Glasmalerei um 1900
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Die Glasmalerei wird im 19. Jahrhundert zunächst als logische Folge historistischer Bauweise wieder belebt. Ihre zunehmende Verbreitung geht von England aus und ist eingebunden in einen generellen Aufschwung des Kunsthandwerks. Der französischsprachige Raum folgt diesem Vorbild, erreicht jedoch weitgehende thematische und stilistische Unabhängigkeit, weil die Glasmalerei hier wie dort von der lokalen Malereientwicklung mitgetragen wird. In Amerika entsteht etwa gleichzeitig die „Opalescentverglasung“. Das Thema der vorliegenden Arbeit ist die deutsche Glasmalerei zwischen Historismus und beginnendem Expressionismus. Ihre Antworten auf die europäischen und amerikanischen Entwicklungen, die Aufnahme allgemeiner künstlerischer Tendenzen jener Zeit sowie ihre gattungsspezifischen Darstellungsmittel und -möglichkeiten bilden zentrale Aspekte. Das Auftragswesen, der Produktionsvorgang mit seinen Bedingungen und die hauptsächlich gebräuchlichen Techniken werden erläutert, die Einbindung in Konzepte von Gesamtkunstwerken wird aufgezeigt. Die Untersuchung stellt in dem hier behandelten Zeitraum exemplarisch das Glasmalereioeuvre Melchior Lechters in den Mittelpunkt. Chronologische Einzelanalysen führen zahlreiche Verglasungen so unterschiedlicher Künstler auf wie Lechter, Kolo Moser oder Jan Thorn-Prikker, dem wie Max Pechstein eine zukunftsweisende Rolle unter den Glaskünstlern zufällt.