Das Du-Denken
Martin Buber zwischen Dialektik und Dialogik






Martin Buber zwischen Dialektik und Dialogik
„Gefährten auf dem Weg zu haben, bedeutet, gemeinsame Erinnerungen zu leben, jenseits der historischen Wahrheit.“ In imaginären und realen Denk-Gängen durch Wien erschließen sich Erinnerungen der Rabbinerin Eveline Goodman-Thau – lebensgeschichtliche und kulturphilosophische Erzählungen. Eveline Goodman-Thau, erste Rabbinerin Österreichs in einer Wiener jüdisch-liberalen Gemeinde, erinnert sich: „Wien als Geburtsort lag ganz weit weg – ein geschlossener Garten, unbetretbar, unberührbar. Nicht einmal im Traum erreichbar.“ Wien war „abwesend, da das Wesentliche, der Mensch, ja fehlte„. Dem fehlenden Menschen, den Menschen wieder und neu zu begegnen, ist Hoffnung, die die Rabbinerin mitnimmt auf ihren imaginären wie realen Denk-Gängen durch diese Stadt. Zugleich ist es „Trost der Abwesenheit“, der langsam eindringt, „wo man an jeder Ecke ein neues Stück alten Lebens als altes Stück neuen Lebens entdeckt, am Ort, wo Geschichte und Biografie sich kreuzen.“ Goodman-Thau erschreibt in behutsamen reflexiven Schwüngen eine, wie sie es nennt, „geografische Biografie“. Dieses Schreiben erfolgt notwendig nicht ohne Brüche, in der Bewegung eines ständigen Gegen-Denkens: Im Erkennen des „Alten, dessen, was nicht mehr da ist“, und im Sehen „mit neuen Augen, mit einem weinenden und einem lachenden Auge, kritische Bilanz zu ziehen über einen Abgrund eine Brücke schlagen, die kein anderes Ufer hat“ – darin findet sich die assoziative wie authentische Stärke der Aufzeichnungen der „Rabbinerin in Wien".
Jüdisches Denken in der europäischen Geistesgeschichte
Die jüdische Mystik in der romantischen Geistesgeschichte
Das gegen »Kahlheit der Aufklärung« (Hegel) gerichtete religiöse Interesse vieler Autoren der deutschen Romantik an Naturphilosophie, Magie und Pantheismus, an mystischer Sprachtheorie und Symbolik, an Theogonie und Kosmogonie lässt sie die Kabbala wiederentdecken. Die jüdische Mystik wird zur religiösen, philosophischen und künstlerischen Inspirationsquelle, aber auch zum Gegenstand wissenschaftlicher und weltanschaulicher Auseinandersetzung bei jüdischen und besonders christlichen Romantikern. Der bislang so gut wie nicht erforschte Zusammenhang und die Wechselbeziehungen von Kabbala, Wissenschafts-, Literatur- und Geistesgeschichte der Romantik waren 1991 Thema von zwei interdisziplinären Tagungen an der Universität Kassel und der Hebräischen Universität Jerusalem.
Hermann Cohen zum 100. Todestag
Anlässlich des 100. Todestages von Hermann Cohen und 100 Jahre nach Erscheinen seines Spätwerkes „Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums“ behandelt dieser Band im Spannungsfeld von Philosophie und Religion die Frage des Nationalen, die im gegenwärtigen Prozess der Radikalisierung und Politisierung der religiösen und philosophischen Grundfragen von Vernunft und Ethik zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine Bedingung für das Verständnis von Cohens Kantkritik ist in diesem Zusammenhang ein systematisches Zusammenlesen seiner erkenntnistheoretischen Werke mit seinen „Jüdischen Schriften“. Um dem Judentum, sowohl im Deutsch-Nationalen als auch in der „christlichen Kultur“, einen Ort einzuräumen, bricht Cohen die Begriffe des Nationalismus und der Kultur als solche auf und idealisiert sie humanistisch-universal. Den ethischen Idealismus sah Cohen gleichermaßen begründet in der Religion der Propheten, der sich die doppelsinnige Einheit von Monotheismus und Messianismus, d. h. das Ziel der einen Menschheit am Ende der Tage, verdankt. Der ursächliche Zusammenhang zwischen Monotheismus, Wahrheit, Ethik und Jurisprudenz im Judentum führt Cohen in seinem Spätwerk zu einer neuen Definition von Religion und Kultur.
Moderne jüdische Philosophie als Kulturkritik
Es ist ein Glück für Europa, von religiöser Vielfalt geprägt zu sein, und dieser Umstand hat die Kultur auf großartige Weise bereichert. Daher gehört das Judentum nicht wegen Auschwitz zu Deutschland, sondern es gehört zu Deutschland und Europa, weil es Teil unserer kulturellen Identität und Vielfalt ist. Das Judentum zu verstehen heißt für uns Europäer immer auch, uns selbst zu verstehen. Sascha Spoun
Eveline Goodman-Thau Vorwort Eveline Goodman-Thau, Hans-Georg Flickinger Zur Einführung Teil I Eveline Goodman-Thau „Die Ewige Wiederkehr des Ungleichen“ Wolfdietrich Schmied-Kowarzik Lob eines Unzeitgemäßen Reiner Wiehl Vom Sein und der Ordnung der Welt – und der Suche nach dem Subjekt Teil II Silvia Richter „Light does not talk, but shines“. The vision of the face and the experience of truth in Franz Rosenzweig’s Star of Redemption Luca Bertolino Neues Denken – Neue Metaphysik. Reiner Wiehl als Rosenzweig-Interpret George Y. Kohler Keine Brücke zwischen Begriff und Welt – Orthodoxe Kritik an der Religionsphilosophie Hermann Cohens Daniel Krochmalnik „Aber wir preisen den Herrn!“ Psalm 115 im Deutschjudentum von Moses Mendelssohn bis Arnold Schönberg Hans-Georg Flickinger Grenzverschiebungen zwischen Philosophie und Kunst Christian Hamm Zu Kants Antinomie des Geschmacks und seiner Lehre von den ästhetischen Ideen Hans Friedrich Fulda Nachruf auf Reiner Wiehl, sel. A. (1929–2010) Autorenverzeichnis/Author’s Index