Leben und Wirken des Berliner Internisten Georg Klemperer
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Den Namen Klemperer verbindet der historisch Interessierte vermutlich spontan mit dem Schicksal des Romanisten Georg Klemperer (1881 - 1960), der jüngst durch die Publikation seiner Tagebücher zu Berühmtheit gelangte. Die vorliegende Studie widmet sich dem Leben und Werk seines ältesten Bruders, dem Berliner Internisten Georg Klemperer (1865-1946). Aufgewachsen als ältester Sohn eines Rabbiners und erzogen im Sinne eines zu weitgehender Assimilation bereiten reformfreudigen Judentums, wählte er früh und mit großer Entschiedenheit die medizinische Laufbahn. An der Charité fand er in Ernst von Leyden (1832-1910) nicht nur ein Vorbild, sondern auch einen großzügigen Förderer, der sich in seiner Liberalität gegenüber jungen Wissenschaftlern jüdischer Herkunft von vielen akademischen Autoritäten seiner Zeit unterschied. Klemperers zunächst reibungslos begonnene Karriere kam ins Stocken, als sich in den 1870er Jahren erneut zunehmend antisemitische Tendenzen in der deutschen Gesellschaft bemerkbar machten. Nach seiner Ernennung zum Professor erhielt er nicht die erhoffte Berufung an eine der kleineren Universitäten und musste sich auf die ihn wenig befriedigende Tätigkeit in der Privatpraxis beschränken. Erst im Jahre 1906, als er die Position des Dirigierenden Arztes am Krankenhaus Moabit erhielt, verbesserte sich seine berufliche Situation spürbar. Den Höhepunkt seiner Laufbahn bildet schließlich die Beförderung der von ihm geleiteten I. Inneren Klinik zur IV. Medizinischen Universitätsklinik im Jahr 1919. Die von Klemperer im Laufe der Jahre bearbeiteten wissenschaftlichen Themen sind vielfältig und folgten zumeist den zeitgenössischen Forschungstendenzen. So beschäftigten sich seine ersten Arbeiten aus der Mitte der 1880er Jahre mit mikrobiologischen Fragestellungen. Unter dem Eindruck der bahnbrechenden Erkenntnisse in der Immunologie begann Georg Klemperer gemeinsam mit seinem Bruder Felix (1866-1932) mit Versuchen auf diesem vielversprechenden Gebiet. Diagnostik von Magenerkrankungen, Stoffwechselphysiologie, Nierensteinleiden und Diabetes mellitus. Von 1910 bis 1914 war Klemperer Direktor des Krebsinstituts der Charité. In späteren Jahren interessierte er sich insbesondere für die Psychogenese funktionelle organischer Störungen und für die Möglichkeiten von Suggestivtechniken. Seine Arbeiten enthalten einzelne originäre Ergebnisse, die nachhaltig Beachtung erfuhren. Ein geschlossenes monographisches Werk, das eine herausragende medizingeschichtliche Bedeutung erlangt hätte, entstand jedoch nicht.