Gehörlose Juden
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Eine doppelte kulturelle Minderheit, Gehörlose Juden, wird hinsichtlich ihrer Identitätsentwicklung unter pädagogisch-psychologischen und historisch-soziologischen Aspekten analysiert. Die jüdische Geschichte dient zur Einführung der erlebten Erfahrung als jüdische Person wie in der Assimilation einerseits und Deaf History («Gehörlosengeschichte») bedingt durch Zwangsoralismus als gehörlose Person andererseits. Letztlich wird die Geschichte der gehörlosen jüdischen Gemeinschaft in einer «nicht-jüdischen oralen Mehrheitsgesellschaft» dargeboten. Die Deaf History bietet die Grundlage zum Verständnis der Bedeutung der Gebärdensprache und Gehörlosenkultur, die relevant für die Identitätsentwicklung Gehörloser und gehörloser Juden sind. Wesentliche Begriffe wie Deaf-Identität und -Pride, Deaf-Culture, Think-Hearing, Oral sowie Muttersprache der Gehörlosen werden behandelt wie auch Assimilation und jüdischer Selbsthass. Die Bezugnahme auf kulturelle und sprachliche Aspekte erläutert und manifestiert die Festlegung Gehörloser als sprachliche Minderheit, die nicht unter der Kategorie Behinderte anzusiedeln ist. Der Identitätskonflikt, der aus der Zugehörigkeit zu zwei Minderheitengruppen resultiert und so eine Potenzierung erfährt, wird mittels eines Rückblicks auf die Geschichte und Interviewerhebungen aus Deutschland, Russland und USA analysiert. Hierbei werden Probleme innerhalb der jüdischen und Gehörlosengemeinschaft (die auch durch den Nationalsozialismus und Antisemitismus evtl. bedingt sind) angesprochen und Lösungsvorschläge dargestellt.