Zweig-Forschung, die sich von der „affirmativ-devotionalen“ Phase hin zu einer systematischen thematischen und methodologischen Analyse entwickelt hat. Die Beiträge stammen von Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern und basieren auf der Tagung in Maribor (Slowenien) 2006.