Im 21. Jahrhundert verliert die Handschrift zunehmend an Bedeutung im gesellschaftlichen und privaten Leben. Der bildende Künstler Micha Brendel möchte die Faszination der Hand-Schrift wiederbeleben und zeitgemäß künstlerisch durchdringen. Anders als im traditionellen Ansatz, Gedanken durch Schrift zu codieren, konzentrieren sich seine Arbeiten auf die bildhafte Präsenz von Schriftzügen, erfundenen Buchstaben, Zeichen, Schreibrhythmen und Farbtönen. Brendels Schriftarbeiten unterscheiden sich grundlegend von üblichen kalligrafischen Übungen. Die Präsentation seiner seriellen Blätter, 'Verschriftungen' genannt, erfolgt an Orten der ursprünglichen Schriftkultur, wie (ehemaligen) Klöstern und Kirchen im deutschsprachigen Raum. Hier, in den Skriptorien, treffen mittelalterliche Schreib- und Kopierkultur und Brendels künstlerische Schriftbelebung aufeinander. Der Katalog begleitet die Ausstellungstour und bietet einen repräsentativen Querschnitt durch Brendels Werk der letzten sieben Jahre. Herbert Schirmer beschreibt die Rolle von Schrift in Brendels Gesamtwerk und die Intentionen der Ausstellung im Kontext der schwindenden Handschrift. Jörg Sperling beleuchtet die künstlerischen Techniken und den Materialeinsatz, während Klaus Michael die Sprach- und Wortspiele in den Bildtiteln untersucht und die Verflechtungen von Sprache, Schrift und Bild analysiert.
Micha Brendel Bücher
