Ein Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager in seinem Umfeld:
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Lüneburger Heide, April 1945. Einige Familien packten eilig ihr wichtigstes Hab und Gut auf Pferdefuhrwerke, verschlossen ihre Häuser und machten sich auf den Weg. Sie beabsichtigten jedoch nicht, vor dem herannahenden Kriegsgegner ihre Heimat zu verlassen, sondern suchten einen sicheren Schutz vor den Bombardements und Tieffliegerangriffen der Alliierten, die mittlerweile auch den dünnbesiedelten Landkreis Celle ins Visier nahmen. Ziel der Familien war ein Wald in der Nähe des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, denn, wie ein Bürger aus dem kleinen Nachbarort Walle einige Jahre nach Kriegsende berichtete, „da schossen sie nicht hin.“ Das 1940 zunächst als Kriegsgefangenenlager eingerichtete Bergen-Belsen lag zwar einige Kilometer von den umliegenden Ortschaften entfernt in einem dichten Waldgebiet, war aber, wie das Beispiel zeigt, keineswegs dem Wahrnehmungshorizont der Bevölkerung entschwunden. Auf der Grundlage von Tagebuchaufzeichnungen, Interviews und administrativen Dokumenten zeichnet Steffen Meyer die vielfältigen Berührungspunkte zwischen Bevölkerung und Lager nach und verweist dabei insbesondere auf Handlungsspielräume, die es auch im nationalsozialistischen Unterdrückungssystem gab. Untersucht wird u. a., wie ein Lager in der Größenordnung Bergen-Belsens - insgesamt waren dort mehr als 100.000 Menschen inhaftiert - versorgt wurde und wie die Lagerverwaltung die Arbeitseinsätze der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge organisierte und zum großen Teil in unmittelbarer Nähe des Lagers durchführen ließ. Abschließend beschreibt Steffen Meyer die ersten Monate nach der Befreiung des Lagers und wendet sich nicht zuletzt dem Umgang mit der Vergangenheit in den letzten 50 Jahren zu.