Die auf umfangreichen Archivstudien beruhende, weitgehend aus den Quellen geschriebene Arbeit untersucht die Transformation von Gesellschaft, Verfassung und Wirtschaft im albanischen Raum zwischen 1350 und 1500. Zugleich analysiert sie die Funktionsweise des venezianischen Überseereiches. Das Buch leistet damit einen Beitrag sowohl zur südosteuropäischen wie auch zur venezianischen Geschichte im Spätmittelalter.
Oliver Jens Schmitt Bücher
Oliver Jens Schmitt ist ein Historiker, dessen Forschung sich auf die vielschichtige Geschichte Südosteuropas konzentriert. Seine Schriften untersuchen die komplexen historischen Narrative und kulturellen Austauschprozesse der Region und bieten aufschlussreiche Einblicke in ihre Entwicklung und Identität.






Als neuer Alexander, Athleta Christi und Held der italienischen Renaissance ging Georg Kastriota (1405-1468), genannt Skanderbeg, in die Geschichte Südosteuropas ein. Ein Vierteljahrhundert lang führte er im albanischen Hochland mit Bauern- und Hirtenkriegern erfolgreich den Widerstand gegen die osmanischen Sultane. Bereits zu Lebzeiten genoss er einen ungewöhnlichen Ruhm als Freiheitskämpfer. Skanderbegs Taten fanden auch nach seinem Tod ein starkes Echo in der europäischen Öffentlichkeit. Von allen Völkern Südosteuropas wurde er als nationaler Held beansprucht, und heute noch weckt die Erinnerung an ihn heftige Gefühle auf dem Balkan. Die fesselnde Darstellung gelangt zu einer weitgehenden Neubewertung Skanderbegs, die in Albanien bereits vor Erscheinen heftige Reaktionen hervorgerufen hat
Die Levantiner, eine aus europäischstämmigen, armenischen und arabischen Katholiken bestehende Gruppe, waren im langen 19. Jahrhundert vor allem um Konstantinopel und Smyrna heimisch. Jens Oliver Schmitt verfolgt erstmals unter sozial- und gesellschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten, wie diese rein konfessionell definierte, supranationale Gemeinschaft auf die unter den Vorzeichen von Nationalismus und Säkularisation erfolgende Modernisierung des osmanischen Reiches reagierte. Bewusst wählt er dabei mit dem Blick „von unten“ einen neuen Ansatz in der Nationalismusforschung. Sein zweiter Schwerpunkt gilt der Stellung der Levantiner im Spannungsfeld von osmanischer Gesellschaft und den europäischen Herkunftsstaaten.
Die „albanische Frage“; die Zukunft des Kosovo, beschäftigt die europäische Politik. Warum kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen? Welche Rolle spielt dabei der albanische Staat, der 1912 nach Ende des Osmanischen Reiches entstanden ist, aber nur gut die Hälfte aller Albaner umfaßt? Und welche Bedeutung hat die Tatsache, dass die Albaner das größte muslimische Volk Europas sind? Erstmals schildert das vorliegende Buch die Geschichte aller Albaner in Südosteuropa, in Albanien, aber auch in Kosovo, Makedonien, Montenegro und Griechenland. Viele Jahre war Albanien unter dem Diktator Enver Hoxha von aller Welt isoliert. Seit 2008 gibt es mit Albanien und Kosovo zwei albanische Staaten, die beide mit schweren politischen und wirtschaftlichen Problemen kämpfen. Die Albaner stellen sich heute zunehmend die Frage, wohin sie gehören: zum islamischen Orient oder zum europäischen Okzident?
Machtkirche zwischen Diktatur und Demokratie
Eine Geschichte der Rumänischen orthodoxen Kirche (1918-2023)
- 349 Seiten
- 13 Lesestunden
1918 entstand parallel zur Bildung eines großen rumänischen Staates die Rumänische orthodoxe Kirche durch den Zusammenschluss der Regionalkirchen des rumänischen Altreichs, Siebenbürgens, der Bukowina und Bessarabiens. Nach der russischen Orthodoxie lange Zeit die zweitgrößte orthodoxe Kirche der Welt, stand sie in engstem Verhältnis zu allen politischen Systemen des modernen Rumäniens. Im Jahre 2023 ist sie eine bestimmende politische und wirtschaftliche Macht im Lande, die eine Aufarbeitung ihrer schwierigen Vergangenheit verweigert. Die Kirche hat mit allen Diktaturen von rechts und links kooperiert und gegenüber dem demokratischen Rechtsstaat bis heute kein klar definiertes Verhältnis gefunden. Der übersteigerte nationalistische Orthodoxismus hingegen, der einen roten Faden in der Zeitgeschichte Rumäniens darstellt, wird bis in die Gegenwart von kirchlichen Kreisen gefördert. Vor diesem Hintergrund beschreibt das Buch das Verhältnis von orthodoxer Kirche, Staat und Gesellschaft in Rumänien.
Capitan Codreanu
Aufstieg und Fall des rumänischen Faschistenführers
Extremer Antisemitismus, eine soziale Revolution, die Schaffung eines „Neuen Menschen“: Nach Hitler und Mussolini war Corneliu Zelea-Codreanu (1899 bis 1938) der Dritte in der Reihe charismatischer Führer des Faschismus im Zwischenkriegseuropa. Der Historiker Oliver Jens Schmitt zeichnet in dieser Biographie erstmals seine Geschichte im europäischen Kontext. Wie Hitler plant Codreanu 1923 einen Putsch. Er wird verhaftet und zu einem Idol rechtsnationaler Kreise. Schmitt erzählt von Studentenunruhen, Massenaufmärschen, von der Anziehungskraft, die der Capitan besonders auf Intellektuelle wie Mircea Eliade und Emil Cioran ausübte, von seinem gewaltsamen Tod und dem Aufflackern seines Kultes in der Gegenwart.
Anfang 2018 initiierte die ÖAW eine Preisfrage, die ein zentrales Instrument der partizipativen Wissenschaftskommunikation nutzt, um die Öffentlichkeit für gesellschaftlich relevante Forschungsthemen zu sensibilisieren. In diesem Band werden die vier besten von 101 eingereichten Beiträgen veröffentlicht: der erste Preis geht an Julian Hamann, David Kaldewey und Julia Schubert, gefolgt von Alexander Bogner und Pirmin Fessler. Auch der viertplatzierte Beitrag von Stefan Böschen wird vorgestellt. Die PreisträgerInnen beleuchten verschiedene Relevanzperspektiven sowie die Komplexität, Veränderlichkeit und Dimensionen der gesellschaftlichen Relevanz von Forschung. Sie thematisieren nicht-intendierte Effekte und analytische Schwächen von Relevanzbewertungen in einer Zeit, in der Universitäten zunehmend wirtschaftlich orientiert sind und Fördergelder oft nach Publikationspotenzial vergeben werden. Zudem wird die Problematik objektiver Bewertung sowie die Pluralisierung von Bewertungsverfahren und geeigneten quantifizierbaren Methoden behandelt. Die AutorInnen setzen sich auch mit der epistemischen Autorität der Wissenschaft, der Forderung nach Demokratisierung und Transparenz sowie dem Bedeutungsverlust wissenschaftlichen Wissens im „postfaktischen Zeitalter“ auseinander. Ein Vorwort von Oliver Jens Schmitt und eine Einleitung der Jury-Mitglieder Werner Telesko und Verena Winiwarter runden den Band ab.
It was around a century ago that the great empires of eastern Europe collapsed. For more than a hundred years, attempts have been made to erase the legacy of empire through assimilation, expulsions and destruction. But the modern national states in the Balkans are still today continuing the tradition of the Byzantine, Ottoman and Habsburg empires. Against this background, Oliver Schmitt has written a postimperial history of the Balkans. This unusual angle enables him to regard the Balkans as a large region of Europe and point out lines of continuity that persist to the present day. On the basis of recent research, fundamental developments in politics, society, the economy and culture are compared transnationally, so that differences and common elements among the individual Balkan states, as well as across the region as a whole, clearly emerge.
Forschung und Gesellschaft 13
Direkte Demokratie, Eine Zukunftslösung? - Sichtweisen aus der Schweiz und Österreich
Welche Chancen und Risiken birgt die direkte Demokratie und wie muss man direktdemokratische Instrumente ausgestalten, um die Chancen zu maximieren und die Risiken zu minimieren? Die im Rahmen einer am 19. März 2018 in Kooperation mit der Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften abgehaltenen Podiumsdiskussion mit Andreas Auer, Franz Merli, Zoltán Tibor Pállinger, Adrian Vatter und Ewald Wiederin liefert die Grundlagen für eine informierte, wissenschaftsbasierte Erörterung eines der wichtigsten Themen der gegenwärtigen politischen Debatte.
Die Innsbrucker Historikerin Brigitte Mazohl und der Grazer Soziologe und Wissenschaftshistoriker Karl Acham würdigen anlässlich des 90. Geburtstags von Wolfgang Brezinka das wissenschaftliche Schaffen des Jubilars und ordnen dieses in die allgemeine Entwicklung der Pädagogik ein. Wolfgang Brezinka selbst zieht eine Summa aus seinem Werk und formuliert klare Empfehlungen für das Verständnis des Lehrberufs, insbesondere für die Ausrichtung der Praktischen Pädagogik. Dabei werden sowohl Gegenstand und Problematik der Pädagogik erörtert als auch ein Blick auf die Fachgeschichte und deren Krisen geworfen. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick auf die Zukunft des Faches.