Paarungsspiele
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Mit der durchgreifenden TV-Kommerzialisierung in den 80er Jahren hat sich ein neues Fernsehgenre etabliert: die Beziehungsshow. Hier finden sorgsam ausgewählte „Menschen wie du und ich“ eine Bühne, um einen Partner zu suchen oder kennenzulernen, um zu heiraten oder um Beziehungskonflikte öffentlich auszutragen. „Herzblatt“, Prototyp dieser Shows und seit zwölf Jahren die lukrativste Sendung im Werbeprogramm der ARD, bildet den Ausgangspunkt für Müllers Rahmenanalyse der besonderen medialen Wirklichkeit dieser Reality-Shows, die zwischen spektakulärer Selbstdarstellung, Comedy und Momenten der Authentie changieren. Wie die Beschreibung des gesamten Genres zeigt, liegen den Arrangements aller Beziehungsshows soziale Rituale zugrunde, die medial adaptiert und zu einer Form der Fernsehunterhaltung transformiert werden. Den sozialen Kern dieser Unterhaltung bildet die Re-Inszenierung des heterosexuellen Paares, dessen traditionelle Funktion und Identität im Zuge der gesellschaftlichen Modernisierung zunehmend infrage gestellt ist. Beziehungsshows reflektieren und moderieren dieses Phänomen, wie Müllers präzise, methodisch für die Fernsehanalyse durchaus verallgemeinerbare Untersuchung zeigt. Er macht damit den Prozeß der wechselseitigen Kommerzialisierung von Fernsehen und Gesellschaft anschaulich.