Wer war Heinrich Brüning?
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Wer war dieser Heinrich Brüning, der am 30. März 1930 kurz nach dem Beginn der Weltwirtschaftskrise zum Reichskanzler ernannt wurde? Namhafte bundesdeutsche Historiker wie Golo Mann nennen den führenden Kopf der katholischen Zentrumspartei einen 'deutschen Politiker vom besten Kaliber', Karl-Dietrich Erdmann stellt die These von Brünings Scheitern '100 Meter vor dem Ziel' auf und Rudolf Morsey behauptet, dass 'Brünings Einsatz für eine freiheitliche Staats- und Gesellschaftsordnung [.] außer Frage' stehe. Brüning löste den Reichstag auf (18.7.1930, Neuwahlen 14.9.1930) und schaltete das Parlament zunächst aus der wirtschafts- und sozialpolitischen Gesetzgebung aus. Ausgabenkürzungen vor allem auf sozialem Gebiet, Steuererhöhungen, Eingriffe in das Tarifrecht, Senkung der Löhne und Gehälter, Subventionen für Großindustrielle wurde von ihm auf dem Verordnungsweg durchgesetzt. Er beschnitt die demokratischen Rechte der Arbeitnehmer (Verordnungen zum 'Schutz des inneren Friedens') und begünstigte die 'probeweise' Einbeziehung der NSDAP in Landesregierungen. In seinen 'Memoiren 1918-1934' (postum 1970 veröffentlicht) gab Brüning unumwunden zu, als Reichskanzler auf die Wiedererrichtung der Hohenzollernmonarchie und die Wiederherstellung der kaiserlichen sozialen und politischen Verhältnisse ('Löhne, Gehälter und Lebenshaltungskosten auf den Stand von 1913', 'Bismarcksche Verfassung') hingearbeitet zu haben. Wolfgang Ruge, emeritierte Professor und Autor vielbeachteter Biographien über Gustav Stresemann, Paul von Hindenburg und Adolf Hitler, stellt die gängigen Geschichtsbetrachtungen radikal in Frage.