Dieses Buch beschäftigt sich mit einem lange vernachlässigten Phänomen: männlichen Ich-Erzählern in Romanen von Frauen. Es zeigt, dass sich Autorinnen um 1800 nicht etwa – wie oft vermutet – die männliche Stimme nur borgen, um ihren Vorstellungen eine größere Autorität zu verleihen. Vielmehr lassen Romanschriftstellerinnen das andere Geschlecht sprechen und die eigene Geschichte erzählen, um an der Konstruktion von Männlichkeit, die sich im Rahmen von Erzählprozessen vollzieht, mitzuwirken. Im Anschluss an theoretische Reflexionen zum Phänomen des narrativen cross-gendering zwischen Autorin und Erzähler und zum Zusammenhang von unterschiedlichen Formen der Selbstnarration einerseits und der Konstruktion von Identität andererseits werden insgesamt zehn Romane – darunter Charlotte Smiths Desmond (1792), Eliza Fenwicks Secresy (1795), Hannah Mores Coelebs in Search of a Wife (1808), Maria Edgeworths Ennui (1809) und Mary Shelleys Frankenstein (1818) und The Last Man (1826) – einer eingehenden Lektüre unterzogen. Die Arbeit vermag so Gesetzmäßigkeiten der Konstruktion von Männlichkeit im cross-gender-Roman von Frauen um 1800 und eine faszinierende Bandbreite an erzählerischen und identitätspolitischen Variationen aufzuzeigen.
Katharina Rennhak Reihenfolge der Bücher




- 2013
- 2004
Revolution und Emanzipation
Geschlechterordnungen in Europa um 1800
Die Zeit um 1800 schien den europäischen Frauen größere Handlungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu erschließen. Über die sozialen Aufgaben und die natürliche Veranlagung der Frau - Mutter und/oder Bürgerin, eigenständige Person und/oder Ergänzung des Mannes, rationales Wesen und/oder Geschlechtswesen - wurden nach dem Politisierungsschub durch die Französische Revolution Debatten auf verschiedensten Gebieten geführt, etwa in der politischen Philosophie, in der Bildung und in der Literatur. In allen Ländern Europas fanden sie ihren Widerhall. Ausgewiesene Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen wie Philosophie, Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte, Germanistik und Anglistik setzen sich in diesem Band mit den verschiedenen Facetten des Verhältnisses von Geschlecht und Politik auseinander. Das Buch leistet damit einen innovativen Beitrag zur Erforschung der Geschlechterverhältnisse um 1800.