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Leben und leben lassen

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Menschen wie Du und ich - so das mediale Versprechen des modernen Unterhaltungs-Fernsehens - reden frei von der Leber weg über alltägliche Themen, anteilnehmend beobachtet von einem ganz gewöhnlichen Publikum. Nichts von diesem Authentizitätsversprechen ist wahr. Die Studiogäste der Nachmittags-Talkshows werden nach ihrer Telegenität ausgesucht, die Themenauswahl folgt den Kriterien der Marktgängigkeit, meist wurde die vermeintliche Live-Show Monate zuvor aufgezeichnet. Selbst das Saalpublikum ist gespickt mit gecasteten Gästen, die nur auf das Stichwort für ihren provokativen Auftritt warten. Hatte schon die inszenierte Alltäglichkeit im „Big Brother“-Container mit dem wahren Leben nichts zu tun, haben sich die neuen Gerichtsshows nun endgültig vom echten Leben verabschiedet: Laiendarsteller spielen die Sorgen und Nöte der kleinen Leute viel glaubwürdiger nach. Statt sich mit der Wirklichkeit zu beschäftigen, hat sich das Fernsehen längst darauf verlegt, Wirklichkeit als Reality herzustellen. In Aufsätzen und Interviews beschäftigt sich Klaudia Brunst mit den formatierten Wirklichkeiten des Fernsehens. In ihren ausführlichen Analysen werden Verbindungslinien deutlich, die von der ersten deutschen Doku-Soap „Die Fussbroichs“ bis zum Fernsehduell der Kanzlerkandidaten Schröder und Stoiber reichen. So kann diese Text-Anthologie auch als eine kleine Geschichte des Reality-TV gelesen werden: Von seinen Anfängen Mitte der 1990-er Jahre, als Medienwächter und Fernsehkritiker noch angesichts des TV-Fälschers Michael Born den Verlust des Authentischen beklagten, bis zu jenem Tag, an dem bei der Fernsehrichterin Barbara Salesch das echte Leben endgültig verbannt und durch geschulte Komparsen erSetzt wurde.

Parameter

ISBN
9783896694096

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Buchvariante

2003, paperback

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