Das deutsche System der Lohnfindung, geprägt von branchenweiten Tarifverträgen, wird zunehmend hinterfragt. Angesichts internationaler Wettbewerbsbedingungen sowie technischer und struktureller Veränderungen wird oft eine Dezentralisierung der Lohnfindung gefordert, um betriebliche Flexibilität zu erhöhen. Eine Analyse der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung zeigt, dass zentrale und dezentrale Regelungen unterschiedliche Stärken und Schwächen aufweisen, die je nach Betrieb und Branche variieren. Ein optimales Lohnfindungssystem oder eine ideale Tarifverhandlungsebene lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Dezentralisierung kann den Betrieben mehr Gestaltungsspielraum geben und flexiblere Reaktionen auf Herausforderungen ermöglichen, führt jedoch auch zu höherem Verhandlungsaufwand und steigenden Transaktionskosten. Zudem könnte sie das Betriebsklima belasten und das Risiko von Arbeitskämpfen erhöhen. Gesamtwirtschaftlich könnte eine solche Entwicklung die tarifvertragliche Abdeckungsrate weiter verringern. Die Auswirkungen auf Investitionen, Innovationen und Löhne sind ungewiss und hängen von der jeweiligen wirtschaftlichen Lage und den Machtverhältnissen im Betrieb ab. Es ist möglich, dass Löhne in weniger erfolgreichen Betrieben gesenkt werden, während in profitableren Unternehmen eine Umverteilung der Innovationserträge stattfindet. Insgesamt gibt es wenig Hinweise darauf, dass eine generelle Verlagerung der
Claus Schnabel Bücher






Die vorliegende Arbeit versucht, Gewerkschaften auf empirischer Grundlage ökonomisch zu untersuchen. Zum einen wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren die Mitgliederstärke und das Verhalten von Gewerkschaften beeinflussen. Die statistisch-ökonometrische Überprüfung von 12 ökonomischen bzw. soziopolitischen Hypothesen führt dabei zur Erstellung einer Schätzgleichung der gewerkschaftlichen Mitgliederentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland. Zum anderen wird theoretisch und empirisch untersucht, welchen Einfluss die Gewerkschaften auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und hier insbesondere auf Löhne und Preise, Beschäftigung sowie Produktion und Produktivität auszuüben vermögen.
Die Lohn- und Tarifpolitik ist in den letzten Jahren zu einem zentralen Thema der wissenschaftlichen und politischen Reformdebatte in Deutschland geworden. In mancherlei Hinsicht wird das deutsche Tarifsystem für zu wenig flexibel und zukunftsfähig gehalten. Vor diesem Hintergrund nimmt die vorliegende Studie eine umfassende Bestandsaufnahme vor. Sie stellt die wesentlichen Strukturen und die jüngeren Entwicklungen insbesondere in folgenden Bereichen dar: Reichweite von Flächentarifverträgen, Dezentralisierung der Tarifpolitik, Entwicklung tariflicher und effektiver Entlohnung, Differenzierung von Tarifverträgen und Lohnstrukturen, Verbreitung flexibler Entgeltbestandteile. Diese Befunde werden mit Bezug auf gesamtwirtschaftliche Erfordernisse und die Wirkung auf Beschäftigung und Arbeitslosigkeit bewertet. Über die Analyse hinaus zeigt die Studie den tarifpolitischen Reformbedarf in Deutschland auf und entwickelt Strategien für eine beschäftigungsorientierte Lohn- und Tarifpolitik.
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Diese arbeitsökonomische Analyse beschäftigt sich auf empirischer Grundlage mit der Lohnfindung in Deutschland. Nach einer Diskussion der wichtigsten theoretischen Erklärungsansätze und der lohnpolitischen Empfehlungen des Sachverständigenrates werden die institutionellen Rahmenbedingungen sowie die Praxis der kollektiven Lohnfindung dargestellt. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die statistisch-ökonometrische Analyse der Haupteinflußfaktoren der Tariflohnentwicklung und der übertariflichen Entlohnung. Gestützt auf diese und andere empirische Befunde sowie auf ordnungspolitische Überlegungen, werden verschiedene Reformvorschläge erörtert, die unter anderem eine größere Betriebsnähe und Flexibilität der Lohnfindung zum Ziel haben.