Über die Grenzen des Bildes
Kulturelle Differenz und transkulturelle Dynamik im globalen Feld der Kunst






Kulturelle Differenz und transkulturelle Dynamik im globalen Feld der Kunst
Theorie und Praxis der Gedankenausstellung bei Bruno Latour
Die Ausstellung ist ein Parlament, in dem Menschen Fragen stellen und ihnen Dinge antworten – oder auch umgekehrt. Keinen geringeren Anspruch hat der französische Sozialanthropologe und Wissenschaftsphilosoph Bruno Latour an die drei bisher von ihm kuratieren Ausstellungen im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe. Was bedeutet es für die Praxis der Medienkulturforschung, wenn wissenschaftliche Theorien und sozialphilosophische Denkansätze im dreidimensionalen Raum der Ausstellung experimentell überprüft und neu entfaltet werden? Unter der Perspektive einer Erweiterung des Kuratorischen wird das von Bruno Latour entwickelte Medium der Gedankenausstellung erstmals systematisch untersucht.
Mit der Verknüpfung von Grammatologie und Ikonologie verfolgt die Schriftikonik das Ziel, Bildphänomene der Schrift aus kultur- und medienkomparativer Perspektive zu erforschen. Um Schriftikonik als transdisziplinäres Forschungsfeld in Geschichte und Gegenwart zu verankern, wird ein historischer Aufriss von den Anfängen der Schriftbildlichkeitsreflexion innerhalb der abendländischen Grammatologie des 17. Jahrhunderts bei Wilkins, Leibniz und Humboldt bis zu aktuellen Ideo-/Piktographisierungstendenzen in der digitalen Hyperschriftkultur gezeichnet. Am Ende der historisch-vergleichenden Argumentation steht die These, dass die abendländische Grammatologie erst in der digitalen Visualisierungskultur des Computerzeitalters zu sich kommt. Dort kann sich Schriftbildlichkeit, von gesprochener Sprache losgelöst, in ihrer hypermodalen, netzwerkbildenden Eigenlogik entfalten und so neue Epistemologien hervorbringen.
Seit der ikonischen Wende Anfang der 1990er Jahre ist die Frage aktuell geblieben, was denn ein Bild ist. Alle bisherigen Versuche, einen Nenner für das Bild zu finden, auf den sich ein „cours iconologique“ gründen könnte, waren wenig zielführend. Dies liegt zum einen an der Vielfalt der Disziplinen und ihrer verschiedenen Denkmodelle; zum anderen an der Vielfalt der Bildphänomene selbst, die es nicht im Singular gibt. Das Bild existiert ausschliesslich in pluralen Erscheinungsformen. Es ist ungemein beweglich und wandelbar, muss sich übermitteln und verwandeln, um Gestalt annehmen zu können. Bilder bewegen sich gleich Nomaden von einem Medium zu einem anderen und waren daher immer schon massgeblich am Austausch zwischen den Kulturen beteiligt. Dies gilt nicht nur für die Geschichte der Medien, sondern auch für die Wissenschaftskulturen und nicht zuletzt für die unterschiedlichen Bildkulturen selbst. Herausgeber: Birgit Mersmann, Martin Schulz unter Mitarbeit von: Nicola Behrmann, Markus Buschhaus, Julia Glesner, Anette Hüsch, Katrin Kärcher, Kristin Marek, Dominic Olariu und Matthias Weiß