Im Zuge der Einfuhrung des Protestantismus bzw. dessen Bekampfung im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Thema des aufopfernden Todes fur den rechten Glauben in einigen Dramen auf die Buhne gebracht. Diese fruhneuzeitlichen Martyrerdramen bedienten sich der theatralen Mittel des vorreformatorischen Spiels sowie einzelner Elemente des modernen humanistisch gepragten Dramas. In dem von Cora Dietl herausgegebenen und kommentierten Band wird das Catharinae martyrium von Wolfgang Waldung vorgestellt. Er bildet den Auftakt zur Publikation von acht dieser Martyrerdramen aus den Bestanden der Herzog August Bibliothek als kritische Edition mit Kommentar. Jedem Drama ist eine kurze Einfuhrung zum Kontext vorangestellt. Damit leisten diese Editionen einen wichtigen Beitrag zur deutschen Theater- und Dramengeschichtsschreibung.
Cora Dietl Bücher






Arnold Quiting: Jacobus und Petrus
- 248 Seiten
- 9 Lesestunden
Im Zuge der Einfuhrung des Protestantismus bzw. dessen Bekampfung im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Thema des aufopfernden Todes fur den rechten Glauben in einigen Dramen auf die Buhne gebracht. Diese fruhneuzeitlichen Martyrerdramen bedienten sich der theatralen Mittel des vorreformatorischen Spiels sowie einzelner Elemente des modernen humanistisch gepragten Dramas. In einer kleinen Reihe werden acht dieser Dramen, die vorwiegend in den Bestanden der Herzog August Bibliothek sind, als kritische Edition mit Kommentar prasentiert. Jedem Drama ist eine kurze Einfuhrung zum Kontext vorangestellt. Damit leisten diese Editionen einen wichtigen Beitrag zur deutschen Theater- und Dramengeschichtsschreibung. Die acht Bande enthalten folgende Catharina von Wolfgang Waldung (1602), Dorothea von Balthasar Thamm (1594), Stephanus von Michael Sachs (1564), Stephanus von Melchior Neukirch (1591), Felicitas von Daniel Holtzmann (1577), Jacobus und Petrus von Arnold Quiting (1593), Chrysantus und Daria von Hilger Gartzwiller (1609) sowie Felicitas von Mathaeus Steffan (Stessan, 1589).
Achtzehn Beiträge aus der aktuellen Forschung von Stipendiaten und Hochschullehrern des interdisziplinären Tübinger Graduiertenkollegs „Ars & Scientia im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“ wagen den Blick zurück in die Geschichte. Interdisziplinarität charakterisiert den Ansatz; sie ist zugleich der Gegenstand der Untersuchungen: Es geht um die Wissenschaften und Künste, um ihr Verhältnis zueinander und zu Institutionen weltlicher und geistlicher Macht. Es geht um (Um-)Deutungen, um gelehrten Streit und Interessenkonflikte, um Verurteilungen und Einflußnahmen - nichts, was der heutigen Wissenschaft fremd wäre.
Inszenierungen von Heiligkeit
Das schweizerische Heiligenspiel des 16. und frühen 17. Jahrhunderts im Kontext konfessioneller Auseinandersetzungen
Anders als man annehmen könnte, sind Heiligenspiele in der deutschsprachigen Schweiz keine primär vorreformatorische Literaturform. Gerade im Zuge der Reformation und Gegenreformation werden sie hochaktuell und dienen der konfessionellen Auseinandersetzung sowie der Stärkung von Gruppenidentitäten. Der vorliegende Band analysiert die aus Luzern, Sarnen, Einsiedeln, Solothurn und Zug überlieferten deutschsprachigen Heiligenspiele aus der Zeit von ca. 1520 bis 1630 sowie ihre protestantischen Gegenstücke aus Bern und Basel. Die Spieltexte werden jeweils gemeinsam mit dem konkreten Aufführungsort und der Bühnenform betrachtet, in religions-, stadt- und theatergeschichtliche Kontexte eingebettet und nach der spezifischen Inszenierung von Heiligkeit und deren Funktion befragt.
Die Artusforschung, die sich mit der Gründung der Internationalen Artusgesellschaft 1948 ein Forum geschaffen hat, dient der Erschließung der gemeinsamen kulturellen Grundlagen Europas. Mit rund 250 mittelalterlichen Werken in zehn verschiedenen Sprachen gehört der Artusroman fraglos zu den erfolgreichsten epischen Genres des europäischen Mittelalters - mit einer bis heute ungebrochenen Tradition der produktiven Rezeption. Ursprünglich regional-politische Dichtung mit Bezug auf eine ältere mündliche Erzähltradition, wurde die Artusliteratur bald zu einem Forum der überregionalen Wertediskussion, zum Raum der sozialen oder kultu-rellen Identitätsfindung oder zum Experimentierfeld literarischer Formen. Die Bände der deutsch-österreichischen Sektion der Artusgesellschaft führen die verschiedenen Forschungsperspektiven der Philologien, die sich mit Artusliteratur befassen, jeweils an einer zentralen Fragestellung zusammen. Die Bände fragen nach der Relevanz von in der aktuellen Literatur- und Kulturwissenschaft diskutierten Begriffen (wie z. B. "Mythos", "Körperkonzepte") für die Artusforschung und nach dem Beitrag, den die aufgrund ihrer Fächervielfalt und Interdisziplinarität grundsätzlich multiperspektivische Artusforschung für die weltweite kultur- und literaturwissenschaftliche Forschung leisten kann.
Im Zuge von Kanonisierungstendenzen wird 'der Artusroman' heute gerne auf die Werke Chrétiens und weniger anderer 'Klassiker' begrenzt, abgesehen von einzelnen Texten, die zyklisch von der Forschung wiederentdeckt werden. Zu einem modernen 'Mythos' konnten Artus und der Artusstoff aber nur werden, weil die Artustradition über Jahrhunderte hinweg hoch aktiv weiterlebte und die Texte immer wieder neu rezipiert, transformiert, umgeschrieben und der aktuellen Zeit angepasst wurden. So entstand eine Fülle von arthurischen Texten und Artusnotationen. Während bislang zumeist die Erforschung der Artusrezeption im 19./20. Jahrhundert und mediävistische Untersuchungen zur mittelalterlichen Réécriture unverbunden nebeneinander standen, nimmt dieser Band beides in den Blick. Als Bindeglied dient die in der Forschung oft ausgeblendete Artusrezeption in der Frühen Neuzeit. Unter den Schlagwörtern 'réécriture' und 'Rezeption' werden Prozesse der Übertragung, Bearbeitung und Fortschreibung einzelner Romane sowie verschiedene Formen der Rezeption einzelner Figuren, Motive oder Erzählschemata, aber auch ganzer Romane analysiert und historisch kontextualisiert, um zu erklären, was Artus zu einem 'Mythos' macht.
Emotion und Handlung im Artusroman
- 315 Seiten
- 12 Lesestunden
Wie sind Handlungen literarischer Figuren motiviert? Lassen sie sich psychologisch oder narratologisch erklären? Da die Figuren arthurischer Romane textübergreifend konstruiert werden, könnte man annehmen, ihre Handlungen folgten einem festen Muster, unabhängig von situativ dargestellten Emotionen. Gibt es also eine gattungsspezifische Handlungsmotivation? – Um diese Fragen kreisen die hier versammelten Beiträge. Sie demonstrieren, dass der europäische Artusroman keine einheitliche Behandlung von Emotionen als Handlungsmotivation kennt. Groß ist die Variationsbreite der sichtbaren Innerlichkeit der Figuren. Als gattungsspezifisch lässt sich aber eine Tendenz erkennen, das Verhältnis von Emotion und Handlung in den Texten selbst als ein Produkt narrativer Vermittlung aufzudecken: durch die Inszenierung von Selbstverlust oder des Widerstreits zwischen Vernunft und Emotion, durch ein offenes Spiel mit unterschiedlichen Graden der Informiertheit von Figuren, Erzähler und Rezipienten, durch die Integration des Vorwissens der Rezipienten oder durch die Referenz auf und den Verstoß gegen Codierungen von Emotionen, kulturelle und literarische Normen.
Die Frage nach einem mittelalterlichen Gattungsbewusstsein und den Wechselwirkungen literarischer Gattungen, auch als Sonderfall der Intertextualität, hat die mediävistische Forschung immer wieder beschäftigt. Anders als etwa die späte Heldenepik stand der Artusroman, der gerne als Prototyp einer geschlossenen literarischen Gattung betrachtet wird, dabei bisher nicht im Zentrum des Interesses. Hier setzt der vorliegende Band an. Die Beiträge (ausgewählte Ergebnisse des Internationalen Artuskongresses in Bukarest 2014) zeigen in detaillierten Fallstudien und textnahen Analysen, dass der Artusroman von Anfang an mit anderen Gattungen in einem Dialog stand und mit diesen Elemente und Strukturen austauschte. Gefragt wird nach den autorintendierten oder im Rezeptionsprozess entstehenden Effekten solcher wechselseitiger Einflussnahmen, die nicht zuletzt von der literarischen Kompetenz des Rezipienten abhängen. Der Band bietet einen Überblick über die Vielfalt solcher 'arthurischen Gattungsinterferenzen', leistet dadurch einen Beitrag zur Verortung der Artusliteratur im Spektrum der verschiedenen mittelalterlichen Gattungen und lässt Rückschlüsse auf das mittelalterliche Gattungsverständnis zu.
Ironie, Polemik und Provokation
- 334 Seiten
- 12 Lesestunden
Ironie gilt in der Moderne als Ausdruck eines skeptisch gebrochenen Weltbezugs. Daher wirkt es anachronistisch, ein ironisches Erzählen im Mittelalter anzunehmen. Verschiedene Mittelalter-Disziplinen haben sich allerdings jüngst diesem Begriff angenähert. Der vorliegende Band greift verschiedene Ironie-Konzepte auf und spielt sie an ausgewählten europäischen Artusromanen durch, von der rhetorischen über die narrative und dramatische bis hin zur sokratischen Ironie. Hierbei interessieren v. a. auch die Punkte, an denen sich Ironie mit anderen Formen der uneigentlichen oder der kritischen Rede verbindet, wo sie in Polemik umschlägt oder wo sie als Provokation oder als Konfliktabschwächung wirkt. In Einzelanalysen wird deutlich, wie vielfältig die Spielarten der Ironie im mittelalterlichen Erzählen sind und wie viel die jeweils eingesetzte Form der Ironie über die intendierte gesellschaftliche Funktion von literarischen Texten verraten kann - oder aber, da Ironie letztlich im Rezipienten entsteht, über unsere Wahrnehmung von mittelalterlicher Literatur. Die Ergebnisse des Bands weiten damit deutlich den Blick über die Artusliteratur hinaus und beleuchten sowohl unser Mittelalter-Verständnis als auch das ‚moderne‘ literarische Phänomen der Ironie neu.
Die Dramen Jacob Lochers und die frühe Humanistenbühne im süddeutschen Raum
- 589 Seiten
- 21 Lesestunden
Durch die Aufführung der ersten neulateinischen Tragödie aus deutscher Hand schreibt 1495 Jacob Locher, Poetik-Lektor in Freiburg, Theater- und Mediengeschichte: Mit der Darstellung zeitgeschichtlicher Ereignisse auf der Bühne ist das Theater als Medium politischer Einflussnahme im Reich eingeführt. Locher ist heute als der Übersetzer von Brants „Narrenschiff“ bekannt; seine dramatischen Werke sind weitgehend in Vergessenheit geraten. Hier werden sie in chronologischer Reihenfolge vorgestellt und in ein dichtes Geflecht literarischer und außerliterarischer Beziehungen eingebettet. Der Einfluss des italienischen Renaissancedramas findet ebenso Beachtung wie der lokaler Spieltraditionen; prominente Positionen kommen der Reichs- und Universitätspolitik zu. Seitenblicke auf die Bühnenwerke von Dichterkollegen verdeutlichen die Sonderrolle, welche Locher als Tragöde in einer Zeit enthusiastischer Terenzrezeption spielt: Sein Blick richtet sich nicht auf Probleme des Studiums, sondern auf den Hof in Wien. Es geht ihm um den gerechten Krieg und um die Rolle des Dichters im Staat. Im Anhang: eine Edition der sieben Dramen Lochers.
