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Etel Adnan

    24. Februar 1925 – 14. November 2021

    Etel Adnan war eine Künstlerin, deren Werk sich mit dem Schnittpunkt von Identität, Politik und Kunst auseinandersetzte. Ihre Schriften erkundeten oft die Auswirkungen von Krieg und Kolonialismus auf Individuen und Gesellschaft, inspiriert von ihren Erfahrungen im Libanon, in Algerien und in Vietnam. Adnans stilistische Gewandtheit zeigte sich im Verweben persönlicher Reflexion mit breiteren sozialen und historischen Erzählungen. Ihre Werke, die sowohl auf Französisch als auch auf Englisch verfasst wurden, spiegeln ihre Suche nach Stimme und Form im künstlerischen Ausdruck über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg wider.

    Die Sonne zergeht auf der Zunge. Drucksache N.F. 7
    Sitt Marie-Rose
    Arabische Apokalypse
    Die Stille verschieben
    Reise zum Mount Tamalpais
    Der Herr der Finsternis
    • Düsteres Glanzstück dieser durchaus abwechslungsreichen, auch mit hellen Tönen aufwartenden Erzählungen, die sich stets dicht an die Erlebnisse der kosmopolitischen amerikanisch-arabischen Autorin halten, ist die Titelgeschichte. »Der Herr der Finsternis« ist ein atemberaubend intensiver, apokalyptischer Text, fast ein Vermächtnis. Auf einem Festival in Sizilien, unmittelbar vor Ausbruch des ersten Irakkriegs, trifft die Erzählerin nach vielen Jahren Buland wieder, einen irakischen Dichter, den sie als strahlenden Jüngling von einer Begegnung in Damaskus in Erinnerung hat. Er wirkt verdüstert. Beim Wein erzählt er ihr von seiner Freundschaft mit Saddam Hussein: von dessen geradezu »tierischer« Intensität und Unruhe, von der eigenen Desillusionierung, die folgt, und der Scham; vom Gefängnis. Später versucht ein amerikanischer Professor, die Erzählerin auszuforschen. Um jeden Preis möchte er der geistigen Welt Bulands, der ein erbitterter Kritiker des imperialen Amerika ist, auf die Spur kommen. Warum schreibt man Geschichten? Etel Adnans Nachwort verbindet die Erörterung grundsätzlicher Fragen mit der Erinnerung daran, wann, woraus und wie ihre Erzählungen entstanden sind.

      Der Herr der Finsternis
    • »Einmal wurde ich vor laufender Fernsehkamera gefragt: ›Wer ist die wichtigste Person, die Sie jemals getroffen haben?‹ und ich erinnere mich, wie ich antwortete: ›Ein Berg.‹ So entdeckte ich Tamalpais im Mittelpunkt meines Daseins.« Was sie durch das Malen über den Berg und durch den Berg über Malerei erfuhr, notierte Etel Adnan über Jahre hinweg. Ihre Leidenschaft gilt dabei den Formen der Wahrnehmung. Sie erfasst die spirituelle Welt der Träume und Mythen, dringt in den Raum der Technik vor und beschreibt die Phänomene der Natur. Die pyramidale Form des Bergs, seine Sphären und Linien, seine ständig wechselnden Farben prägten sich ihrem Leben ein. Sie wurden Teil ihrer Identität. In diesem Buch verschmilzt die Poesie des Nachsinnens mit den Zeichen der Malerei. In der Tradition der Auseinandersetzung eines Künstlers mit einem Berg steht sie neben Cézanne und Hokusai. »Etel Adnan ist eine der großen Poetinnen unserer Zeit und eine wunderbare visuelle Künstlerin. Sie bildet die Brücke zwischen Poesie und Malerei.« Hans Ulrich Obrist »Etel Adnans Neugier ist grenzenlos und ihre Lust auf das Leben ansteckend und immer wieder überraschend.« Corinna Harfouch

      Reise zum Mount Tamalpais
    • In ihrem letzten Buch reflektiert Etel Adnan in knappen poetischen Prosatexten ihr langes Leben, den Prozess des Alterns und das Wissen um ihren eigenen nahen Tod. Das Persönliche wird kontinuierlich nach außen projiziert und zurückgespiegelt im Nachdenken über Klimakatastrophen, anhaltende Kriege, über winzige Dinge des Alltags ebenso wie über die Aussicht auf Marsmissionen. Etel Adnan blickt aus ihrem Fenster in der Bretagne auf den Ozean: ein ergreifendes, mitunter auch schmerzliches Wechselspiel zwischen dem inneren Empfinden und dem kosmischen Raum. »Selten hat mich eine Schriftstellerin so tief berührt. Ihre Texte öffnen innere Räume, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren.« Corinna Harfouch

      Die Stille verschieben
    • Seit sie denkt und fühlt, ist die libanesisch-amerikanische Dichterin und Malerin Etel Adnan leidenschaftliche Zeitgenossin. Immer wieder antworten ihr Schreiben und Malen auf Ereignisse der Zeitgeschichte, auf Kriege, Verwüstungen, Massaker, zumal im arabischen Raum. Eine dieser Antworten, vielleicht Adnans wichtigste, ist »Arabische Apokalypse«, ein Zyklus von 59 Gedichten. Er beschwört mit lakonischem Aberwitz, in den staunendes Registrieren, Leid und Verzweiflung sich kleiden, das Bild eines Kosmos, der aus den Fugen ist. (Dort, wo die Sprache ins Stocken gerät, springen Bildzeichen ein.) Als Malerin habe sie nicht vom Schreiben gelernt, als Autorin aber sehr wohl vom Malen, schreibt Adnan: die Sicherheit ihrer Setzungen – in der Überzeugung, daß diese deutlich signalisieren, worum es, jenseits wörtlicher Umrechnung in unsere Repertoires, geht. »Arabische Apokalypse«, geschrieben auf französisch, wurde 1980 veröffentlicht. Etel Adnan hat ihren Text selber ins Englische gebracht; »The Arab Apocalypse« erschien 1989 und erlebte mehrere Auflagen. Ulrike Stoltz’ Übertragung berücksichtigt diese Fassung. »Arabische Apokalypse« ist in weiteren Sprachen und auch auf arabisch veröffentlicht worden.

      Arabische Apokalypse
    • »Ich habe Marie-Rose gesehen. Ich erwartete, daß sie zerschlagen, vielleicht entstellt, eingeschüchtert ist. Nein. Sie steht vor mir so schön wie einst, als wir beide sechzehn Jahre alt waren und zusammen ins Gymnasium von Beirut gingen. Sie ist jetzt zweiunddreißig und hält sich wie eine Königin. Ich schwöre, sie ist schön«, sagt Mounir. Beirut 1975: Die libanesische Christin Sitt Marie-Rose unterstützt palästinensische Flüchtlinge. Jetzt steht sie, schön und stolz wie eine Königin, vor Mounir. Im Konflikt zwischen Libanesen und Palästinensern hat sie es gewagt, das Freund-Feind-Schema zu durchbrechen, als Verräterin wird sie verhaftet und soll nun ausgerechnet von ihm, ihrer alten Jugendliebe, verurteilt werden.

      Sitt Marie-Rose
    • Etel Adnan ist eine bedeutende arabische Künstlerin, die Gedichte, Erzählungen und Essays verfasst und mit ihrem Roman "Sitt Marie Rose" einen Klassiker geschaffen hat. Sie beschäftigt sich intensiv mit Heiner Müllers Werk und entdeckt gemeinsame Themen. Ihre Neugier und Lebensfreude sind inspirierend. In der Drucksache N.F. setzen sich zeitgenössische Künstler mit Müllers Werk auseinander.

      Die Sonne zergeht auf der Zunge. Drucksache N.F. 7
    • Sturm ohne Wind

      Gedichte / Prosa / Essays / Gespräche

      Das umfassende schriftstellerische Werk – endlich in einem Band: Etel Adnan war Poetin und Malerin, Philosophin, Essayistin, Kosmopolitin und eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit. Mit großer Freiheit verwandelt sie Erfahrung und Wissen in poetisches Schreiben, so komplex wie persönlich, so politisch wie visionär. Die hier versammelten Texte, von denen etliche erstmals auf Deutsch vorliegen, geben einen umfassenden Einblick in Etel Adnans universelles schriftstellerisches Werk. Beginnend mit den Ursprüngen ihrer künstlerischen und politischen Auseinandersetzungen in den 60er Jahren, setzt sich Etel Adnan mit den unzähligen Facetten des Lebens auseinander und eröffnet durch ihre Texte eine neue Ebene der Wahrnehmung. Neben den großen Poemen umfasst der Band Prosatexte, Erzählungen, journalistische Arbeiten, philosophische Essays zu Mythos und Kunst, Erzählungen und Interviews – entstanden in Beirut, Paris, Kalifornien oder auf Reisen durch die Vereinigten Staaten, Europa und die arabische Welt. Etel Adnan spricht über die Kriege, an deren Rand sie lebte und deren Auswirkungen sie hautnah zu spüren bekam. Sie reflektiert ihre bildnerische Arbeit. Die Texte eröffnen den Zugang zum Kosmos einer Künstlerin, die fest auf der Erde steht und zugleich zu träumen wagt. »Etel Adnan ist eine der großen Poetinnen unserer Zeit. Sie bildet die Brücke zwischen Poesie und Malerei.« Hans Ulrich Obrist »Etel Adnans Neugier ist grenzenlos und ihre Lust auf das Leben ansteckend und immer wieder überraschend.« Corinna Harfouch

      Sturm ohne Wind
    • Fühle ich mich im Exil? Ja, so ist es. Aber das reicht sehr weit zurück, es ist schon so lange so, dass es zu meiner Natur geworden ist, und ich kann nicht sagen, dass ich allzu oft darunter gelitten habe. Es gibt sogar Momente, in denen ich glücklich darüber bin. Ein Dichter ist, das vor allem, die menschliche Natur im Reinzustand. Deshalb ist ein Dichter so menschlich, wie eine Katze Katze oder ein Kirschbaum Kirschbaum ist. Alles andere kommt »danach«. Alles andere ist wichtig, aber manchmal spielt es auch überhaupt keine Rolle. Die Dichter sind tief in der Sprache verwurzelt und sie überschreiten die Grenzen der Sprache.

      Schreiben in einer fremden Sprache