Das Galegoportugiesische in Nordwestspanien
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Seit dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Union ist auch Galicien dabei, sein Mauerblümchendasein am Rande Spaniens zu beenden. Nicht zuletzt liegt dies an der Wiederbelebung des historisches Pilgerwegs Camino de Santiago (Camino Francés) zum Grab des Apostels Jakobus in der Kathedrale von Santiago de Compostela. Andererseits haben die Weltereignisse von Barcelona, Madrid und Sevilla sowie die 500-Jahr-Feiern der Entdeckung Amerikas und der ersten Grammatik einer romanischen Sprache (des Kastilischen) den Blick nicht gerade auf den Nordwesten Spaniens gelenkt. Besonders das Sprachproblem jener Region, deren Bewohner sich ohne weiteres mit den Portugiesen verständigen können, ist selbst unter Romanisten weitgehend unbekannt - jedenfalls im Vergleich mit Katalonien und dem Baskenland. Die Einordnung eines solchen Phänomens in einen europäischen Gesamtzusammenhang ist schließlich ein weiterer Schwerpunkt des Buches. Der Autor versteht sich als Anwalt der Vernunft in einer Zeit, in der vielfach die tatsächlich gesprochene Sprache des Nachbarstaates auf dem eigenen Gebiet nicht geduldet wird und andererseits Dialekte als Modeerscheinung zu Sprachen aufgewertet werden. Dies geschieht gelegentlich gleichzeitig aus irrationalen wie aus politisch durchsichtigen Motiven. Die Offizialisierung der galicischen Sprachnormen entgegen wissenschaftlicher Erkenntnis und anerkannten Tatsachen reiht sich somit in die Rubrik politisch-nationalistischer Fehlentscheidungen ein. Glücklicherweise gibt es heute in Osteuropa nicht mehr die Unterordnung allen Forschens unter die eine Ideologie des Marxismus-Leninismus - so in Sprach- und Politikwissenschaft sowie Romanistik der DDR -, doch reicht andererseits die bessere Fachkenntnis allein, hier beispielsweise die der deskriptiven Sprachwissenschaft, nach Meinung des Autors nicht aus: Er plädiert, nicht zuletzt um eine dauerhafte Etablierung des Galicischen anstelle des Galegoportugiesischen zu verhindern, für eine „engagierte Linguistik“ europäischer Sprach- und Politikwissenschaftler sowie sonstiger Interessierter.