In Arkadien, am Abhang des Lykaion-Gebirges und hoch über dem Alpheios-Tal, liegt die antike Stadt Theisoa. Der befestigte Ort wurde nach dem Synoikismos von Megalopolis angelegt und erneut als fränkische Festung genutzt. In dem Band werden die archäologischen Baubefunde (Stadt- und Akropolismauern und -tore, Häuser, eine ionisch-dorische Stoa) und ihre Rekonstruktion sowie eine neu gefundene Theorodokie-Inschrift vorgelegt. Ausführlich wird die antike und hochmittelalterliche Geschichte des Ortes, seine Lage und Aufgabe im Wegesystem zwischen Elis und Zentralarkadien sowie ihr archäologischer Kontext in der Region herausgearbeitet.
Ca. 500 m südwestlich der antiken Stadt liegt das Herakles-Heiligtum von Kleonai, bestehend aus einem tetrastylen dorischen Prostylos und einem Peribolos aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Der Tempel, dessen Kultbildtorso erhalten ist, kann weitgehend rekonstruiert werden. Seine ungewöhnliche Gestaltung zeigt sich in der breiten Mittelinterkolumne und der Integration des Altars in die Krepis. Der Band präsentiert zunächst den architektonischen Befund und die Rekonstruktion des Ensembles, gefolgt von einer Kontextualisierung. Die Geschichte der Stadt Kleonai, entwickelt durch historische, epigraphische und archäologische Quellen, ist entscheidend für das Verständnis der Entstehungszeit und der Wahl der Kultinhaber. Der Heraklestempel wird in seinen architekturgeschichtlichen Kontext eingeordnet, wobei die Charakteristika des Baus und wichtige Elemente hellenistischer Architektur, wie Grundriss-typologien und Mehrmetopen-schemata, ausführlich behandelt werden. Insgesamt erweist sich der Herakles-Tempel als Beispiel für die Architektur des „Dritten Griechenlands“, kleinerer Orte, die das Bild des antiken Griechenlands prägten, während die archäologische Überlieferung oft von großen Zentren dominiert wird. Diese lokalen Architekturen waren in ihrer Gestaltung freier von großen Traditionen und bieten somit ein Korrektiv für unser Bild des antiken Architekturbestandes.
Aspekte geoarchäologischer Forschungen im östlichen Mittelmeer
195 Seiten
7 Lesestunden
Eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis von historischen und kulturellen Prozessen bildet die Untersuchung ihrer natürlichen Umwelt, denn bereits mit dem frühesten Auftreten des Menschen entsteht ein Beziehungsgefl echt, das eine stringente Trennung von Naturraum und Kulturraum obsolet werden lässt. Der Sammelband zeigt in Fallbeispielen die Möglichkeiten zur Analyse derartiger historischer Mensch-Umwelt-Gefl echte auf. Neben grundsätzlichen methodischen Erwägungen zur Siedlungsarchäologie wird die Rekonstruktion der Umwelt und ihrer Fauna und Flora ebenso behandelt wie dörfl iche Ökonomien, Wasserversorgung und Wasserbau. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Beispielen im östlichen Mittelmeerbereich, für die Problematik von Flußveränderungen wird aber auch der Rhein einbezogen. Neben der Geographie, der Paläobotanik und der Archäologie sind so auch die Alte Geschichte und die Altorientalistik in Beiträgen vertreten und zeigen damit, auf welch vielfältige Weise gemeinsame Fragestellungen zum Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt bearbeitet werden können.