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Das eigentliche Studium des Menschen ist der Mensch. Der Mensch als Gattungswesen, als Individuum, in seiner Beziehung zu anderen Menschen, zu sich selbst, zu Natur und Geschichte, zum Übernatürlichen. Dieses Studium vollzieht sich nicht nur in Religion, Philosophie oder den Wissenschaften, die es organisieren und methodisch durchbilden. Es vollzieht sich in der Kunst. Es vollzieht sich in jedem, der seine Wahrnehmung schärft, seine Einsichten prüft, um Erkenntnis zu gewinnen. Eine beliebte Form dafür, seit der Antike, ist die knappe Aufzeichnung. Sie erlebt eine Blüte bei den französischen Moralisten und erreicht einen neuen Höhepunkt in den Cahiers des Paul Valéry. Glanzvolle Beispiele im Deutschen: Lichtenbergs Sudelbücher, Goethes Maximen und Reflexionen. Niemand kann hoffen, angesichts der Fülle des Überlieferten, grundsätzlich Neues zu sagen. Es kann nur darum gehn, die eigene Erfahrung auszudrücken, oft mit Bezug auf Älteres, und den Leser zum Nachdenken anzuregen. Was zählt, ist nicht, ob er zustimmt oder widerspricht, sondern was sich an Klarheit einstellt, wenn er das Gelesene an der eignen Erfahrung prüft.