Obermiozän der Niederrheinischen Bucht
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Die Vielzahl der paläontologisch-geologischen Methoden und Datenquellen zur Schätzung des Paläoklimas führt unausweichlich zum Problem der Daten-Inhomogenität. Bedingt durch die Qualität des Fossilmaterials, aber auch durch die methodischen Schwächen der Analyse, werden mit ausschließlich paläontologisch- geologischen Methoden Klima-Daten von sehr unterschiedlicher Glaubwürdigkeit abgeliefert. Einige Resultate erweisen sich als nicht reproduzierbar. Dabei spielen subjektive Faktoren, wie die Auswahl und die Klassifizierung des Untersuchungsmaterials, eine Rolle. Eine damit verknüpfte weitere Schwäche dieser Methodik ist das der „Bohrloch-Philosophie“ innewohnende Außerachtlassen der räumlichen Zusammenhänge zwischen den „Bohrloch-Klimaten“. Eine Betrachtung isolierter Punkte ist aber der Natur des Untersuchungsobjekts „Klima“ nicht angemessen, das ein räumliches Phänomen ist. Diese Arbeitstellt eine neue Untersuchungsmethode vor, welche den aufgeführten Schwächen bisheriger Methoden abzuhelfen versucht. Zum ersten Mal skizziert wurde diese Methode von Mosbrugger und Schilling 1992. Sie wird nun in einer räumlich kleinen Region (Niederrheinische Bucht) und für einen relativ gut definierten Zeitabschnitt (obermiozäne Zeitscheibe 7F der „Dicke“ von ca. 1 Ma) anhand von Jahresmitteltemperatur-Daten erprobt. Sie ermöglicht es, eine Fülle von punktuellen Proxy-Daten unterschiedlicher Herkunft in einen räumlichen Zusammenhang zu setzen, der die gröberen Inkonsistenzen sichtbar macht. Durch numerische Modellierung atmosphärischer Zirkulationen wird eine Verknüpfung zwischen den lokalen Proxy-Daten und den großräumigen Eigenschaften des Klimasystems geschaffen. Diese Studie stellt somit Methodologie und Teilergebnisse eines Vorhabens vor, das einerseits geprägt ist von dem Bedürfnis zur Klärung der Widersprüche und Unschärfen, welche die paläontologisch- geologischen Paläoklimaschätzungen kennzeichnen, andererseits von dem Verlangen nach detaillierten Randbedingungen für Integrationen eines atmosphärischen Modells. Dieses Aufeinandertreffen wird zweckmäßigerweise in einer engen methodischen Zusammenarbeit der Paläontologie und Geologie mit der Meteorologie organisiert. Die Niederrheinische Bucht liefert dazu, insbesondere in ihrem Miozän, eine außergewöhnliche Fülle von paläontologisch-geologischen Proxy-Daten, von denen ein Teil eine erste Abschätzung des Paläoklimas ermöglicht.