Thanatos
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Konrad Johanser, Archivar des Instituts für deutsche Romantik in Berlin und weltabgewandter Einzelgänger, kann das Leben in der Hauptstadt nicht länger ertragen. Seine Ehe ist zerrüttet, seine Geliebte spurlos verschwunden. Das Institut, dem er durch Fälschungen romantischer Texte zu neuem Renommee verholfen hat, dankt es ihm mit der Kündigung. Johanser zieht sich zu Verwandten auf die schwäbische Alb zurück, nistet sich bei der Familie (Onkel, Tante, Cousin) ein, flieht in ein scheinbares Idyll. Als er erfährt, daß seine Fälschungen entdeckt worden sind und man nach ihm fahndet, gerät der Urlaub zum Exil, das Dorf zum Versteck. Johanser findet immer neue Vorwände, den Aufenthalt bei seinen Verwandten zu verlängern, was den Widerstand des sechzehnjährigen Benedikt herausfordert. Zwischen den beiden Cousins kommt es zu Reibereien und bald zum offenen Kampf. Halt sucht Johanser in der heimlichen Liebe zur Kellnerin Anna. Der Alltag in der Provinz wird für ihn zusehends zur Bedrohung. Er verstrickt sich immer offenkundiger in Lügen und gefällt sich in Posen, die Anzeichen für den Verfall seiner Persönlichkeit mehren sich. Um den Schein der Idylle aufrechtzuerhalten, greift er zu jedem Mittel, bis hin zum Mord. Thanatos - der Todesgott - steht von Beginn an über der Handlung, ob wirklich oder nur als Projektion des Antihelden Johanser, ist ungewiß. Thanatos ist psychologischer Kriminalroman und zugleich luzides Spiel mit der Romantik, in seiner Sprache hochmodern und im Erzählen romantisch infiziert. Präzise, mit dem Mut zur Langsamkeit, entwickelt der Roman einen Sog, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Thanatos ist ein „gigantisches Fresko der Hölle“ ebenso wie ein bedingungslos ehrliches, ja zärtliches Buch.
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