Die Brille des Autors
Eine literarische Anthologie zur Brille
Eine literarische Anthologie zur Brille
Die 1955 gegründete Vierteljahresschrift wurde in Anknüpfung an die von Friedrich Schiller herausgegebene Monatsschrift benannt und widmet sich »ohne Scheuklappen und unabhängig von Moden« (WDR) allen Aspekten zeitgenössischer Literatur. Gefühlt alle zehn Jahre macht eine neue Cervantes-Ausgabe Furor. Wie oft Shakespeare-Sonette neu übersetzt wurden, lässt sich kaum noch beziffern: Da stellt sich automatisch die Frage nach dem Sinn. Sind »alte« Übersetzungen tatsächlich überholt und schlecht und »neue« automatisch besser - oder dienen Neuübersetzungen nicht oft auch nur dazu, einem literarischen Werk ein neues Etikett aufzukleben, das eher dem Marketing nützt, als dass es inhaltlichen Erfordernissen geschuldet ist? Dieser Frage gehen Henning Ahrens, Gerd Busse, Brigitte Döbert, Ulrich Faure, Sebastian Guggolz, Alban Nikolai Herbst, Barbara Köhler, Kurt Kreiler, Wolfgang Schiffer u. a. in ihren Beiträgen nach.
Faure zeichnet die abenteuerliche Geschichte des Malik-Verlages bis ins Exil nach. Mit zahlreichen Illustrationen, unveröffentlichten Archivfotos und Beispielen buchkünstlerischer Leistungen beleuchtet das Buch die Kulturszene der zwanziger Jahre und lässt Werke von Heartfield und Grosz aufleben.
Auf den Friedhöfen der Weltliteratur wimmelt es nur so von Selbstmördern. Genauer muß man sich umsehen nach gescheiterten Helden, denen auch noch der gewünschte Suizid mißlingt. Zwar sind die Autoren genau wie bei den'echten'Selbstmördern nicht zimperlich, wenn es darum geht, ihren armen Helden das Figurenleben so richtig sauer zu machen. Aber irgendein Hindernis sorgt dann doch immer wieder dafür, daß es nicht zum Äußersten kommt. Unfähigkeit, technische Pannen oder Feigheit lassen diese Helden immer wieder dem Tod von der Schippe springen - und sie fallen dem Autor (hin und wieder auch dem Leser) weiter zur Last. Manche Schriftsteller rächen sich dafür an diesen Figuren, indem sie sie der Lächerlichkeit preisgeben. Und in der Tat: Oft entbehren die Situationen einer mißglückten Selbstentleibung nicht einer gewissen Komik; der Leser amüsiert sich und merkt gar nicht, wie sehr er sich damitzum Kumpan des tötungswütigen Autors macht. Ulrich Faure hat in seiner Anthologie über dreißig Kostproben solch 'amüsanten' Suizidversagens versammelt und dabei herrlich schräge Geschichten zutage gefördert.