Mythos Musik
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Die Literatur der Romantik ist durchdrungen von einem poetischen Traum: der Suche nach einer unentfremdeten Ausdrucksform, einer »natürlichen« Zeichensprache. Einen Leitfaden bildet dabei die Vision einer »musikalischen Poesie«. Sie entwickelt sich aus dem Musikdiskurs des 18. Jahrhunderts – erstmals in der abendländischen Kulturgeschichte wird dort der Musik eine Überlegenheit gegenüber der Sprache eingeräumt. Die vorliegende Studie betreibt Diskursanalyse und Mythenforschung gleichermaßen. Sie beschreibt Denkfiguren und Ordnungsmodelle der aufklärerischen Musikästhetik, die um 1800 Eingang finden in die Literatur; und sie liest romantische Musik-Erzählungen wie einen Mythos: als Versuch, die Musik als »natürliche Klangrede« dort einzusetzen, wo die Unzulänglichkeit der Sprache bewältigt, die entzweiende Macht der Zeichen überspielt werden soll. Untersucht werden Texte von Heinse, Wackenroder, Tieck, Brentano, Kleist und E. T. A. Hoffmann.