Der Text als Bühne
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Wie werden Gefühle zu Literatur? Warum vergessen wir uns beim Lesen und finden uns zugleich in der Lektüre wieder? Den Zusammenhang zwischen Literatur, Emotion und Bewusstsein entdeckt Martin Huber in der Literatur um 1800 an einem ›theatralen‹ Erzählprinzip, das durch szenische Bündelung und die gleichzeitige Darstellung von Beobachtungsvorgängen und Körperwahrnehmungen gekennzeichnet ist. Die Bedeutung dieses Erzählprinzips liegt neben der hohen Reflexivität in seiner emotionalen Wirkung: der suggestiven Vermittlung von Individualität als Körpergefühl und Selbstbewusstsein. Theatrales Erzählen ist die erzähltechnische Entsprechung zur literarischen Entdeckung der Individualität im 18. Jahrhundert. »Der Text als Bühne« verbindet kulturelle Körperbilder und historische Bewusstseinsdebatten mit Modellen der aktuellen Kognitionswissenschaften zum Verhältnis von Selbstbild und Realität. Dabei entsteht ein neuer Gesprächszusammenhang zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, in dem die biologische wie die literarische Anthropologie gleichermaßen Teilnehmer am kulturellen Diskurs der Konstruktion unseres Selbst sind.