Momente innerweltlicher Transzendenz
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Den Hintergrund für die detaillierte Analyse der Augenblicksthematik in Dorothy Richardsons „Pilgrimage“ bildet eine Auffächerung der ideengeschichtlichen Verankerung des Augenblicks vom christlichen Mittelalter bis hin zur Moderne, die es erlaubt, den Augenblick bei Richardson sowohl in seiner individuellen Ausprägung als auch in seiner historischen Situiertheit zu begreifen, und zwar sowohl in bezug auf den zeitgenössischen Kontext der Moderne als auch hinsichtlich seiner Analogien und Differenzen zum Transzendenzmoment etwa der Mystik oder der Romantik. Zwei signifikante Tendenzen lassen sich hier beobachten: einerseits partizipiert der Augenblick an dem generellen Säkularisierungsprozeß, der das abendländische Denken seit der Renaissance geprägt hat, andererseits steht er aber in seinem jeweiligen Kontext - und das gilt besonders für die Romantik und für die Moderne - für ein Moment metaphysischer oder quasi-metaphysischer Welterfahrung, die den naturwissenschaftlichen Theorien entgegensteht, welche die Säkularisierung tragen und begründen. Auf der Basis dieser zweifachen Bestimmung läßt sich die Augenblickserfahrung in „Pilgrimage“ beschreiben als Ausdruck einer säkularisierten Erfahrung, die sich in erster Linie auf die innerweltliche, psychische Ebene (Wahrnehmung, Erinnerung, Verhältnis zu Zeit und Raum und Identitätskonstitution) und auf den künstlerischen Bereich konzentriert. Gleichzeitig verweist das Sinnstiftungspotential, das diese privilegierten Momente im Gegensatz zu anderen Erlebnissen und Ereignissen besitzen, auf eine zentrale Funktion des Augenblicks in der Moderne, nicht mehr tragfähige metaphysische Verbürgtheiten durch Momente authentischer und bedeutsamer subjektiver Wirklichkeitserfahrung zu ersetzen.