Ein Buch, dass Elemente der aktuellen Diskussion konsequent weiter denkt. Die Menschenrechte gelten in säkularen Gesellschaften als bedeutendes Rechtsgut. Sie sichern den Individuen unveräußerliche Rechte, um ein menschenwürdiges und dem Menschen gemäßes Leben zu führen. Die Menschenrechte, entstanden aus jüdisch-christlichen Wurzeln, sind die heutige Staatsreligion, in deren Namen Kriege geführt und Minderheiten unterdrückt werden. Sie zementieren den Machtanspruch der modernen säkularen Staaten. Die Ökologie tritt für die Bewahrung der Natur ein. Trotzdem wird Nicht-Künstliches mehr und mehr vernichtet. Eine gestaltete, von Menschen beherrschte Welt tritt an die Stelle des Natürlichen. Ein Ausgleich zwischen Natur und dem „Artifizialismus“ der neuen Staatsreligion ist offenbar nicht möglich. Ist der konsequente Rückbau der künstlichen Umwelt ein Ausweg? Gibt es hierfür bereits Ansätze in bestehenden Institutionen? Ein Szenario am Ende der Erörterungen macht deutlich: Radikales Denken kann provozieren und Anstösse geben, die Welt gegen den Schein festgefügter Gewissheiten zu gestalten.
Haimo Schulz Meinen Bücher


Das Grab im eigenen Garten
Private Friedhöfe in Deutschland?
'Jean-Jacques Rousseau in Ermenonville, La Fontaine inmitten eines Waldes, Boileau an einer Promenade. Jeder bei sich zu Hause: ? Warum soll sich der friedliche Landmann nicht Hoffnung machen dürfen, inmitten der Felder zu ruhen, die er selbst bebaut hat? Ah! Lasst ihn die Stelle bezeichnen, an der er eines Tages beigesetzt sein möchte, gleich ob er den Fuß der alten Eiche wählt (.) oder in der Nähe seiner Gattin ruhen will (.), seines Vaters (.), seines Sohnes.' (Aus dem Gesetzgebungsvorschlag von J. Girard, Paris 1801) Warum dürfen alte, blaublütige und neue Aristokraten des Showgeschäfts wie z. B. Rio Reiser und Rudi Carell in Deutschland das tun, was ein Fünftel der Bevölkerung wünscht, allgemein vermeintlich aber verboten ist? Sie bestatten ihre Angehörigen auf eigenen Grund und Boden. 80 Jahre nach Gesetzen zur Bekämpfung der Adelsprivi- legien bestehen diese Ungerechtigkeiten weiter fort. Der Zustand bietet im Zuge der EU-Recht-Angleichung aber auch die Möglichkeit zu einem Schritt in Richtung mehr Freiheit. Es wird untersucht, ob es private Friedhöfe in diesem Land ind in anderen Ländern gibt, geben soll und darf oder gegeben hat. Die Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität Hannover 2009 als Dissertation zugelassen. Soziologisch gesehen ist die Bestattung ein Teil der Identitätsarbeit, die zu den schwierigsten Aufgaben des postmodernen Menschen geworden ist. Der sich rasant vollziehende Wandel der Bestattungskultur darf deshalb nicht als modische Laune oder gar als Verlust an Pietät angesehen werden, sondern muss als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses verstanden und gewürdigt werden.