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Menschliche oder göttliche Weisheit?

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Bereits 1877 hat David Kaufmann nachgewiesen, daß Yehuda ha-Levis Kritik an den islamischen Peripatetikern in wesentlichen Punkten al-Ghazalis Tahâfut al-falâsifa folgt. Doch eine thetische Detailkritik, welche die Inkohärenz des avicennischen Systems an einzelnen Lehrsätzen durchdekliniert, ist für beide Denker kein Selbstzweck: Sie dient einer grundsätzlicheren Infragestellung der Philosophie als Lebensideal - als einer Ethik des logon didonai, welche sich in der philosophischen Reflexion zwar manifestiert, jedoch nicht mit einem einzelnen philosophischen Lehrsystem oder Weltbild gleichzusetzen ist. Im Gegensatz zu al-Farabi und Avicenna, welche die Religion als begrifflich aufzuhebende Vorstufe der Philosophie verstehen, beschreiben Ghazali und ha-Levi das Verhältnis von Philosophie und Religion als einen Gegensatz. Zugleich konstruieren sie diesen Gegensatz im Rekurs auf Begriffe und Vorstellungen, welche den islamischen Peripatetikern entlehnt sind. Inwieweit gelingt es Ghazali und ha-Levi, mit diesem begrifflichen Instrumentarium ihre These von einem Konkurrenzverhältnis zwischen religiösem und philosophischem Lebensideal zu artikulieren? Wie werden die beiden Pole des Gegensatzes jeweils verstanden? Die vorliegende Arbeit versucht zu zeigen, daß ha-Levi trotz seiner teilweisen Abhängigkeit von Ghazalis Tahâfut die Philosophie sehr viel grundsätzlicher als dieser in Frage stellt. Während sich hinter Ghazalis Lehre von einem der Philosophie überlegenen sufischen „Enthüllungswissen“ ('ilm al-mukâšafa) häufig Versatzstücke der avicennischen Philosophie verbergen, macht ha-Levi geltend, daß die Personalität des offenbarungsreligiösen Gottesbegriffes eine konkrete Vorstellung davon voraussetzt, wie sich Gott nicht nur als höchstes Schöpfungsprinzip, sondern auch als anredendes Gegenüber manifestiert. An die Stelle der attributiven Theologie Avicennas und Ghazalis setzt er damit eine narrative Theologie, die Gott nicht mehr als ein durch allgemeine Begrifflichkeiten zu qualifizierendes Objekt auffasst, sondern erzählerisch seine Eingriffe in die menschliche Geschichte rekapituliert. Ha-Levi kehrt so die für einen Großteil des mittelalterlichen Denkens charakteristische Priorität des Begrifflichen über das Narrative um.

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ISBN
9783899133127

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Buchvariante

2003, paperback

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