Nachkrieg in Deutschland
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Wann endete die deutsche Nachkriegszeit, falls sie überhaupt als beendet gelten kann? Diese Frage beschäftigt Publizisten und Historiker seit Jahrzehnten. Von der Währungsreform 1948 über die Protestbewegung von 1968 bis zur deutschen Vereinigung 1989/90 wurde praktisch jede wichtige Zäsur in der Geschichte der Bundesrepublik mit dem Etikett 'Ende der Nachkriegszeit' versehen. Das Unvermögen, sich über diesen Zeitpunkt zu einigen, deutet auf ein unterschwelliges Gefühl der Unsicherheit über den Begriff Nachkrieg, das die bundesdeutsche Geschichtsschreibung bis in die heutige Zeit begleitet hat. Genau bei dieser Irritation setzen die Beiträge dieses Buches an: Explorativ oder essayistisch versuchen sie anhand empirischen Materials, die Geschichte der Bundesrepublik – mit Seitenblicken auf die SBZ/DDR – so zu beleuchten, daß die Unwahrscheinlichkeiten und Kontingenzen, die schweren Beschädigungen und die bis ins Private reichenden Konflikte in dieser auf der Gewalt eines totalen Krieges gegründeten Gesellschaft erkennbar werden. Unter den Rubriken 'Integration', 'Trauma' und 'Generationen' hat Klaus Naumann Beiträge zu verschiedenen Aspekten der deutschen Kriegsfolgengesellschaften versammelt, um der Nachkriegsgeschichte noch einmal mit einem gleichsam ungläubigen Staunen zu begegnen. Ob und unter welchen Bedingungen ein Ende der Nachkriegszeit vorstellbar wäre oder ob Nationalsozialismus und Krieg so lange Schatten werfen, daß sie eine spezifische Haltung oder einen politischen Stil prägen, der bis in die Berliner Republik hineinreicht, bleibt letztlich offen. Die von Angst, Unsicherheit und Lebenszweifeln geprägten Unterströmungen jener Erfolgsstory, als die zumindest die Geschichte der westdeutschen Gesellschaft gemeinhin angesehen wird, treten jedoch deutlich zutage.
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