Frau Judit
Roman







Roman
Die Erzählung "Milan in Milena" von 1913 gilt als Höhepunkt von Cankars symbolistischer Prosa. Sie besteht aus zwei parallelen Erzählsträngen und thematisiert die Charaktere Milan und Milena, die im Leben keinen Halt finden. Die erotischen Anspielungen machen sie zu einem besonderen Beispiel slowenischer erotischer Prosa. Die drei Erzählungen aus "Wille und Kraft" thematisieren das Scheitern an unrealistischen Sinnkonstruktionen und reflektieren die Orientierungslosigkeit des Menschen in der modernen Welt.
Jede Jugendzeit ist von Glück und Frohsinn, von strahlendem Sonnenschein und übermütigem Lachen erfüllt. Blickt man in späteren Jahren, in trüben Stunden, fremd und kühl auf jene Zeit zurück, dann erscheint sie vielleicht weniger heiter - ja sie gleich dann sogar einem Kelch voll ungerechter Quall, voll allzufrüher Erkenntnis. Und doch ist es schwer, sie in diesem Licht zu sehen. Der Nebelvorhang teilt sich, löst sich auf, und wieder lacht eine junge Sonne, die alle Liebe, alle Dankbarkeit verdient. Die Süße des Erinnerns ist wie ein Lied; ein Seufzer hebt die Brust, ein sanftes Lächeln verklärt Mund und Augen.
Der Roman Das Haus zur barmherzigen Mutter Gottes des großen slowenischen Schriftstellers Ivan Cankar erschien 1904. Er wurde 1930 von Gusti Jirku ins Deutsche übersetzt und in Wien publiziert. Darin beschreibt er die Geschichte des kleinen Mädchens Malči, das im Krankensaal einer Wiener Vorstadtklinik seine letzten Monate verlebt. Der scheinbar geschützten Innenwelt mit den dort liegenden jungen Mädchen wird das Elend ihrer Herkunft aus Armut und zerrütteten Familienverhältnissen, aus Alkohol- und Kindesmissbrauch, gegenübergestellt.
Erzählung
Der autobiografische Text Mein Leben, den Ivan Cankar in seinen späten Jahren, etwa ab 1914 verfasst hat, erschien als Buch erst posthum 1920 und seine deutsche Übersetzung von Gusti Jirku 1930. Der Autor erinnert sich darin zurück bis in seine früheste Jugend, als der armen Familie das Haus abbrannte. In vierzehn Skizzen stellt er seine Jugend in Vrhnika dar, das Leben in Armut und seine Zeit als Ministrant. Das Buch ist zugleich eine Hommage an die von ihm verehrte Mutter, die in seinem sonstigen Werk eine zentrale Stellung einnimmt. Die Erinnerung an diese Zeit stellt er damit auch in einen Gegensatz zu seinem späteren Leben als Schriftsteller.
Kurzgeschichten 1897–1920
Der Slowene Ivan Cankar war Lyriker, Dramatiker und vor allem Prosaschriftsteller. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend lebte er von 1896 bis 1909 in Wien, wo er einen großen Teil seiner Werke schrieb und in seiner slowenischen Heimat veröffentlichte. Seine Prosaarbeiten erschienen schon seit 1900 in der damaligen Tagespresse (Prag, Zagreb, Wien, Ljubljana), in Anthologien und in einigen ihm gewidmeten Publikationen in deutscher Übersetzung. Cankars Prosa reicht von kurzen Skizzen über Erzählungen und Satiren bis zu größeren Novellen und Romanen, von denen hier eine möglichst repräsentative Auswahl gezeigt werden soll.
Roman
Mit seinem (ersten) Roman ›Die Fremden‹ (Tujci, 1901) führt uns der damals fünfundzwanzigjährige Ivan Cankar nach Wien. Ein slowenischer Bildhauer, Pavle Slivar, der unter Entbehrungen an der Wiener Akademie studiert hat, sieht sich vor der Verwirklichung seiner künstlerischen Träume, als sein Entwurf für ein Denkmal in Ljubljana preisgekrönt wird. Dem Freudentaumel folgt die bittere Erkenntnis, dass dem Preis kein Auftrag folgen wird. Slivar kehrt nach Wien zurück, um hier die Kunst zu schaffen, die daheim angeblich niemand braucht. Für seine der Nacht abgerungenen Entwürfe findet er jedoch keinen Abnehmer. Als er auch noch die Brotarbeit verliert, gerät sein Leben aus den Fugen … Dieser meisterhaft erzählte, psychologisch fein motivierte Roman, der das Schattendasein der Wiener Vorstadt-Bohème thematisiert, reflektiert die Situation des slowenischen Künstlers Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Forderung nach einer nationalen Kunst die slowenische Öffentlichkeit in einem Maß dominierte, dass schon die Orientierung eines Künstlers am internationalen Geschehen als unpatriotisch und subversiv gebrandmarkt wurde.