Die beeindruckende Rotunde mit ihrer Kuppel am südlichen Rand der Innenstadt ist ein markantes Wahrzeichen. Großherzog Ludewig I. und Architekt Georg Moller planten sie als erste katholische Kirche Hessens seit der Reformation im Zuge des Ausbaus Darmstadts zur neuen Landeshauptstadt. Dabei orientierten sie sich an den politischen und formalen Ideen der Aufklärung, die zuvor in der Hedwigskirche in Berlin umgesetzt worden waren. Gleichzeitig entwickelte sich im europäischen Klassizismus eine Pantheonidee, die über das antike römische Vorbild hinausging und in St. Ludwig eine eigenständige klassizistische Form fand. Die Kirche, eher als Denkmal denn als Pfarrkirche konzipiert, benötigte einen langen historischen Prozess, bis die katholische Gemeinde sich mit ihr identifizierte. Der Wiederaufbau in historischer Form war ein erstes Zeichen dieser Akzeptanz, während die heutige farbige Fassung und die neue Gestaltung des liturgischen Raumes mehr als nur eine Anpassung an die Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils darstellen. Sie strahlen Souveränität und Offenheit im Glauben sowie im Umgang mit der Geschichte aus und manifestieren sich in der Idee einer „Offenen Kirche“ oder „Kirche am Berg“.
Michael Groblewski Bücher




Die unbestreitbare Bedeutung Georg Mollers für die Architekturgeschichte und Architekturtheorie des 19. Jahrhunderts und sein prägender Einfluss auf die Stadtentwicklung Darmstadts bis hin zu aktuellen Planungsvorhaben stehen in krassem Gegensatz zur Rezeption seines Werkes und der Wahrnehmung des Architekten an seiner Wirkungsstätte selbst. Vor allem unter diesem Aspekt bietet das Projekt „Darmstädter Stadtfotograf/in“ die ideale Möglichkeit, sich dem Architekten auf unkonventionelle Weise zu nähern und damit die große Qualität seiner zum Teil nur fragmentarisch erhaltenen Bauten auf künstlerischem Weg zu visualisieren. Das führt nicht nur zu einer breiteren, verdienten Würdigung seiner Arbeit, sondern ebenso zur Frage nach einer kreativen Neuinterpretation seines Gesamtwerks.
Die katholische Innenstadtkirche St. Ludwig zählt zu den bedeutenden Bauwerken Darmstadts. Mit über 33 m Kuppeldurchmesser bildet sie die größte Nachbildung des römischen Pantheons, während der Innenraum mit seiner farbigen Fassung überrascht. In neuem Glanz erstrahlt sie seit der 2005 abgeschlossenen Renovierung, die mit dem Einbau der großen symphonischen Winterhalter-Orgel abgeschlossen wurde.