Was sagen uns Schlagzeilen über gesellschaftliche Debatten? Schlagzeilen in den Zeitungen bestimmen, was wichtig ist – aus Perspektive der Zeitgenossen. Klaus Zeyringer liest ausgewählte Nachrichten im Original in der damaligen Zeitung und analysiert, ob und wie sie etwas aufnahmen, das heute als welthistorisch gilt. Er stellt fest, welche Vorfälle und Themen sie zugleich beschäftigten – und welche aus heutiger Perspektive nicht. Somit erhalten wir Einsichten über Formen, Möglichkeiten und Wertigkeiten der Kommunikation sowie des sozialen Lebens. Die Historikerin Ursula Prutsch ordnet die Berichte in den Kontext der Geschichte ein. Dadurch sehen wir, wie ein Ereignis von den Zeitgenossen bewertet worden ist und als was es sich im Laufe der Geschichte herausgestellt hat. An einer Fülle von Beispielen erfahren wir u.a., wie schnell die Presse 1688/89 vor Ort in der »Glorious Revolution« mit den Siegern einen Paradigmenwechsel vollzog; dass die Blätter in Europa und den USA (bis auf extrem wenige Ausnahmen) Not und Elend indigener Bevölkerungen nicht als Auswirkungen des Kolonialismus vermittelten, etwa die Millionen Hungertoten der 1770er Jahre in Bengalen; wie intensiv 1848 der Ruf der Revolutionen hallte; welch fatale Rolle Zeitungen beim Börsenkrach 1873 und in der folgenden langen Wirtschaftskrise spielten; welchen Anteil Propagandalügen an der Entwicklung zum Weltkrieg und dann verstärkt von 1914 bis 1918 hatten; was beim Aufstieg der Nazis gesehen, übersehen wurde oder wie Fotos die Einschätzung des Spanischen Bürgerkriegs prägten. Eine packende Zeitreise in die Aktualität der Vergangenheit voller überraschender Geschichten, und ein Denkanstoß über die Schlagzeilen von heute.
Ursula Prutsch Reihenfolge der Bücher






- 2025
- 2022
Wer war Fritz Mandl
Waffen, Nazis und Geheimdienste. Die Biografie
Er sorgte für Skandale, Gerüchte und geheimnisumwitterte Geschichten: Fritz Mandl, der Ehemann Hedy Lamarrs und europäische „Patronenkönig“. Aus einer Wiener jüdischen Familie stammend, bekannte er sich zum Faschismus. Er bewunderte Mussolini und exportierte seine Patronen nach Deutschland, Italien und Japan ebenso wie nach Russland. Von den Nazis als „Jude Mandl“ gebrandmarkt, gelang es ihm sogar, die „Arisierung“ seines Unternehmens zu verhandeln. Im argentinischen Exil galt er als Verbindungsmann der Nazis, die Geheimdienste beschatteten ihn argwöhnisch. Erstmals erzählt Ursula Prutsch diese ungewöhnlich schillernde Lebensgeschichte, in der sich exemplarisch das Zusammenspiel von Big Business mit Diktaturen widerspiegelt.
- 2022
Leopoldine von Habsburg
Kaiserin von Brasilien – Naturforscherin – Ikone der Unabhängigkeit
Tropische Pflanzen und selbst eine Sambaschule sind nach ihr benannt: Leopoldine von Habsburg, Aufklärerin in neoabsolutistischen Zeiten, gilt als eine der bedeutendsten und einflussreichsten Frauen des Landes. Sie war leidenschaftliche Naturforscherin, setzte sich gegen Sklaverei und Armut ein und stellte das Hofzeremoniell ordentlich auf den Kopf. Leopoldine war ihrem Mann Dom Pedro intellektuell weit überlegen – trotzdem ist ihre Biografie auch eine Geschichte der Unterdrückung und Gewalt durch einen machistischen Monarchen, der mit ihren vielfältigen Fähigkeiten nicht zurechtkam. Letztendlich trieb er sie mit nur 29 Jahren in einen frühen Tod. Für die Feiern »200 Jahre Unabhängigkeit Brasiliens« im Sommer 2022 wird die beliebte Habsburgerin endlich wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, war sie es doch, die das Papier zur Souveränität Brasiliens unterschrieben hat.
- 2015
„Don’t cry for me, Argentina“ – durch ihren frühen Tod wurde Eva Perón zur Legende. Andrew Lloyd Webber widmete ihr ein Musical, Madonna verkörperte sie im Kino. Ursula Prutsch erzählt das kurze, aber intensive Leben einer starken Frau aus einfachen Verhältnissen, die zum weltweiten Mythos wurde, und führt dabei zugleich ein in die Geschichte des modernen Argentinien. Mit nur 33 Jahren starb „Evita“ an Krebs. Trotzdem ging die Gattin des argentinischen Präsidenten Juan Perón als mächtigste Frau Lateinamerikas in die Geschichte ein. Für die einen war sie Feministin, Wohltäterin der Armen und Heilige der Arbeiter, für die anderen eine machtgierige, berechnende Aufsteigerin, die Mildtätigkeit als bloße Show inszenierte. Zur Politik Eva Peróns gehörte es auch zu polarisieren und mit Emotionen zu regieren. Dadurch prägte sie den peronistischen Populismus entscheidend mit. Ursula Prutsch legt nun die erste wissenschaftlich fundierte deutschsprachige Biographie dieser modernen Kunstikone vor.
- 2013
Brasilien: 500 Jahre komplexe und spannende Kulturgeschichte. Fußball, Copacabana, Karneval, Favelas, Amazonas - was steckt hinter den üblichen Bildern? Die Geschichte Brasiliens ist viel umfassender - von der portugiesischen Kolonialherrschaft bis zur aufstrebenden Großmacht. Der Band liefert erstmals eine umfassende Kulturgeschichte des vielfältigen Landes, das seit 200 Jahren eine Sonderstellung beansprucht. Er hinterfragt offizielle Erzählungen und bietet ungeschönte Einblicke. Sie zeigen eine Gesellschaft mit vielen Widersprüchen, die Ordnung und Fortschritt auf ihre Staatsflagge geschrieben hat.
- 2012
Francisco Franco in Spanien und António de Oliveira Salazar in Portugal waren fast 40 Jahre lang an der Macht. Das schwierige Erbe der Diktaturen prägt die Geschichte der beiden iberischen Staaten bis heute – sei es durch zahlreiche Prozesse der Aufarbeitung, sei es durch revisionistische Beschönigung ihrer Herrschaft. Der vorliegende Band stützt sich auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Er beschreibt die Etablierung und Erhaltung von Machtstrukturen in Systemen, die auf Dauer ausgerichtet waren, jedoch gerade deshalb ein gewisses Maß an Flexibilität aufwiesen. Der Inszenierung von Geschichtsbildern und Identitäten, der Konstruktion von Feindbildern und vielfältigen Unterdrückungsmechanismen wird ebenso Raum gegeben wie dem kulturellen Leben unter Franco und Salazar. Der Band erzählt von Anpassung, Widerstand und Flucht ins Exil.
- 2008
Creating good neighbors?
- 476 Seiten
- 17 Lesestunden
Die rasante Expansion des NS-Staates im Sommer 1940 verstärkte in den USA die Befürchtung, das Deutsche Reich – das mit Lateinamerika gute Handelsbeziehungen pflegte – könnte auf die westliche Hemisphäre übergreifen und faschistoide Regime stützen. Präsident Franklin D. Roosevelt rief deshalb das „Office of Inter-American Affairs“ ins Leben, das unter der Leitung des Ölmilliardärs Nelson Rockefeller wie keine andere Institution die Beziehungen zwischen den USA und Lateinamerika prägte. Das flexible Netzwerk von Politikern, Unternehmern und Kulturschaffenden agierte als Geheimdienstorganisation, finanzierte Projekte der Gesundheitsversorgung, Nahrungsmittel- und Rohstoffgewinnung. Es nutzte Presse, Radio und Film zur Verbreitung des American Way of Life – wobei Hollywood eine besondere strategische Rolle zukam. Lateinamerika diente hier als Testfall für ökonomische und kulturpolitische Strategien, die nach 1945 von den USA global angewandt wurden. Der Autorin wurde für diese Arbeit der Maria-Schaumayer-Preis verliehen.

