Der Heimat-Begriff
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Wortgeschichtliche Arbeiten konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf die sprachliche Ausdrucksseite von Begriffen und begriffsgeschichtlich orientierte Studien richten ihr Interesse vorwiegend auf fachsprachliche Begriffe. Dieser Beitrag zur Begriffsgeschichte vereint sprachwissenschaftliche und ideengeschichtliche Aspekte durch die Analyse des facettenreichen Begriffs 'Heimat', dessen breites inhaltliches Spektrum vielfältige kulturelle Erfahrungen bündelt. Zunächst werden die wissenschaftlichen und methodischen Grundlagen der Arbeit erläutert. Es folgt die Entfaltung der Hypothese, daß ausgehend vom primären Alltagsbereich eine Entwicklung des Begriffs im Theoriebereich beobachtbar ist, ebenso wie das Zurückwirken der theoriegeleiteten Begriffsumfänge auf den Alltag. Die Definition der räumlichen und der sozialen Kategorie des Heimat-Begriffs sichert die Hypothese ab. Die Abgrenzung von Alltags- und Theoriewelt wird auf anthropologischer Grundlage versucht. Zentrale Bedeutungsmerkmale des Begriffs werden über die Bereiche Biologe, Anthropologie und Soziologie sowie mittels philosophischer und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse erschlossen. In den Kapiteln 3-7 werden die kommunikativen Bezugsbereiche Recht, Politik, Naturwissenschaft, Religion und Literatur auf ihren spezifischen Heimat-Begriff hin untersucht. Ein zentraler Begriff der Alltagssprache und der Theoriesprache wird in möglichst vielen Teilwelten und durch mehrere Jahrhunderte hindurch in diachronen Längsschnitten und synchronen Gegenüberstellungen analysiert, wodurch eine interdisziplinäre Zusammenschau von verschiedenen Theoriewelten mit der Alltagswelt erreicht wird. Die Arbeit erlangt aktuelle Bedeutung hinsichtlich der Renaissance des Heimat-Begriffs in den letzten Jahren und dessen gesellschaftspolitischer Relevanz angesichts fundamentaler Umstrukturierungsprozesse in Osteuropa.