Das Königtum von Gobir
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In seinem Buch „Das Königtum von Gobir. Götter, Priester, Feste einer sakralen Gesellschaft“ untersucht der Autor religiöse Traditionen und Rituale in dem Hausastaat Gobir. Gobir liegt auf dem Gebiet der heutigen Staaten Nigeria und Niger. Der Autor hat beide Gebiete in längeren Feldforschungsaufenthalten bereist und in teilnehmender Beobachtung erforscht. Das faszinierende Ergebnis der Arbeit: Hinter der vordergründig islamisierten Gesellschaft des Königshofes werden Rituale und Traditionen sichtbar, die nach Auffassung des Autors weit in die vorislamische Zeit zurückreichen. Oral überlieferte Geschichtstraditionen, Ursprungslegenden, Ämterstrukturen, Festlichkeiten und Besessenheitsrituale, die in der Arbeit erstmalig für Gobir ausführlich dargestellt werden, untermauern die These, dass es in Gobir vor dem Eindringen des Islam ein sakrales Königtum gegeben haben muss. Damit erweitert sich der Horizont der historischen Betrachtung für das gesamte Hausaland in Westafrika. Der interessante und zugleich gewagte Vergleich mit altorientalischen Traditionselementen wird ohne Zweifel die kulturhistorische Diskussion zur Frage der Entstehung der vorkolonialen Staaten Westafrikas erneut beleben. Dem Buch liegt eine für die Fachwissenschaft ungewöhnliche und zugleich unkonventionelle Methodik und Darstellung von Geschichte zugrunde, da schriftliche Quellen nahezu gänzlich fehlen. Statt mit schriftlichen Quellen rekonstruiert der Autor die Geschichte anhand mündlicher Überlieferungen sowie heutiger Ämterstrukturen und Festrituale, die zu einem Gesamtbild der vorislamischen Zeit integriert werden. Für die nigerianische Seite Gobirs dürfte diese Feldforschung aufgrund des zunehmenden Drucks radikalislamischer Kräfte im Bundesstaat Sokoto die letzte dieser Art gewesen sein. Auf der nigrischen Seite konnte der Autor an den sehr seltenen Zeremonien der Amtseinführung eines neuen Königs und einer neuen Königin teilnehmen, ein Glücksfall, der der anschaulichen und allgemein verständlichen Darstellung zu gute kommt. Der Besessenheitskult des Bori wird in der Arbeit erstmalig als Relikt eines ehemaligen Fruchtbarkeitskultes gedeutet. Zahlreiche Rituale werden auf farbigen Fotos, die vom Autor in der Feldforschung aufgenommen wurden, für die Fachwelt neuartig dokumentiert. Dieses Buch ist ein Muss für jeden, der sich an der weiteren Diskussion der Geschichte Gobirs bzw. des Hausalandes und der Entstehung vorkolonialer Königtümer in Westafrika beteiligen will.