Nessie

"Seit fast anderthalb Jahrtausenden wird im Herzen Schottlands immer wieder ein Seeungeheuer gesichtet: Die legendäre `Nessie von Loch Ness`. Mehr als 10000 Augenzeugen sollen sie bisher im mysteriösen Hochlandsee Loch Ness des Great Glen in Schottland gesehen haben. Alljährlich bietet sich den Einheimischen über die Sommermonate der gleiche seltsame Anblick: Tausende Touristen starren tage- oder sogar wochenlang mit Engelsgeduld durch Ferngläser und Videokameras über den See. Sie alle hoffen, die ersten zu sein, die `Nessie`, das bekannteste Ungeheuer der Welt, erblicken. Keiner von ihnen konnte bis heute ernst zu nehmende Beweise erbringen. Aber wer weiß schon, ob das fragliche Wesen tatsächlich ein lebendes Relikt aus vergangenen Erdzeitaltern ist oder nicht eher eine Fanatasiegestalt, entsprungen den sagenumwobenen Köpfen der Schotten. Der Mainzer Autor Ernst Probst stellt mit seinem Buch `Nessie. Das Monsterbuch` (Eigenverlag) keineswegs den Anspruch `Nessies` Existenz zu beweisen. Vielmehr führt er chronologisch Buch über ihre angeblichen Sichtungen, Schilderungen von Beobachtungen und Expeditionen, angefangen in den 1930-er Jahren bis ins Jahr 2001. Zoologen, Paläontologen, Mikrobiologen, Ozeanologen und immer wieder jede Menge privater `Monsterjäger` durchkämmten den See systematisch mit U-Booten und einer Flotte moderner Forschungsschiffe, in der Hoffnung, ein für alle Mal Schluss zu machen mit dem Mythos. Das Buch beschreibt ihre Fehlschläge, Irrtümer und Fälschungen. Spekulationen über ihre Gestalt und ihre Herkunft gibt es reichlich: Acht bis 15 Meter soll `Nessie` lang sein. Ihr verhältnismäßig kleiner, pferdeähnlicher Kopf soll auf einem langen Schlangenhals sitzen, der in einen massiven, dunkelgrauen Körper übergeht. Vielleicht ist sie eine Verwandte des schon seit Urzeiten ausgestorbenen Plesiosaurier, ein Ur-Wal, eine Seeschlange, Riesenwurm oder sogar ein gigantischerntenfisch. Sicher ist hingegen, dass `Nessie` nicht das einzige legendäre Wesen ist, um das sich wilde Legenden ranken: Dazu zählen der schlangenartige `Cadborosaurus` im kanadischen British Columbia, der saurierartige `Nahuelito` im Nahuel-Huapi-See in Patagonien, der `Tatzelwurm` von Österreich, der `Yeti` im Himalaja oder `Bigfoot` in den nordamerikanischen Wäldern. Wesentlich realistischer scheint da schon die Beschreibung tatsächlich existierender spektakulärer Tierarten, lebender Fossilien und bereits ausgestorbener Arten, die Probst in seinem Band ebenfalls vorstellt. Was in diesem Buch der Wahrheit entspricht und was Legende ist, darüber muss der Leser selbst entscheiden. Sicher scheint nur, dass an den entlegensten Winkeln der Erde immer noch so manche außergewöhnliche Kreatur unentdeckt geblieben ist. Wer das Buch gelesen hat, wird danach zwar nicht an `Nessie` glauben, aber zumindest an die außergewöhnliche Formenvielfalt der Natur und die scheinbar grenzenlose Fantasies Menschen. Kirsten Milhahn (Deutsche Presse-Agentur (dpa) vom 6. Mai 2002)